• Bei Hamburg: Traktoren blockieren das Zentrallager von Lidl.
  • Foto: Marius Röer

Aldi, Lidl, Edeka: Landwirte gegen Supermärkte – das steckt hinter dem Bauernaufstand

Bauernaufstand im Norden! Seit Wochen blockieren Landwirte mit zig Treckern Zentrallager von Discountern, Supermärkten und Molkereien. Erst am Dienstagabend legten 100 Landwirte das Industriegebiet in Siek (Kreis Stormarn) bei Hamburg lahm, um das Lidl-Zentrallager abzuriegeln. Worum geht’s im Bauernkrieg – und was hat das mit uns allen zu tun?

„Die größten Themen derzeit sind sinkende Preise für Milcherzeugnisse, Butterpreise und das Schweinefleisch“, sagt Carsten Bargmann, Geschäftsführer des Bauernverbandes Hamburg. Das Problem: Landwirte müssen immer höhere Standards zum Wohle der Tiere befolgen, die ohne Investitionen etwa in neue Ställe nicht zu erreichen sind. Und das, während die Abnahmepreise immer weiter sinken. „Bei einer tiergerechten Haltung sollte der Preis pro Liter Milch mindestens bei 38 Cent liegen“, sagt Bargmann. Tatsächlich bekommen die Landwirte aber nur rund 30 Cent.

Auch in Hamburg: Preise für Butter sinken

Der Rückgang der Butterpreise bereitet den Bauern ebenfalls Sorgen. Auf Nachfrage bei Aldi heißt es: „Es ist völlig normal und wiederholt sich jedes Jahr aufs Neue, dass die Einkaufspreise für Butter aufgrund der hohen Nachfrage zur Weihnachtszeit ansteigen und danach zu Jahresbeginn wieder zurückgehen“, so ein Sprecher. Das bestätigt auch der Geschäftsführer des Bauernverbandes, nur sei es in den vergangenen Jahren kein so starker Abfall von knapp 60 Cent, sondern eher zehn Cent gewesen.

Durch die Corona-Krise, aber auch durch die grassierende Afrikanische Schweinepest, sind gerade Landwirte in der Schweinehaltung stark gebeutelt. Durch die Schließungen von Schlachthöfen stauten sich die Tiere in den Stallungen, der Export ist durch die Schweinepest derzeit ebenfalls stark eingeschränkt.

Lebensmittel-Discounter haben eine enorme Machtstellung

Die Lebensmittel-Discounter hätten eine enorme Machtstellung, sagt Bargmann. Mittlerweile gibt es nur noch vier große Abnehmer: Edeka, Aldi, die Rewe Group und die Schwarz Gruppe, zu denen beispielsweise Lidl gehört. Die Verträge bestehen in den meisten Fällen nicht zwischen den Landwirten und dem Handel, sondern mit den jeweiligen Verarbeitern. Schlachthöfe und Molkereien dienen quasi als Mittelsmänner und haben Verträge mit beiden Seiten – die Landwirte sind aber abhängig vom Verkaufspreis im Laden, da sich daran bemisst, wie viel im Endeffekt wieder bei ihnen ankommt.

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Die Proteste scheinen Wirkung zu zeigen. Lidl und auch Aldi haben den Vertretern der Landwirte in Gesprächen zugesichert, zukünftig mehr regionale Milchprodukte zu beziehen, teilweise seien die Preise für Schweinefleisch ebenfalls gestiegen. Einen konkreten Lösungsvorschlag gibt es derzeit allerdings noch nicht. Das Hauptproblem liege nach Angaben von Aldi aber nicht allein beim Handel, sondern auch in der Politik, der Industrie und den Verbrauchern, die allesamt mehr einbezogen werden sollten.

Nachhaltige Lebensmittel müssen teurer werden

Ohne eine Erhöhung der Handelspreise und den damit steigenden Abgabepreisen können viele Landwirte die Anforderungen des Bundes und der EU zur Tierhaltung nicht mehr einhalten. „Viele Menschen wünschen sich Nahrungsmittel von Tieren aus guter Haltung“, sagt Bargmann, nur bezahlen wollen es nicht alle.

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