Köhlbrandbrücke-Visualisierung
  • Ohne Brücke, aber mit Seilbahn und Büroflächen – so könnte die Köhlbrandbrücke vielleicht aussehen.
  • Foto: Reimer Breuer Architekten

Abschied von der Köhlbrandbrücke – aber was kommt dann?

Hamburg ohne die Köhlbrandbrücke? Das ist für viele wohl kaum vorstellbar, schließlich thront das Wahrzeichen schon seit 47 Jahren über dem Hafen. Bis 2036 muss die Köhlbrandbrücke aber tatsächlich verschwinden, um Platz für dicke Pötte zu machen. Die MOPO zeigt, was als Ersatz kommen könnte und welche spektakulären Pläne es für die Pylone gibt.

Dass die Köhlbrandbrücke nur noch eine überschaubare Lebenserwartung hat, steht schon länger fest. 2030 soll der Rückbau beginnen, ab dann lohnt sich der Betrieb für die Stadt wirtschaftlich und technisch nicht mehr. Schon jetzt kostet der Unterhalt bis zu zwei Millionen Euro pro Jahr. Für rund 40.000 Fahrzeugen, die zum Ende des Jahrzehnts täglich über die Brücke rollen sollen, ist das Material schlicht zu marode.

Köhlbrandbrücke ist zu niedrig für große Schiffe

Zudem steht das Wahrzeichen der Entwicklung des Hafens buchstäblich im Weg. Für die ganz dicken Schiffe der neuesten Generation ist die Köhlbrandbrücke mit einer durchschnittlichen Durchfahrtshöhe von 53 Metern zu niedrig. Nach dem Abriss aber könnten auch die großen Schiffe den Containerhafen in Altenwerder ohne Probleme ansteuern. Das würde dem Hafen neue Möglichkeiten im harten Wettbewerb einräumen.


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Als Ersatz soll ein Bohrtunnel unter dem Köhlbrand hindurchführen. Wie das funktionieren könnte, hat die Hamburg Port Authority in einer Machbarkeitsstudie festgehalten. Am besten geeignet ist demnach eine Trasse, die im Norden der bestehenden Brücke liegt. Der Weg zwischen den Anschlussstellen Waltershof und Neuhof beträgt dort rund 3,5 Kilometer – das sind rund 100 Meter weniger als die Köhlbrandbrücke heute lang ist.

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Der Bohrtunnel selbst wäre knapp 2,5 Kilometer lang. Statt in ordentlicher Höhe liefe der Verkehr dann gut 39 Meter unter dem Normalhöhennull unter der Elbe hindurch. Die Hafenbehörde HPA schätzt die Bauzeit auf ungefähr sieben Jahre, frühestens ab 2036 stünde der Tunnel dann also als Köhlbrandbrücken-Ersatz parat. Mindestens drei Milliarden Euro dürfte das Projekt veranschlagen, hat die Wirtschaftsbehörde ausgerechnet.

Die blaue Linie zeigt, wo der Tunnel verlaufen könnte – der Weg über die Köhlbrandbrücke ist in Rot eingezeichnet. Hamburg Port Authority 
Köhlbrandbrücke-Visualisierung-HPA-Tunnel
Die blaue Linie zeigt, wo der Tunnel verlaufen könnte – der Weg über die Köhlbrandbrücke ist rot eingezeichnet.

Die Idee einer neuen, höheren Brücke verwarf der Senat bereits im vergangenen Jahr. Zwar wäre die im Bau mit Kosten von knapp 2,5 Milliarden Euro günstiger als ein Tunnel, ein Tunnel ist aber langlebiger – und somit auf lange Sicht die kostensparende Variante. Während eine neue Brücke schon nach 70 Jahren, also um das Jahr 2100 herum, wieder ersetzt werden müsste, könnte ein Tunnel bis zu 130 Jahre lang durchhalten.

Lässt sich ein Teil der Köhlbrandbrücke doch erhalten?

In der HPA-Studie zeigt sich noch ein anderer Vorteil: Ein Tunnel könnte ermöglichen, dort ein autonomes Containertransportsystem zu errichten, wo heute die Brücke steht. Das werde im Zuge der Vorplanungen, die Anfang 2022 abgeschlossen sein sollen, weiter untersucht, heißt es in der Studie.

Ob die Köhlbrandbrücke komplett aus dem Stadtbild verschwindet, ist aber noch nicht ausgemacht. Gut möglich, dass die Pylonen – die auffälligen Träger der Stahlseile – erhalten bleiben und noch weit über den Rückbau hinaus an das Wahrzeichen erinnern werden.

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Wie diese genutzt werden könnten, darüber hat sich das Hamburger Architekturbüro Reimer Breuer Architekten bereits Gedanken gemacht. Die Architekten, die schon mit einem schwimmenden Elb-Freibad für Aufsehen sorgten, wollen die Pylone in ihrem Entwurf nicht nur erhalten, sondern komplett neu als „spannende Nutzflächen“ beleben, wie sie das nennen. Vielleicht lässt sich dann in Zukunft ein Museum besuchen oder in einem Büro arbeiten, wo heute noch der Verkehr rollt.

Für den Fußgänger- und Radverkehr haben sich Reimer Breuer Architekten ebenfalls etwas spektakuläres einfallen lassen: Eine 80 Meter hohe Seilbahn, die zwischen den Pylonen entlang führt. Damit erhalte man das Gefühl, das eine Fahrt über die Köhlbrandbrücke heute bietet, so die Architekten.

So könnte die Köhlbrandbrücke eine Zukunft haben

Wenn die Stadt wollte, ließen sich die Ideen tatsächlich umsetzen, das habe das Architekturbüro absichern lassen. So würde eines der bedeutendsten Bauwerke Hamburgs zumindest nicht komplett verschwinden und in die Geschichtsbücher wandern. Brücken und Hamburg, das ist eben eine besondere Kombi. Als die Köhlbrandbrücke am 20. September 1974 eingeweiht wurde, galt sie als „Die schönste Flussbrücke Europas“ oder auch als „Golden Gate von Hamburg“. Und San Francisco würde die weltbekannte Golden Gate Bridge schließlich auch nicht einfach so abreißen lassen.

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