Abholzung in Hamburg: Der Countdown läuft – geht wildes Waldbiotop verloren?
Wilhelmsburg –
Der Countdown läuft. Noch bis Freitag können Anwohner aus dem Bezirk Mitte das Bürgerbegehren zur Rettung des Wilden Waldes in Wilhelmsburg unterzeichnen. Rund 6.000 Stimmen werden gebraucht, damit die Politik sich noch einmal überlegt, die Axt dort am Waldbiotop am Ernst-August-Kanal nicht anzulegen. Das Begehren droht zu scheitern.
In Wilhelmsburg wird für das natürlich gewachsene Waldstückchen am Kanal im nördlichen Reiherstiegviertel gekämpft, das vor allem aus Weiden, Erlen und Pappeln besteht. Doch die Stadt will es für den Bau von rund 1.000 Wohnungen im sogenannten „Spreehafenviertel“ abholzen.
Die Bürgerinitiative „Waldretter“ fordert, das neue Wohnquartier gar nicht zu bauen. „Es ist kein ortsnaher Ausgleich in Wilhelmsburg oder sonstwo in Hamburg möglich“, sagt Sigrun Clausen von der Initiative.
Spreehafenviertel Hamburg: Waldretter sind dagegen
Auch ohne die 1.000 Wohnungen im geplanten Spreehafenviertel werde Wilhelmsburg durch die Umsetzung von sechs weiteren Bauprojekten ein Großteil seiner Grünflächen verlieren, betont die Bürgerinitiative. Die Hauptforderung im Bürgerbegehren ist deshalb, das Gebiet in Zukunft als rechtlich gesicherte Grünfläche auszuweisen.
Unterstützung kommt vom NABU: „Ein natürlich entstandener Wald wie der am Ernst-August-Kanal muss von einer zeitgemäßen Stadtplanung als Schatz begriffen werden, nicht als ungenutzte, zu vermarktende Baufläche“, so Frederik Schawaller, Leiter der Hamburger NABU-Gruppe Süd.
Bürgerinitiative Wilhelmsburg sammelt Unterschriften
Unterschreiben können bis Freitag noch alle im Bezirk Mitte gemeldeten Personen, die älter als 16 Jahre sind. Infos und Unterschriftenlisten gibt es unter www.waldretter.de sowie beim Nabu Hamburg. Und es werden noch viele Unterschriften benötigt. Denn aktuell sind erst rund 3.500 von den benötigten 6.000 zusammen.
Das Problem: In Wilhelmsburg unterschreiben zwar viele, aber in den anderen Stadtteilen des Bezirks ist es schwer, Menschen zu mobilisieren. Zudem fiel das Bürgerbegehren in die Corona-Zeit. Das Sammeln von Unterschriften war zeitweise kaum bis gar nicht möglich. Es gab weder große Veranstaltungen, noch konnte in Fußgängerzonen gesammelt werden. Wegen des Abstandsgebots.
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Wilhelmsburg verändert sich gerade rasant. Viele der dringend benötigten neuen Wohnungen für die Stadt entstehen auf der Elbinsel. In Wilhelmsburg baut die IBA (Tochterunternehmen der Stadt) 4.900 neue Wohnungen in drei Projektgebieten (Spreehafenviertel, Elbinselquartier, Wilhelmsburger Rathausviertel).
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Weitere rund 800 Wohneinheiten können laut IBA in Wilhelmsburg in den Georg-Wilhelm-Höfen und im Inselparkquartier entstehen.