Des einen Freud... Während erwachsene Kiffer die Teil-Legalisierung von Cannabis feiern, haben viele Eltern große Sorgen.
  • Des einen Freud... Während erwachsene Kiffer die Teil-Legalisierung von Cannabis feiern wie hier in Berlin, haben viele Eltern große Sorgen.
  • Foto: picture alliance/dpa/Sebastian Gollnow

Angst vor Cannabis: Experten beantworten die wichtigsten Fragen von Eltern

Besitz und Konsum von Cannabis sind jetzt teilweise legalisiert. Wie groß die Verunsicherung vieler Bürger ist, wurde bei einer Telefonaktion der MOPO deutlich. Vor allem Eltern und Großeltern meldeten sich, um sich über die neue Gesetzeslage zu informieren und um sich Rat zu holen: Wie sollen sie nun umgehen mit ihren kiffenden Kindern und Enkeln? Ein Beraterteam der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) beantwortete die Fragen.

Wenn Cannabis jetzt legal ist – wie kriege ich es hin, dass meine Kinder nicht ständig kiffen?

Cannabis ist nicht für alle legal. Für Jugendliche unter 18 Jahren bleibt die Droge verboten. Mit dem neuen Gesetz wird die Weitergabe von Cannabis an Jugendliche sogar stärker geahndet – mit mindestens zwei Jahren Freiheitsentzug. Hinzu kommt: Da Cannabis aus der Tabuzone geholt wurde, kann man jetzt glaubwürdig über die Risiken des Kiffens, über Test- und Ausstiegsmöglichkeiten informieren. 

Cannabis: Werden Kiffer schizophren?

Wird schizophren, wer häufig kifft?

Kiffen in jungen Jahren steht mit Gehirnveränderungen im Zusammenhang, die das Risiko für Schizophrenie erhöhen können. Kiffen ist generell für Jugendliche gefährlicher als für Erwachsene. Denn ein ständiges „Fluten“ mit dem Cannabis-Wirkstoff THC stört den Reifeprozess des jugendlichen Gehirns. Die geistige Leistungsfähigkeit kann sich verringern und die Persönlichkeitsentwicklung gestört werden. 

Gibt es Entzugserscheinungen, wenn man mit dem Kiffen aufhört?

Insbesondere bei langem, regelmäßigem Gebrauch von Cannabis sind beim Entzug Schlafstörungen, erhöhter Reizbarkeit oder körperlicher Unruhe möglich. Es kann helfen, tagsüber aktiv zu sein und sich abzulenken. Vor allem sportliche Aktivität ist ein gutes Mittel. 

Kann man erkennen, ob jemand gekifft hat?

Anzeichen sind zum Beispiel ein spezieller, süßlicher Rauchgeruch, Schläfrigkeit, langsame Reaktionen, auffallende Gesprächigkeit oder Schweigsamkeit, übertriebene Albernheit, gerötete oder geschwollene Augen, verringerte Konzentration.

Seit dem 1. April darf jeder Volljährige bis zu 25 Gramm getrocknetes Cannabis mit sich führen. (Symbolbild) imago/Sven Simon
Blüten einer Hanfpflanze
Seit dem 1. April gilt das neue Cannabis-Gesetz.

Wir haben schon oft unseren Sohn (16) überzeugen wollen, das Kiffen zu lassen – vergebens. Sollten wir besser schweigen?

Nein, suchen Sie mit ihm immer wieder das Gespräch. Veränderungen brauchen Zeit und Geduld. Bleiben Sie ruhig und positiv. Halten Sie keine Moralpredigten und urteilen Sie nicht pauschal. Das würde nur den Widerstand Ihres Sohnes wecken. Versuchen Sie stattdessen, ihn zum Nachdenken anzuregen. Unter www.cannabispraevention.de/eltern/tipps-und-hilfe/ finden Sie weitere Tipps. 

Cannabiskonsum: Wie umgehen mit kiffenden Kindern?

Als ich unsere Tochter (17) aufs Kiffen ansprach, sagte sie, dass ich ja auch Drogen konsumiere, nämlich Alkohol. Damit war das Gespräch beendet. Was nun?

Man muss sich darauf einstellen, dass der eigene Konsum von Alkohol oder Nikotin oder Cannabis in einem solchen Gespräch hinterfragt wird. Deshalb ist es gut, vorab den eigenen Konsum zu überdenken und eine klare Haltung einzunehmen.  Begründen Sie Ihre elterliche Sorge. Lassen Sie sich im Gespräch nicht provozieren. Ein Streitgespräch mit gegenseitigen Belehrungen ist nicht hilfreich.

