• Eine Ärztin warnt vor den Folgen der Corona-Krise bei Kindern. (Archivfoto)
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Ärztin schlägt Alarm: Das sind die größten Verlierer der Corona-Krise

Die Zahlen sind erschreckend: Fast jedes dritte Kind in Deutschland leidet ein Jahr nach Beginn der Corona-Pandemie unter psychischen Auffälligkeiten. Und die Verdachtsfälle auf Kindesmisshandlung sind im ersten Halbjahr 2020 um 23 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Bei den Sieben- bis 17-Jährigen ist das Risiko für psychische Auffälligkeiten von rund 18 Prozent vor Corona auf 31 Prozent während der Pandemie gestiegen.

„Kinder sind die größten Verlierer dieser Krise – ihre Bedürfnisse sind teilweise völlig aus dem Blick geraten“, warnt die Göttinger Kinderärztin Dr. Tanja Brunnert vom Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte im Gesundheitsmagazin „Apotheken Umschau“. Ein Grund dafür seien die fehlenden Räume zur Entfaltung. 

Corona-Krise: Kinder leiden massiv

Beispiel Schulen, Kindergärten und Kinderkrippen: Monatelang wurde aus Sicht von Brunnert hier versäumt, tragfähige Konzepte zu entwickeln. Dass diese Orte in den vergangenen Monaten als Schutz- und Entwicklungsraum erneut wochenlang wegfielen, sei für die Jüngsten der Gesellschaft eine Katastrophe.

Die Pandemie hat auch körperliche Folgen für Kinder: Neun Prozent der Unter-Zehnjährigen haben während der ersten Ausgangsbeschränkungen deutlich zugenommen, so eine Studie des Münchner Zentrums für Ernährungsmedizin.

Auch eine Untersuchung des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) zeigt: Kinder essen seit Pandemiebeginn rund ein Drittel mehr Süßigkeiten. Während gleichzeitig der Medienkonsum steigt, sinkt das Bewegungspensum. 40 Prozent der Kinder trieben zuletzt gar keinen Sport mehr. Experten besorgt dieser Trend, weil die Kleinen überschüssige Pfunde nur schwer wieder loswerden und ihnen im späteren Leben zahlreiche Folgekrankheiten drohen.

Zahlreiche Probleme bei medizinischer Versorgung

Hinzu kommt: Auch die Gesundheitsversorgung junger Patienten leidet während der Pandemie. „Wir beobachten zum Beispiel, dass Kinder mit chronischen Krankheiten wie Diabetes, Asthma, Epilepsie oder Herzproblemen in der Krise ärztlich weniger intensiv begleitet werden und ihre Krankenlast zunimmt“, berichtet Privatdozent Dr. Burkhard Rodeck, leitender Arzt am Christlichen Kinderhospital Osnabrück und Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin.

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Der Verband hat einen Appell veröffentlicht, der auf die größten Probleme bei der medizinischen Versorgung von Kindern aufmerksam macht.

Die Liste ist lang, von verzögerter Diagnosestellung bei akuten Erkrankungen über ein gehäuftes Auftreten von psychischen Beschwerden bis hin zu häuslicher Gewalt, Vernachlässigung, Entwicklungsverzögerungen und traumatischen Trennungserlebnissen aufgrund des Besuchsverbots in Kinderkliniken. (mp)

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