AfD-Chef Chrupalla in Hamburg: Demo-Teilnehmer mit Vorwürfen gegen die Polizei
Der AfD-Bundesvorsitzende Tino Chrupalla hat am Sonntag vor knapp 650 Anhängern seiner Partei in der Friedrich-Ebert-Halle in Heimfeld gesprochen. Im Vorfeld der Veranstaltung war es zu drei Demonstrationen gekommen, während denen die Stimmung kurzzeitig zu kippen drohte. Die Polizei setzte Wasserwerfer und Pfefferspray ein, es gab einige Leichtverletzte, darunter sowohl Polizisten als auch Demonstrierende. Demo-Teilnehmer beschwerten sich hinterher über den unverhältnismäßig heftigen Einsatz der Polizei. Im MOPO-Ticker können Sie die Geschehnisse des Nachmittags nachlesen:
Es berichteten: Annalena Barnickel, Marius Röer, Daniel Gözübüyük, Ivan De Vincenzi, Gregory Straub
+++ Das war’s mit unserem Liveticker aus Heimfeld. Nur 650 der angemeldeten 1000 Teilnehmer sind zur Wahlkampf-Veranstaltung der AfD mit dem Bundesvorsitzenden Tino Chrupalla in der Friedrich-Ebert-Halle in Heimfeld erschienen. Nach Angaben der Polizei waren vor der Halle etwa 3300 Demonstranten anwesend. Am Nachmittag war noch von 2400 Teilnehmern die Rede gewesen, später wurde die Zahl sogar auf 1000 nach unten korrigiert – am Ende war von 3300 die Rede. Die Polizei war mit einem Großaufgebot vor Ort, setzte mehrfach Wasserwerfer und Pfefferspray ein und nahm 18 Personen in Gewahrsam, die die Zufahrt Chrupalles zur Halle blockiert hatten. Mehrere Beamte und Demonstranten hätten Augenreizungen erlitten, sagte ein Sprecher. Während der AfD-Chef in der Halle von seinen Anhängern gefeiert wurde und nicht auf aggressive Wortwahl verzichtete („Diejenigen, die Brandmauern bauen wollen, werden hinter diesen Mauern verbrennen“), bezeichnete der Hamburger AfD-Chef Dirk Nockemann die Gegendemonstranten als „Feinde der Demokratie”. Eine größere Zusammenfassung der Veranstaltung lesen Sie hier.
+++ Die letzten Besucher der Veranstaltung machen sich um kurz nach 18 Uhr auf den Weg, es kommt noch zu vereinzelten Rufen und Gesängen, auch am Bahnhof hat sich die Menschenmenge mittlerweile aufgelöst.
+++ Der Polizeieinsatz vom Nachmittag, bei dem Pfefferspray und Wasserwerfer eingesetzt wurden, ist für viele unverhältnismäßig. „Wir haben von vielen Leuten gehört, die sich friedlich verhalten haben, aber dennoch Pfefferspray abbekommen haben. Es muss von der Polizei mehr dahingehend agiert werden, diesen Protest nicht zu kriminalisieren“, sagt Demonstrantin Nina Wiengarten zur MOPO.
+++ Vor der Halle ist um kurz nach halb sechs nicht mehr viel los. Nur noch etwa 30 „Feinde der Demokratie“, wie Dirk Nockemann sie nennt, sind noch da …
+++ Nachdem die Redebeiträge beendet sich, hallen „AfD-AfD“-Sprechchöre durch die Halle. Währenddessen stellt sich die Polit-Prominenz noch für Selfies zur Verfügung.
+++ Der Stellvertretende Hamburger AfD-Fraktionsvorsitzende Alexander Wolf kommt auf die aufgehängten Plakate von Schülern zu sprechen. „Offensichtlich lassen sich einige Lehrer missbrauchen, ihre Schüler zu indoktrinieren.“ Am Samstag hatten Schülerinnen und Schüler des Friedrich-Ebert-Gymnasiums unter anderem ein riesiges Banner mit „Demokratie braucht keine Alternative“ aufgehängt, um gegen die AfD Veranstaltung zu protestieren.
+++ Die Lage auf den Straßen Heimfeld hat sich mittlerweile etwas beruhigt. Am S-Bahnhof Heimfeld sind aber noch viele Menschen versammelt.
