Aktenberge (Symbolbild)
  • Akten stapeln sich in einem Amt (Symbolbild)
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8100 offene E-Mails – Ausländische Fachkräfte verzweifeln an Hamburger Behörde

Das Hamburg Welcome Center soll eine behördliche Anlaufstelle für ausländische Fachkräfte sein, ihnen über die vielen bürokratischen Hürden helfen, etwa, wenn es um Aufenthaltstitel und Arbeitserlaubnis geht. Doch die Betroffenen, vom Software-Ingenieur bis zur Pflegekraft, klagen über elend lange Wartezeiten, nicht beantwortete Mails und hunderte vergebliche Anrufversuche. Eine Anfrage der Linken brachte nun die unfassbare Zahl von 8100 offener E-Mails an Licht.

 „Unter einem Dach arbeiten hier Sozialbehörde, die Innenbehörde, die Agentur für Arbeit und Jobcenter team.arbeit.hamburg Hand in Hand zusammen, um Sie gemeinsam mit weiteren Organisationen zu unterstützen“, heißt es freundlich auf der Seite des „Welcome Center“. Tatsächlich warten Ausländer derzeit im Schnitt 144 Tage auf einen Termin zur erstmaligen Beantragung eines Aufenthaltstitels oder zur Verlängerung des Titels, wie der Senat auf Anfrage der Linksfraktion mitteilte. 144 Tage, das sind annähernd fünf Monate, in denen weder die Fachkraft noch ihr Arbeitgeber Planungssicherheit haben. „Nur enttäuscht. Man braucht stundenlang und mehr als 200 Anrufe um die Professionals-Stelle telefonisch zu erreichen“, heißt es in einer Google-Bewertung.

Eine weiterer Kommentator macht sich Luft: „Die Empfangsdame meinte sogar, dass man 800-900 Mal anrufen muss, bis man vielleicht einmal durchkommt – unfassbar! Es scheint, als wolle man, dass qualifizierte Arbeitskräfte hierher kommen und dann quasi feststecken, und nicht ermöglichen ins Urlaub nach Ausland zu fahren. Wir sind keine Sklaven!!!“ Ein anderer schäumt: „Laut Aussage eines Mitarbeiters muss man hier Glück haben und zwar ganz viel Glück, denn es ist wie eine Lotterie. Was hierbei vergessen wird, ist, dass Glücksspiel eine freiwillige Sache ist. Ein Antrag auf eine Aufenthaltserlaubnis sollte jedoch kein Glücksspiel sein!“

Linke fordert Personalzuwachs

Glücksspiel? Lotterie? Laut Senatsantwort sind in der für die Aufenthaltstitel zuständigen Abteilung derzeit rund 8100 E-Mails unbearbeitet. Erfahrungsgemäß sei ein Teil der Anfragen bereits erledigt, erklärt der Senat.

„Wenn der Senat behauptet, die 8100 unbeantworteten E-Mails beträfen zum Teil auch erledigte Vorgänge, dann ist das keine Entwarnung“, sagte die migrationspolitische Sprecherin der Linken, Carola Ensslen. Wer ein dringendes Anliegen habe und keine Antwort bekomme, sei frustriert und verzweifelt. Auch für die Mitarbeiter scheint die Lage schwierig: Im Sommer 2023 gab es sogar sieben Überlastungsanzeigen, seitdem habe sich laut Senat aber keiner mehr beschwert.

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Die Linksfraktion fordert den Senat auf, neue Mitarbeiter im Hamburg Welcome Center einzustellen. Der Senat teilte unter anderem mit, es seien mehrere Stellen ausgeschrieben. Weitere Stellen sollen im Januar angeboten werden. Derzeit umfasst die Abteilung „Aufenthaltsangelegenheiten für Fachkräfte“ 34 Vollzeitstellen. Im Jahr 2021 lag die Zahl noch bei nur knapp 16.

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