• Foto: Blaulicht-News

Anschlag in Hanau: Protest vor AfD-Zentrale – 3200 Menschen zogen in die Schanze

Die schreckliche Tat in Hanau erschüttert ganz Deutschland – und sorgt auch im weltoffenen Hamburg für Bestürzung. Nach dem rassistischen Terrorakt, bei dem zehn Menschen getötet wurden, haben sich am Donnerstagnachmittag hunderte Menschen zu einer Protest- und Gedenkveranstaltung auf dem Hamburger Rathausmarkt versammelt. Am Abend fand eine weitere Demo statt. Sie startete vor der AfD-Zentrale.  

Hamburg: 3200 bei Demo in der City – gegen die AfD

3200 Menschen sind am Donnerstagabend nach Polizeiangaben gegen Rassismus und rechten Terror in Hamburg auf die Straße gegangen. Die Veranstalter sprachen sogar von 4000 Teilnehmern. Die Demonstranten versammelten sich vor der AfD-Zentrale.

„Kein Platz für Nazis“ steht auf den Schilder der Demonstranten in Hamburg.

„Kein Platz für Nazis“ steht auf den Schilder der Demonstranten. Tausende sind am Donnerstagabend in Hamburg nach dem Anschlag von Hanau auf die Straße gegangen. 

Foto:

Blaulicht-News 

Die Linke hatte zur Teilnahme an dem Protest antifaschistischer und kurdischer Gruppen vor den Büroräumen der AfD in der Innenstadt aufgerufen. „Rassistische Morde und rechter Terror sind die tödliche Konsequenz des täglich verbreiteten Rassismus“, erklärte Spitzenkandidatin Cansu Özdemir.

Die Polizei sicherte das Gebäude, in dem sich die AfD-Büros befinden. Die Pferdestaffel war im Einsatz, auch Wasserwerfer standen bereit. Die Kundgebung verlief aber „absolut friedlich“, wie ein Polizeisprecher sagte. Die Teilnehmer gedachten in einer Schweigeminute der zehn Opfer des Hanauer Todesschützen Tobias R., im Anschluss zogen sie von der Innenstadt ins Schanzenviertel.

Protestmarsch in Hamburg: So verlief die Demo

20.39 Uhr: Die Demonstranten sind in der Sternschanze angelangt, hier wird der Protestmarsch enden. Die ersten Teilnehmer machen sie auf den Heimweg. Ein letzter Redner richtet seinen Appell an die Menge: „Wir sehen überall das Gesicht des Täters, wo bleiben die Gesichter der Opfer? Wir haben die Gesellschaft immer gewarnt. Man muss nicht Nostradamus sein, um zu verstehen: Dieses Land hat ein Nazi-Problem.“

20.17 Uhr: Die Demo hat jetzt die Feldstraße erreicht.

20 Uhr: Am Heiligengeistfeld stoppt der Zug für eine weitere Kundgebung. Ein Aktivist der „Fridays for Future“-Bewegung spricht. Er schlägt die Brücke zwischen dem Klimawandel und Flüchtlingen – und erinnert an die Groß-Demo am morgigen Freitag: „Kommt morgen alle zum Klimastreik!“

19.50 Uhr: Am Rande der Demo soll es, so berichtet einer unserer Reporter vor Ort, zu einer Auseinandersetzung der Polizei mit zwei Männern aus dem rechten „Merkel muss weg“-Demo-Spektrum gekommen sein. 

19.45 Uhr: Der Demonstrationszug hat nach einer Zwischenkundgebung am Jungfernstieg jetzt das Gängeviertel erreicht. Auf einem Dach werden Böller und Raketen gezündet. „Rassismus ist tödlich“ steht auf einem Banner, das Aktivisten vom Dach gelassen haben.

Demo in Hamburg: Vom Dach eines Hauses im Gängeviertel steigen Raketen in den Himmel.

Demo in Hamburg: Vom Dach eines Hauses im Gängeviertel steigen Raketen in den Himmel.

Foto:

Blaulicht-News

19.44 Uhr: Der Lagedienst der Polizei meldet jetzt rund 3200 Teilnehmer. Die Veranstalter vor Ort sprechen von 4000 Demonstranten.

19.20 Uhr: Die Demonstranten brechen Richtung Sternschanze auf. Sie wollen über Bergstraße, Jungfernstieg, Gänsemarkt, Valentinskamp, Johannes-Brahms-Platz, Sievekingsallee und Feldstraße bis zum Bahnhof Sternschanze ziehen. „Es gibt kein Recht auf Nazi-Propaganda“, rufen sie.

