Traumstart für den Altonaer Fischmarkt – mit teils schrägen Auflagen
Die Sonne scheint, ein lauer Wind weht über den Marktplatz an der Elbe – und es riecht endlich wieder nach frischem Fisch: Eine Hamburger Institution ist zurückgekehrt! Trotz der strengen Auflagen ist die Laune gut. Die MOPO war beim ersten Altonaer Fischmarkt seit über einem Jahr vor Ort.
„Willst’n Aal haben?“, fragt Dieter Bruhn, besser bekannt als „Aale Dieter“, eine Kundin. Ein typischer Fischmark-Satz, der lange nicht mehr gefallen ist. Es ist 8.30 Uhr, der Fischmarkt ist schon seit einigen Stunden wieder in Gange – und es ist ungewöhnlich still. „Das große Geschäft ist das noch nicht, aber ich habe Stammkunden, die schon jahrelang bei mir kaufen“, so der Kult-Verkäufer.
Hamburg: Altonaer Fischmarkt kehrt zurück
Sehr ruhig und gesittet geht es dort zu, wo vor Corona am frühen Sonntagmorgen Gedränge und Remmidemmi herrschte, wo Mettwürste und Zimmerpflanzen in die johlende Menge flogen: Musiker und Marktschreier sind verboten, nur die Hälfte der Schausteller hat ihre Stände aufgebaut. Die Nachtschwärmer vom Kiez und die Touristenmassen fehlen. Zudem gelten Maskenpflicht und Abstandsregeln, auch der Verzehr von Essen und Getränken ist auf dem Gelände nicht erlaubt.
- Florian Quandt Aale-Dieter gibt wieder Autogramme auf dem Hamburger Fischmarkt.
- Florian Quandt Stefanie von Berg, Bezirksamtsleiterin von Altona, stattete dem Fischmarkt einen Besuch ab.
- Florian Quandt Karin, Sandro und Sohn Otto aus Barmbek sind extra für den Obstkorb zum Fischmarkt gefahren.
- Florian Quandt Eine Gruppe Kiezgänger aus Hannover und Bremen ging mit gefüllten Taschen vom Fischmarkt.
- Florian Quandt Sonja aus Altona kaufte ein Drachenbäumchen, um die Händler zu unterstützen.
Auf dem Fischmarkt darf man kein Fischbrötchen essen? Verantwortlich für die strengen Vorgaben ist laut Bezirksamt Altona die aktuelle Eindämmungsverordnung, die besagt, dass der Fischmarkt als normaler Wochenmarkt veranstaltet werden muss. Daher müssen dort auch die gleichen Regelungen wie für andere Wochenmärkte gelten.
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Doch für die Händler steht an erster Stelle, dass es überhaupt weitergeht. „Nachher muss man dran feilen, dass der Fischmarkt, wenn die Pandemie zu Ende ist, wieder zur alten Stärke kommt“, so Dieter Bruhn. Wenn‘s nach ihm ginge, hätte man den Fischmarkt schon früher unter Hygieneauflagen öffnen können.
Hamburger Fischmarkt mit vielen bekannten Gesichtern
Dennoch: Die Stimmung ist gut, resümiert Stefanie von Berg, Bezirksamtsleiterin Altona. Sie hat dem Fischmarkt einen frühen Besuch abgestattet. „Ich finde es total super, dass der Fischmarkt wieder auf ist – wenn auch unter Pandemiebedingungen. Ich glaube wir haben einen super Einstieg hingekriegt“, sagt sie. Der Zeitpunkt sei optimal gewesen, um den Touristenmagneten am Hamburger Hafen wieder zu öffnen.
Die Besucher erwarten viele altbekannte Gesichter: Auch der Holländische Blumenkönig hat seinen Stand wieder aufgebaut – und zeigt sich positiv überrascht. „Ich habe nicht mit so vielen Leuten gerechnet“, sagt Verkäufer Roberto Saarloos. Er habe sich gefreut, seine Stammkunden nach so langer Zeit zum ersten Mal wiederzusehen – trotzdem fehlt ihm etwas. „Ich bin froh, wenn es wieder wie der alte Fischmarkt ist und ich als Marktschreier arbeiten kann.“
Fischmarkt: Über Normalbetrieb entscheidet der Impffortschritt
Kult-Barista Jessy Greaves verkauft wieder „lecker lecker Kaffee“: Der Mann mit der Rasta-Mähne lockt sonst mit Reggae-Sounds und Gesangseinlagen zu seinem mobilen Coffeeshop – doch auch jetzt stehen die Menschen Schlange bei Jessy, der immer gute Laune verbreitet. „Ich bin glücklich und genieße die Zeit. Leider kann ich keine Musik machen, aber es kommt irgendwann wieder. Es ist erstmal ein Anfang – besser als gar nichts“, sagt er.
Und wie geht’s weiter? Entscheidend für den Normalbetrieb ist offenbar der Impffortschritt. „Wenn wir weiter unten bleiben mit der Inzidenz und die Durchimpfung der Bevölkerung voranschreitet – das ist unsere allerwichtigste Säule – können wir auch wieder Stück für Stück zum alten Fischmarkt zurückkehren“, sagt von Berg. Das werde gemeinsam mit dem Schaustellerverband, den Händlern und der Sozialbehörde entschieden.