• Polizei vor der Synagoge an der Hohe Weide (Eimsbüttel).
  • Foto: imago images/Chris Emil Janßen

Angriff vor Hamburger Synagoge: Update: Täter vermutlich nicht schuldfähig

Der Mann, der vor der Synagoge in Eimsbüttel einen jüdischen Studenten schwer verletzt hat, wurde in die Psychiatrie eingewiesen. Der Haftrichter hat die einstweilige Unterbringung angeordnet. Der Unterbringungsbefehl wurde wegen des Verdachtes des versuchten Mordes erlassen. Es ist davon auszugehen, dass der Angreifer (29) während der Schläge mit dem Klappspaten vermindert schuldfähig oder gar schulunfähig war.

Laut Landeskriminalamt und der Generalstaatsanwaltschaft Hamburg werden die brutalen Schläge mit einem Klappspaten als versuchter Mord mit mutmaßlich antisemitischem Hintergrund eingeschätzt. Die Wohnung des Verdächtigen (29) in Langenhorn wurde durchsucht. Die jüdische Gemeinde Hamburg wertet die Tat als „Terroranschlag“.

Am Tag nach dem Angriff auf einen jüdischen Studenten vor der Synagoge in Eimsbüttel besuchte Hamburgs Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank (Grüne) den Tatort: „Wer glaubte, Antisemitismus sei hier kein Thema, weil wir uns ja als offene und tolerante Hansestadt präsentieren, der sieht durch diesen schrecklichen Angriff, dass auch wir uns intensiv mit dem Thema beschäftigen müssen.“ Als eine Maßnahme nannte Fegebank die verstärkte Prävention an Schulen.

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Katharina Fegebank (Grüne) im Gespräch mit Landesrabbiner Shlomo Bistritzky am Tatort des Angriffs in Eimsbüttel.

Foto:

Patrick Sun/ Patrick Sun

Hamburgs Landesrabbiner Shlomo Bistritzky fordert via Twitter: „Wir möchten jetzt keine Solidarität, wir wollen Taten!“

Video: Jüdische Gemeinede und zweite Bürgermeisterin sehen Handlungsbedarf

Angriff vor Hamburger Synagoge: Verdächtiger hatte Zettel mit Hakenkreuz

Nach der Festnahme des in Hamburg bislang polizeilich nicht in Erscheinung getretenen Beschuldigten hatten die Ermittler in dessen Hosentasche einen Zettel mit einem handschriftlich aufgemalten Hakenkreuz gefunden. Der Mann, ein Deutsch-Kasache, wirkte nach Polizeiangaben „extrem verwirrt“. 

Bei ihm wurden Personalpapiere gefunden, die mit einer Anschrift in Berlin versehen waren. Die Überprüfung dort ergab, dass er seit 2019 nicht mehr in Berlin wohnt.

Angriff vor Hamburger Synagoge: Wohnung durchsucht

Weitere Ermittlungen führten zu einer Wohnung in Langenhorn, in der sich der Beschuldigte unangemeldet aufhielt. Die Generalstaatsanwaltschaft Hamburg erwirkte noch in der Nacht einen Durchsuchungsbeschluss für diese Anschrift.

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Eingang der Synagoge in der Straße Hohe Weide (Eimsbüttel).

Foto:

imago images/Chris Emil Janßen

In der Wohnung wurden Datenträger sichergestellt, deren Auswertung andauert. Nach aktuellem Ermittlungsstand liegen keine Hinweise auf Mittäter vor.

Angriff vor Synagoge: Gemeinde spricht von Terroranschlag

Der Vorsitzende der jüdischen Gemeinde in Hamburg, Philipp Stricharz, hat den Angriff als „Terroranschlag“ bezeichnet: „Terror deswegen, weil solche Taten die Leute verunsichern und sie zum Teil in Angst versetzen. Und zwar in die Angst, ob man wirklich ohne Verletzungen und Behelligungen unsere jüdischen Einrichtungen erreicht, um Feste zu feiern“.

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Philipp Stricharz, erster Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde in Hamburg.

Foto:

picture alliance/dpa

Die Gemeinde sei fassungslos, dass trotz aller Maßnahmen vor der jüdischen Synagoge und seitens der jüdischen Gemeinde „jemand noch so nah an die Synagoge rankommt und eine solche Tat begeht“.

Angriff vor Synagoge: Opfer war zu Gast in Hamburg

Bei dem verletzten Studenten handelt es sich der jüdischen Gemeinde zufolge um einen Gast, der in Hamburg zu Besuch war. „Er hält sich tapfer und wacker. Aber es ist schon so, dass er schwer verletzt ist. Nicht lebensbedrohlich“, sagte Stricharz weiter. Unmittelbar nach dem Angriff habe das Opfer gegenüber der Polizei ausgesagt, dass es den Täter noch nie zuvor gesehen habe, so ein Polizeisprecher dazu.

Antisemitischer Angriff in Hamburg: „Polizeipräsenz reicht nicht“

Der Gemeindevorsitzende plädierte dafür, dass Sicherheitssystem zum Schutz der Mitglieder zu verändern. „Rein operativ oder taktisch muss man sicherlich einiges hier ändern. So etwas darf nicht passieren. Es reicht offenbar nicht, eine massive Polizeipräsenz zu haben.“ Es gehe nun darum, wie genau die stattfindet.

Synagoge in Hamburg: Verdächtiger stammt aus Kasachstan

Der Deutsch-Kasache soll vor der Tat bereits in psychiatrischer Behandlung gewesen sein. Nach dem Angriff mit dem Klappspaten auf den jüdischen Studenten hat er laut Zeugenaussagen merkwürdig steif gestanden und gewartet, bis ihn Polizisten überwältigten.

Angriff vor Synagoge: Verdächtiger in Bundeswehruniform

Die Ermittlungen zur Herkunft der vom Beschuldigten getragenen Bundeswehruniform dauern an.

Antisemitischer Angriff: Das sagen Hamburger Politiker

Die Regierungsfraktionen von SPD und Grünen verurteilen den Angriff in einer Stellung „auf das Schärfste“. Ekkehard Wysocki, religionspolitischer Sprecher der SPD-Bürgerschaftsfraktion: „Ich bin bestürzt darüber, dass es in unserer toleranten und weltoffenen Stadt zu einem offenbar antisemitisch motivierten Angriff gekommen ist. Ein jüdischer Student wurde angegriffen, wir wünschen ihm alles Gute und eine baldige Genesung. Die Jüdische Gemeinde hat unsere Solidarität und vollste Unterstützung im Kampf gegen Antisemitismus.“

Michael Gwosdz, religionspolitischer Sprecher der Grünen Bürgerschaftsfraktion: „Der brutale Angriff auf einen jüdischen Studenten macht mich wütend und fassungslos. Für uns Grüne ist klar: Wir stehen an der Seite der Jüdischen Gemeinde, wir alle dürfen im Kampf gegen Antisemitismus und Rechtsextremismus keinen Augenblick nachlassen.“

Die FDP-Fraktion Eimsbüttel zeigt derweil mit dem Finger nach Berlin, in der unbestätigten Annahme, der dortige Senat habe den Verdächtigen ohne Überprüfung auf Antisemitismus eingebürgert. Burkhardt Müller-Sönksen: „Auch in dieser Hinsicht wird der Hamburger Senat bei seinen Berliner Kollegen präzise und unbequeme Nachfragen stellen müssen.“

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