19.08 Uhr: Auch Cansu Özdemir ergreift das Wort: „Der Täter mag alleine gehandelt haben, doch hinter ihm steht eine Ideologie, die seinen Taten Vorschub leistet.“ In einer Schweigeminute wird der Opfer gedacht. Im Anschluss werden einige ihrer Namen verlesen.

Demonstartion vor der AfD-Zentrale in Hamburg.

Nach dem Anschlag von Hanau: Am Donnerstagabend versammelten sich Demonstranten vor der AfD-Zentrale in Hamburg.

Foto:

Blaulicht-News

18.48 Uhr: Ein Aktivist des kurdischen Verbandes „Nav-Dem“ spricht: „Wir sind traurig und wütend, unsere Gedanken sind bei den Opfern und ihren Angehörigen. Wütend sind wir, weil die Institutionen dieses Landes sich diesem rechten Terror nicht entgegenstellen.“

18.30 Uhr: Vor der AfD-Zentrale haben sich zu Beginn der Demo nach Schätzungen eines unserer Reporter rund 1500 Menschen versammelt, der Lagedienst der Polizei spricht zunächst von rund 800 Teilnehmern. Kurdische Fahnen wehen, Aktivisten der Seebrücke sind da, die IG-Metall-Jugend nimmt teil. „Ganz Hamburg hasst die AfD“, rufen die Demonstranten. Die Polizei ist mit der Pferdestaffel vor Ort, Wasserwerfer stehen bereit. 

Hamburg: 600 Menschen gedenken vor dem Rathaus

Hanau Hamburg Gedenken Rathaus

600 Menschen versammelten sich vor dem Rathaus, darunter auch zahlreiche Politiker.

Foto:

Sebastian Peters

600 Menschen kamen bereits am späten Donnerstagnachmittag auf dem Rathausmarkt zusammen, um der Opfer von Halle zu gedenken. Bischöfin Kirsten Fehrs sagte in einer Rede: „Mit Abscheu schauen wir auf diesen Terrorakt, bei dem ein Mann zehn Menschen aus dem Leben gerissen hat.“ Der Täter habe Verschwörungstheorien zitiert und „das in die Tat umgesetzt, was andere geschrieben, geteilt und geliket haben.“

Hamburgs DGB-Chefin Katja Karger sagte auf der Kundgebung, dass Parteien, die Angst, Wut und Hass schüren, den Boden für solche Taten bereiteten. „Gerade die AfD betreibt eine Verschiebung des Diskurses nach rechts“, erklärte die Gewerkschafterin. Das Geschehen zeige, „dass aus Worten, die verbreitet werden, Taten werden“.

Auch zahlreiche Politiker von SPD, Grünen, CDU, Linken und FDP nahmen an der Veranstaltung teil, darunter Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) und die Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank (Grüne). Auch Grünen-Chef Robert Habeck, Bundesarbeitsminister Hubertus Heil und die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (beide SPD) waren anwesend. Sie hatten an Wahlkampfveranstaltungen ihrer Parteien teilnehmen wollen, die abgesagt wurden.

„Heute ist kein Tag für politische Auseinandersetzung zwischen demokratischen Parteien“, hatte Melanie Leonhard, Landesvorsitzende der Hamburger SPD, am Nachmittag erklärt. „Daher sagen wir das für heute geplante Wahlkampf-Finale der SPD Hamburg ab.“

Auch Grüne, CDU und FDP hatten dazu aufgerufen, an der Gedenkveranstaltung auf dem Rathausmarkt teilzunehmen.

Video: Bluttat in Hanau

Hanau: Mann tötet aus Rassenhass zehn Menschen

Im hessischen Hanau hatte ein Mann zehn Menschen getötet. Stunden nach dem Verbrechen entdeckte die Polizei die Leiche des mutmaßlichen Todesschützen in seiner Wohnung in Hanau. Noch in der Nacht übernahm der Generalbundesanwalt die Ermittlungen wegen Terrorverdachts. Nach Angaben des hessischen Innenministers Peter Beuth gibt es Hinweise auf ein „fremdenfeindliches Motiv“. 

Vizekanzler Olaf Scholz (SPD) hat bereits Konsequenzen in der Politik und der Gesellschaft gefordert. „Unsere politischen Debatten dürfen sich nicht davor herumdrücken, dass es 75 Jahre nach Ende der NS-Diktatur wieder rechten Terror in Deutschland gibt“, sagt er.

Die Sicherheitsbehörden müssten mit aller Konsequenz den Kampf gegen rechten Terror führen. Doch auch die Gesellschaft müsse „unsere liberale, weltoffene Demokratie gegen ihre Feinde verteidigen“. Das geschieht unter anderem heute in Hamburg.

Email
Share on facebook
Share on twitter
Share on whatsapp