Mieterin Christina Attenberger (75) im Garten des Hauses in der Bethesdastraße.
  • Mieterin Christina Attenberger (75) im Garten des Hauses in der Bethesdastraße.
  • Foto: Florian Quandt

„Abgeholzt ohne Rücksicht auf Verluste“ — Vorwürfe gegen Immobilien-Konzern „Akelius“

Seit 30 Jahren wohnt Christina Attenberger in der Bethesdastraße in Borgfelde. Ihre Wohnung hat zwar keinen Balkon, dafür gehört zu dem Gebäude ein riesiger Garten, den alle Mieter:innen nutzen können. Im Jahr 2019 kaufte der schwedische Immobilienkonzern „Akelius“ den Bau — und von dessen Verständnis von Gartenpflege ist die 75-Jährige mehr als entsetzt.

„Vieles, was hier im Garten geblüht hat, wurde von Mieter:innen in der Vergangenheit angepflanzt!“, erklärt Attenberger, während sie die MOPO in einem kleinen Rundgang durch den Garten führt. Immer wieder zeigt sie nach rechts und nach links. „Vieles wurde einfach so abgeholzt oder geschreddert ohne Rücksicht auf Verluste.“

Hamburg Borgfelde: Posse um verstümmelten Garten

Mit dabei hat die Hamburgerin eine Mappe. Darin sind Bilder, die zeigen, wie der Garten einmal ausgesehen hat. Dort, wo die Fotos vorher große grüne Büsche zeigen, erstreckt sich jetzt nur noch eine große kahle Stelle. Ein trauriger Anblick.

Im Garten in Borgfelde kann man einige Kahlstellen entdecken. Mieterin Christina Attenberger erhebt schwere Vorwürfe. Florian Quandt
Im Garten in Borgfelde kann man einige Kahlstellen entdecken. Mieterin Christina Attenberger erhebt schwere Vorwürfe.
Im Garten in Borgfelde kann man einige Kahlstellen entdecken. Mieterin Christina Attenberger erhebt schwere Vorwürfe.

„Die Rhododendron habe ich selbst hier angepflanzt“, erzählt Attenberger und nickt mit dem Kopf in Richtung der ehemaligen Stelle. „Und der wunderschöne Flieder, der da vorher stand, wurde komplett abgesägt, sodass er auch nicht mehr nachwachsen kann.“ Auch eine Anzahl von Kirschbäumen sei der Pflege zum Opfer gefallen. Jetzt kann man nicht mehr geschützt vor den Blicken der Nachbarn im Garten sitzen.

Hamburg Borgfelde: Vorwürfe gegen Vermieter „Akelius“

Die 75-Jährige erzählt, dass im Dezember vergangenen Jahres auf einmal eine Gartenfirma, beauftragt von „Akelius“, auf dem Grundstück aufgetaucht sei, die innerhalb von zwei Tagen einen Großteil der Pflanzen einfach platt gemacht hätte. Darunter auch eine Tanne im kleinen Garten auf der vorderen Seite in Richtung Straße. „Alles, was Nadeln hat, wächst aber nach der Abholzung nicht mehr“, beklagt sie.

Laut Mieterin Christina Attenberger haben Mitarbeiter:innen einer Gartenfirma innerhalb von zwei Tagen sehr viel platt gemacht. Florian Quandt
Laut Mieterin Christina Attenberger haben Mitarbeiter:innen einer Gartenfirma innerhalb von zwei Tagen sehr viel platt gemacht.
Laut Mieterin Christina Attenberger haben Mitarbeiter:innen einer Gartenfirma innerhalb von zwei Tagen sehr viel platt gemacht.

Ihre Vermutung: Mithilfe des neu gewonnenen Platzes können die Mitarbeiter:innen der Gartenfirma einfacher mit den Laubbläsern hantieren. „Die kommen immer noch alle zwei Wochen mit den Laubbläsern und pusten alles durch die Gegend“, erzählt sie. „Das ist nicht nur laut, sondern vor allem schädlich für die hier lebenden Insekten, Würmer und Spinnen.“ Laub zum Wegpusten gebe es inzwischen ohnehin kaum.

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Attenberger erzählt, dass sie schon mehrmals versucht habe, mit den Gärtner:innen darüber zu sprechen. Weitergekommen sei sie allerdings nicht.

Borgfelde: Das sagt „Akelius“ zu den Vorwürfen

Die MOPO hakte bei „Akelius“ nach, was es mit den Gartenarbeiten auf sich hat. Dort ist man von der Anfrage sehr überrascht. Bisher sei noch keinerlei Rückmeldung oder Beschwerde der Mieter:innen in der Bethesdastraße bei ihnen eingegangen.

„Bei unseren Aktivitäten im Garten des Hauses handelt es sich allerdings auch um normale Gartenpflege, die wir jahreszeitgerecht haben durchführen lassen“, erklärt Sprecherin Stefanie Schulke. „So wurden unter anderem bei einigen Nadelgehölzen die unteren Äste, also Totholz, entfernt und zusätzlich Unkraut beseitigt.“ Die Gartenfläche solle unbedingt als solche weiterhin bestehen bleiben — in gewohnt gepflegtem Zustand.

Darüber kann Attenberger nur lachen. „Diese Arbeiten sind auf keinen Fall bedarfsgerecht“, ist sie sich sicher. Bessert sich die Situation nicht, will sie im Haus Unterschriften gegen das Vorgehen sammeln. 

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