9-Euro-Ticket: Hamburger Senator „sehr irritiert“ über Berliner Alleingang
Bund und Länder diskutieren seit Wochen über eine Nachfolgelösung für das beliebte 9-Euro-Ticket. Jetzt ist Berlin vorgeprescht und erntet dafür Kritik. Auch Hamburgs Finanzsenator Andreas Dressel (SPD) ist von der Berliner Lösung „sehr irritiert“.
Berlin will ab 1. Oktober eine Anschlusslösung für das 9-Euro-Ticket anbieten, finanziert aus Landesmitteln. Das geht aus mehreren Medienberichten hervor. Mit dem Ticket könnten Besitzer aber nur in Berlin, nicht in Brandenburg, und auch nicht mehr bundesweit fahren. Wie viel das lokale Ticket kosten wird, ist noch offen. Gegen diesen Vorstoß regt sich bereits Widerstand.
9-Euro-Ticket: Berlin macht Alleingang
Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) sagte der „Märkischen Oderzeitung“, es müsse ein bundeseinheitliches, attraktives und seriös finanziertes Modell gefunden werden, dass für Flächenländer ebenso funktioniere wie für Stadtstaaten.
Das könnte Sie auch interessieren: 9-Euro-Ticket ade: Länder wollen neue Billigtickets – aber unter einer Bedingung
Verkehrsminister Guido Beermann (CDU) zeigte sich ebenfalls irritiert, er halte Alleingänge nicht für sinnvoll, sagte er den „Potsdamer Neuesten Nachrichten“.
Hamburger Finanzsenator mit Kritik an Berlin
Hamburgs Finanzsenator kann dem Vorpreschen der Berliner offensichtlich auch nichts abgewinnen. Er findet „das Berliner Agieren sehr irritierend, die Länder sollten hier weiter an einem Strang ziehen“, twitterte Dressel am Samstag. „Wie viel Euro bekommt Berlin noch gleich aus dem Länderfinanzausgleich?“, schrieb er weiter mit einem Zwinkersmiley.
Offensichtlich eine Anspielung darauf, dass Berlin im Jahr 2021 mit rund 3,6 Milliarden Euro die größte Summe aus dem Länderfinanzausgleich erhielt. Hamburg gehörte zu den Geberländern und musste rund 230 Millionen an die anderen Länder abgeben.
Heike Sudmann, verkehrspolitische Sprecherin der Linksfraktion, sagte am Samstag auch die Hamburger:innen hätten es verdient, dass „der Senat nicht länger tatenlos dem Trauerspiel im Bund zusieht“. Deshalb müsse umgehend geprüft werden, wie das 9-Euro-Ticket im HVV bis zum Jahresende verlängert werden könne. Schon Ende Juni hatte die Linksfraktion entsprechende Forderungen in der Bürgerschaft gestellt. (abu)