• In den letzten Monaten  haben viele Schlaganfall- und Herzinfarktpatienten die Hamburger Notaufnahmen gemieden.
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Angst vor Corona-Infektion: Viele schwerkranke Menschen meiden die Notaufnahme

Aus Angst vor Corona verzeichneten Hamburgs Notaufnahmen immer weniger Patienten. Sowohl bei Herzinfarkten als auch bei Schlaganfällen sind die Zahlen bis zu 50 Prozent gesunken! Dabei ist gerade in solchen Notfällen das Meiden von Krankenhäusern lebensbedrohlich, warnen Mediziner.

 „Das dominierende Phänomen, das wir erlebt haben, war einfach das Thema Angst. Die Leute waren und sind immer noch extrem verunsichert“, sagte Stephan Willems, Chefarzt der Kardiologie an der Asklepios-Klinik in St. Georg. Die Angst, sich anzustecken sei so groß gewesen, dass Betroffene das Krankenhaus lieber gemieden haben.

Sie würden das Krankenhaus mit einer Covid-19-Infektion gleichsetzen. „Notaufnahme heißt, ich infiziere mich. Dann bleibe ich lieber zu Hause und warte, bis meine Symptome von alleine wieder weggehen“, hätten sich stattdessen viele Patienten gedacht.

UKE und Asklepios: Drastisch weniger Patienten

Die Zahlen sprechen Bände: Das UKE hatte laut Christian Gerloff, Direktor der Klinik und Poliklinik für Neurologie, ab dem 18. März bis zu 50 Prozent weniger Patienten mit Schlaganfällen. Dieser Trend habe sich bis Mitte April fortgesetzt.

Auch bei den Asklepios-Kliniken sind die Zahlen spürbar gesunken. So seien – basierend auf Zahlen aus den Jahren 2018 und 2019 – vom 23. März bis zum 26. April 115 Herzinfarktpatienten weniger eingeliefert worden. Das entspricht einem Rückgang um 37,4 Prozent.

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Viele Herzinfarkt-Patienten seien mit sehr schlimmen Schmerzen zwar doch noch ins Krankenhaus gekommen, aber eben deutlich später. Das sei lebensbedrohlich und könne zu dauerhaften Schäden führen. „Mit jeder Minute, die man verstreichen lässt, geht Herzmuskelgewebe kaputt und es entwickelt sich eine Herzschwäche.“ Das sei in Deutschland absolut unnötig, weil es hierzulande flächendeckend einen 24-Stunden-Herz-Katheder-Notdienst gibt.

Kardiologe zu Corona: „Kein erhöhtes Risiko in den Notaufnahmen“

Seit Anfang Mai ist in beiden Häusern wieder ein Trend zur Normalisierung erkennbar, dennoch appelliert Kardiologe Willems eindringlich an Betroffene und ihre Angehörigen, bei Beschwerden sofort die Notaufnahme aufzusuchen. Es gebe dort kein erhöhtes Risiko, da die Patienten sofort getrennt werden. 

So erkennt man einen Schlaganfall

Bei einem Schlaganfall oder einem Herzinfarkt werden Blutgefäße plötzlich nicht mehr ausreichend durchblutet. Schlaganfall-Symptome sind Lähmungen, Taubheitsgefühl auf einer Körperseite, Sehstörungen, Sprach- und Verständnisstörungen sowie Schwindel und starke Kopfschmerzen. Mit einem Herzinfarkt gehen meist mehrminütige plötzliche und sehr starke Schmerzen in der linken Brust, Atemnot und Angstgefühl bis zur Todesangst einher.

In beiden Fällen sollte sofort der Notarzt gerufen werden – egal, ob Wochenende, nachts oder Corona-Pandemie ist. (dpa/lmr)

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