Ärger um Nachbarn: Hamburger Gedenkstätte für NS-Opfer wird verlegt
Das neue Dokumentationszentrum an der Hamburger Gedenkstätte für die in Konzentrations- und Vernichtungslager deportierten Juden, Sinti und Roma wird vor der geplanten Eröffnung verlegt. Es sollte eigentlich in ein Bürogebäude einziehen.
Die Verlegung ist das Ergebnis eines Mediationsverfahrens, wie die Behörde für Kultur und Medien am Montag mitteilte. Das Zentrum soll nun in einem eigens errichteten Gebäude unterkommen und 2026 eröffnet werden.
Neues Hamburger NS-Gedenkzentrum wird noch vor Baustart verlegt
Das Dokumentationszentrum sollte eigentlich im Erdgeschoss eines Bürogebäudes entstehen, das aktuell in der HafenCity gebaut wird. Die Eröffnung war für 2023 vorgesehen. An den Plänen hatte es aber Kritik gegeben. Der Grund: Der Bauherr wollte die Büros über dem Zentrum an ein Unternehmen vermieten, dessen Vorgängerfirma von der Machtübernahme der Nationalsozialisten profitiert hatte.
In dem für die Kriegswirtschaft wichtigen Unternehmen wurden demnach Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter ausgebeutet. Eine unmittelbare Nachbarschaft sei aus Sicht der Verbände ehemals Verfolgter und ihrer Angehörigen daher nicht vorstellbar gewesen. Daraufhin hatte die Behörde Anfang 2021 das Mediationsverfahren initiiert.
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Die Lösung biete die Chance, das Gedenken an diesem für Hamburg so wichtigen und zentralen Ort zu stärken, sagte Kultursenator Carsten Brosda (SPD). Der bisherige Bauherr habe zugesagt, das Gebäude auf eigene Kosten zu errichten und an die Stadt zu übergeben. Es soll auf einem städtischen Grundstück an der Ericusbrücke entstehen.
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In dem Dokumentationszentrum soll an die mehr als 8000 Menschen aus Hamburg und Norddeutschland erinnert werden, die der KZ-Gedenkstätte Neuengamme zufolge zwischen 1940 und 1945 von den Nationalsozialisten über den damaligen Hannoverschen Bahnhof in den Tod geschickt wurden. 2017 war im nahen Lohsepark bereits ein Gedenkort eingeweiht worden. Er markiert die Stelle des nach dem Krieg abgerissenen Hannoverschen Bahnhofs, an dem die verfolgten Menschen in die Züge steigen mussten. (dpa/mp)