+++ Zu der Veranstaltung der AfD waren 1000 Leute angemeldet, es sind offiziell aber nur 650 Menschen erschienen. Diese Zahlen wurden gerade in der Halle bekannt gegeben.
+++ Chrupalla kommt auf den Namensgeber der Halle zu sprechen, Friedrich Ebert. Er fühle sich verbunden zu Ebert, sagt Chrupalla über den ehemaligen SPD-Reichskanzler, der sich im frühen 20. Jahrhundert für die Arbeiterklasse einsetzte. Die AfD sei die einzige Partei, die das heute noch tue, behauptet Chrupalla.
+++ Chrupalla warnt Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz davor, eine Zusammenarbeit mit der AfD weiter abzulehnen, da „diejenigen, die Brandmauern bauen wollen, hinter diesen Mauern verbrennen werden“.
+++ Das von der Union geforderte Maßnahmenpaket, das unter anderem schärfere Grenzkontrollen und die Abweisung von Flüchtlingen ohne gültige Papiere vorsieht, nennt Chrupalle „ein reines wahlkampftaktisches Manöver“. Einen Politikwechsel gebe es nur mit der AfD.
+++ Eine Drohung? Ein Versprechen? Tino Chrupalla spricht jetzt und sagt: „Wir werden über kurz oder lang regieren. Unsere Zeit der Alternative wird kommen.“
+++ Das Publikum ist sehr interaktiv, immer wieder sind Zwischenrufe wie „Genau“ zu hören. Es wird viel geklatscht, aber auch höhnisch gelacht, wenn es um Rot-Grün geht. Dann sind auch „Heuchler“-Rufe zu hören.
+++ Bevor der Chef spricht, darf aber der Hamburger Landesvorsitzende der AfD reden. Dirk Nockemann tritt ans Mikro und haut erstmal einen raus. In Richtung der Demonstranten vor der Halle sagt er: „Die, die da draußen stehen, sind Feinde der Demokratie und von Meinungsfreiheit.“
+++ Kritik hat Chrupalla bei seinem Auftritt in der Halle nicht zu erwarten, dementsprechend frenetisch wird er unter „Tino, Tino“-Sprechchören und Standing Ovations bejubelt, als er die Bühne betritt.
+++ Nach Polizeiangaben haben sich an den Protesten gegen Chrupallas Auftritt knapp 2400 Menschen beteiligt.
+++ Es ist kurz vor 16 Uhr. In wenigen Minuten soll der Auftritt von Chrupalla in der Friedrich-Ebert-Halle beginnen. Bislang ist das weite Rund zu gut 75 Prozent gefüllt.
+++ „Die AfD bedroht Menschen mit ausländischen Wurzeln und zersägt den Zusammenhalt unserer Gesellschaft“, sagt Wolfgang Brandt vom DGB am Mikrofon.
+++ Wie die MOPO erfahren hat, wurden 18 Personen festgenommen, weil sie versucht hatten, die Anreise von Chrupalle zu verhindern bzw. die Zufahrt zur Friedrich-Ebert-Halle zu blockieren.
+++ Wieder setzt die Polizei Wasserwerfer ein. Die Lage vor Ort ist relativ angespannt, berichten die MOPO-Reporter vor Ort.
+++ Um kurz nach 15 Uhr hat auch die zweite Kundgebung vor der St. Paulus Kirche begonnen. Pröpstin Carolyn Decke hat das Wort ergriffen. „Harburg steht für ein friedliches Zusammenleben, wollen dafür ein Zeichen setzen“, sagt sie, während sie aber immer wieder unterbrochen wird. Sie ergänzt: „Alle, die für die Spaltung der Gesellschaft stehen, sind nicht wählbar.“
+++ Unzählige mit dem Auto angereiste Demoteilnehmer sorgen unterdessen für verstopfte Straßen in den restlos zugeparkten Wohngebieten rund um die Kundgebung. Die Polizei versucht, wenigstens die Kreuzungen freizuhalten.
+++ Es kommt zu Rangeleien mit der Polizei, „ganz Hamburg hasst die Polizei“ rufen die Demonstranten dazu. Der Wasserwerfer kommt erneut zum Einsatz.
