Ärger und Gewalt: Wachmann im Koma: Was ist da los an der Europa Passage?
Altstadt –
Ärger, Gewalt, Belästigungen – und jetzt ein Wachmann im Koma: Was ist da los an der Europa Passage in der Hamburger Innenstadt?
Vor wenigen Tagen ist hier ein Wachmann nach einer Auseinandersetzung ins Koma gefallen. Anlass der Schlägerei laut Polizei-Ermittlungen: Security-Männer hatten eine Gruppe Jugendlicher aufgefordert, die Tunnelanlagen zum Bahnhof Jungferstieg zu verlassen, da sie die Corona-Regeln nicht einhielten und rauchten.
Kein Einzelfall: Immer wieder fallen rund um das Einkaufszentrum Gruppen von Jugendlichen durch Belästigungen von Passanten auf. Schon seit 2015 hat die Polizei zunehmende Probleme mit Straftaten in dem Bereich ausgemacht.
Europa Passage in Hamburg: Immer wieder Ärger mit Jugendlichen
Das Management des Centers wollte mit einem besonderen Konzept deeskalierend auf diese Gruppen eingehen. So sollen laut eines Insiders gezielt Männer jenseits der 55 Jahre in der Security eingesetzt werden, die eher durch gepflegtes und seriöses Aussehen in Erscheinung treten sollten. „Breitschultrige Herren wollte man nicht“, erzählt der Insider der MOPO. Das Problem: Diese Mitarbeiter hätten allesamt keine gesonderte Ausbildung zur Konfliktbewältigung gehabt.
Doch die Heranwachsenden, die in immer größer werdenden Gruppen in die Europa Passage kamen, legten das wohl eher als Schwäche aus, sie sollen sich zunehmend respektlos verhalten haben. Das Konzept jedenfalls gilt als gescheitert.
Senioren als Security eingesetzt? Europa Passage dementiert
Folglich wurde vor gut einem Jahr die „Pütz Security“ engagiert, eine Sicherheitsfirma mit jahrzehntelanger Erfahrung. Chef Thomas Pütz ist bei Prominenten weltweit als Sicherheitsmann bekannt. Doch auch Pütz und sein Team bekamen das Problem nicht wirklich in den Griff.
Auf Nachfrage bestätigt das Center Management der MOPO die gegenwärtige Problematik. Durch den Lockdown sei zudem ein anderes Klientel in der City unterwegs. Dass früher bewusst Männer ab 55 als Security eingesetzt wurden, bestreitet man.
Am 3. März erreichten die Zwischenfälle einen vorläufigen negativen Höhepunkt: Wachmann Kevin H. musste nach einer Auseinandersetzung mit Jugendlichen reanimiert werden. Dabei gehörte der 59-Jährige zu den erfahrensten in seinem Job. Er hatte sogar einen Waffenschein und durfte eine Pistole bei sich tragen.
Doch die nützte Kevin H. an diesem Abend offenbar nichts, als zwei weitere Sicherheitsmitarbeiter und er eine Gruppe Jugendlicher, die ohne Corona-Schutz und rauchend in dem Aufgang zur Passage standen, hinausbitten wollten.
Europa Passage: Familienvater nach Attacke von Jugendlichen im Koma
Zwei Männer aus der Gruppe sollen die Wachleute ohne Vorwarnung angegriffen haben. Der durchtrainierte Kevin H. sackte zusammen, musste reanimiert werden. Er liegt seitdem im Koma. Die Ärzte versuchen aktuell, den Patienten nach und nach aufwachen zu lassen, um ihn dann auf mögliche Hirnschäden zu untersuchen.
Es ist fraglich, ob der Familienvater überleben wird. Ärzte sollen diagnostiziert haben, dass er mehrere Schläge oder Tritte gegen den Kopf bekommen haben muss. Laut Polizei hätte er eine Vorerkrankung gehabt. „Auf den Videoaufnahmen sei zu erkennen, dass er plötzlich zusammensackte“. Rechtsanwältin Ina Franck vertritt die Familie des Opfers. Sie wird dafür kämpfen, dass die Familie im schlimmsten Fall nicht ohne Hilfe dasteht.
Nach Angriff auf Wachmann in Hamburg: Täter identifiziert, aber noch flüchtig
Wie die MOPO erfuhr, soll einer der Täter bereits identifiziert worden sein. Nach ihm wird gefahndet. Sollte er geschnappt werden, wird die Polizei vermutlich auch die anderen Tatbeteiligten schnell ermitteln können.
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Auch wegen tragischer Zwischenfälle wie diesem wird der Ruf nach Bodycams für Sicherheitsmitarbeiter immer lauter.„Neben der Abschreckung vor Gewalttaten würde dies auch ein Instrument für die Täterverfolgung sein“, so der Insider zur MOPO.