Mein Sohn ist der Auffassung, dass ein Gespräch mit mir über Cannabis zwecklos sei, da ich noch nie gekifft hätte. Wie reagiert man da?

Man könnte zum Beispiel entgegnen, dass man nicht eigene Erfahrungen braucht, um sich gut auszukennen, dass es aber ausreichend wissenschaftlich belegte Fakten zu den gesundheitlichen Risiken des Cannabiskonsums im Jugendalter gibt. Eigene Erfahrungen lassen sich ohnehin nicht verallgemeinern, schon gar nicht was den Konsum von Cannabis betrifft. Denn die Droge kann bei jedem anders wirken. 

„Konsequenzen sind wichtig. Drohungen sind es nicht“

Ich habe neulich unseren Sohn gelobt, weil er nur noch am Wochenende kifft. Meine Eltern waren darüber empört. Sie sagen, er müsse doch völlig aufhören. War mein Lob falsch?

Nein, man soll jede positive Änderung loben. Ziel ist natürlich, dass Ihr Sohn gar nicht mehr kifft. Auf dem Weg dorthin ist es aber auch ein Erfolg, wenn er weniger kifft. Man sollte auch immer im Hinterkopf behalten, dass bei den meisten Jugendlichen der Cannabiskonsum nur eine vorübergehende Phase ist.

Hier wird gerade ein Joint gebaut. Bundeszentrale für gesundheiliche Aufklärung
Cannabis
Hier wird gerade ein Joint gebaut.

Meine Mutter meint, ich müsse viel konsequenter gegen das Kiffen meiner Tochter (14) vorgehen, zum Beispiel Stubenarrest androhen oder die Geburtstagsfeier absagen. Soll ich das wirklich tun? 

Konsequenzen sind wichtig. Drohungen sind es nicht. Sie belasten die Beziehung zwischen Ihnen und Ihrer Tochter. Aber Sie können Ihr Zuhause zu einer cannabisfreien Zone erklären. Sie können auch das Taschengeld kürzen, wenn Ihre Tochter damit Cannabisprodukte kauft oder die Ausgehzeit begrenzen, wenn sie in dieser Zeit kifft. Das Wichtigste ist aber, dass Sie mit ihr im Gespräch bleiben.

Das könnte Sie auch interessieren: Auch in Hamburgs Kneipen und Biergärten darf gekifft werden – unter einer Bedingung

Unsere Tochter (15) kifft und schwänzt die Schule. Noch dazu leugnet sie alles. Das macht mich echt wütend. Ich fürchte, dass ich ihr gegenüber völlig ausraste … 

Selbst wenn es schwerfällt: Versuchen Sie, ruhig zu bleiben. Aber Ihre Tochter soll wissen, wie Sie sich fühlen. Beschreiben Sie Ihre Wut, Ihre Enttäuschung, Ihre Sorgen. Wenn Sie das Gefühl haben, sich nicht mehr kontrollieren zu können, verlassen Sie den Raum. Sprechen Sie das Thema zu einem späteren Zeitpunkt wieder an. Falls Sie nicht weiterkommen, holen Sie sich Hilfe von Profis. Entsprechende Beratungsstellen finden Sie unter www.dhs.de/service/suchthilfeverzeichnis.

Cannabis: Wie kann man aufhören?

Ich wollte weg von den Joints, es ging aber nicht. Beratungsstellen sind nicht mein Ding. Gibt es Alternativen?

Ja, unter www.drugcom.de/drogenberatung-online/. Dort finden Sie auch das kostenlose und anonyme Ausstiegsprogramm „Quit the Shit“.

Seit etwa einem halben Jahr kifft mein Kumpel mehrmals täglich. Wie kann ich das ansprechen, ohne unsere Freundschaft zu gefährden?

Beginnen Sie das Gespräch nur, wenn er nüchtern ist. Sprechen Sie offen über Ihre Sorge, dass die Freundschaft und seine Zukunft in Gefahr sind. Fragen Sie ihn nach seinem Leben, nach eventuellen Problemen. Versuchen Sie, ganz sachlich zu bleiben. Menschen ändern sich nur, wenn sie ein Problem erkennen. 

Ich trinke gern ein Bier und rauche dazu einen Joint. Mein Bruder meint, das sei gefährlicher als nur zu kiffen. Stimmt das?

Ja, Kiffen zusammen mit Alkohol ist sehr belastend für den Kreislauf. Die Kombination der Drogen führt oft zu Übelkeit und Erbrechen. Außerdem verschlechtern sich Reaktions- und Orientierungsfähigkeit in beträchtlichem Maße. Es kann zu einem kompletten Kontrollverlust kommen.

Email
Share on facebook
Share on twitter
Share on whatsapp