+++ Immer wenn AfD-Anhänger entlanglaufen, wird laut gebuht und „Nazis raus“ gerufen. Erneute Warnungen werden ausgesprochen: „Lassen Sie die Leute friedlich passieren“. Polizisten und Demonstranten stehen sich jetzt gegenüber.
+++ Nach mehrmaligen Aufforderungen, Angriffe zu unterlassen, setzt die Polizei jetzt Wasserwerfer ein.
+++ Kurz nach 14 Uhr: Einige Demonstranten drücken gegen Polizisten. Die Beamten richten eine Durchsage an die Demoteilnehmer: „Behindern Sie die Teilnehmer der Veranstaltung nicht an der Anreise und unterlassen Sie es sofort, Gegenstände auf Polizisten zu werfen“, heißt es. Sonst würden Pfefferspray und Wasserwerfer eingesetzt. „Nazis raus“- und „Deutsche Polizisten schützen die Faschisten“-Chöre ertönen.
+++ Um kurz vor halb zwei ist auch Tino Chrupalla angekommen. Er wird ab 16 Uhr zu den 1000 Gästen in der Friedrich-Ebert-Halle sprechen.
+++ Die erste der drei Anti-AfD-Demos hat um 13.15 Uhr begonnen, erste Demonstranten sind in Heimfeld eingetroffen. Die Polizei hat die Heimfelder Straße komplett abgeriegelt. Derzeit sind etwa 500 bis 550 Menschen vor Ort. Die Lage sei ruhig.
– Die Hamburger Polizei bereitet sich auf einen Großeinsatz vor. Und empfiehlt Anwohnern, Ausweispapiere mit sich zu führen und – wenn möglich – den Demonstrationsort zu umgehen beziehungsweise zu umfahren. Absperrgitter wurden rund um das Schulgelände aufgestellt, die sogenannten „Hamburg-Gitter“, die schon bei Weidels Auftritt zum Einsatz kamen. Dazu werden Hundertschaften der Bereitschaftspolizei vor Ort sein. Die Beamten rechnen mit Tausenden Menschen – es sei durchaus möglich, dass wieder die 10.000er-Marke geknackt wird.
– Von 15 bis 18 Uhr erwarten die Jusos zudem noch etwa 300 Teilnehmer für ihren Aufzug „Harburg steht für Vielfalt, nicht für Hetze“, der von der Schwarzenbergstraße bis zur Friedrich-Ebert-Halle ziehen soll.
Diese Gegendemonstrationen sind in Heimfeld geplant
– Gegen Chrupallas Auftritt regt sich in Heimfeld Protest: Ab 13 Uhr hat das Harburger Bündnis „Einig gegen Rechts“ eine Kundgebung am Alten Postweg 28 angemeldet. Um 15 Uhr plant das breite Harburger Bündnis „Demokratie und Zusammenleben in Vielfalt“ eine weitere Kundgebung vor der St. Paulus Kirche direkt am Bahnhof Heimfeld. Erwartet werden hier mindestens 1000 Teilnehmer. Zu dem Bündnis gehören zahlreiche Vereine, von der Hip Hop Akademie bis zur Schützengilde, alle demokratischen Fraktionen der Bezirksversammlung, der interreligiöse Dialog, Gewerkschaften und Kirchengemeinden.
Hamburger Schüler protestieren gegen Chrupallas Auftritt
– Bereits am Samstag hatten Schüler des Friedrich-Ebert-Gymnasiums in Heimfeld gegen Chrupallas Auftritt protestiert. Rund 300 Menschen, darunter Schüler, Lehrer und Angehörige der Kinder, trafen sich, um das Schulgelände für Sonntag umzudekorieren. „No AfD“ steht auf den Plakaten, an den Fenstern kleben Buchstaben: „Unsere Schule bleibt bunt. Nein zu Rassismus“. Am auffälligsten ist das riesige Banner, das am Eingang der Schule prangt. Aufschrift: „Demokratie braucht keine Alternative“.
– Zum Wahlkampfauftakt der AfD werden in der Friedrich-Ebert-Halle rund 1000 Gäste erwartet. Dieser steht unter dem Motto „Es ist Zeit für Hamburg und Deutschland“. Warum die Stadt ihre Halle schon wieder an die AfD vermieten musste, können Sie hier nachlesen.mmm. ..