Anwohner klagt gegen „Grünen Bunker“: Scheitert Mega-Projekt auf dem Heiligengeistfeld?
Der erste Schritt zur Aufstockung des Feldstraßen-Bunkers ist getan.
Foto: hfr/Frank Schulze
St. Pauli –
Die Aufstockung des ersten Stockwerks ist gerade fertig. Vielleicht wird es auch die letzte sein! Denn ein Anwohner auf St. Pauli klagt dagegen, dass der Feldstraßenbunker um fünf Stockwerke erhöht wird. Am Mittwoch beginnt das Verfahren vor dem Verwaltungsgericht. Wenn der Kläger Recht bekommt, dann müssen die Hamburger aber wohl auch auf das begrünte Bunkerdach verzichten.
Seit Beginn der Planungen ist der begrünte Bunker im Stadtteil äußerst umstritten. Der Kläger Mario Bloem gehört zu den Kritikern der ersten Stunde. Er ist selbst Stadtentwicklungsplaner und wohnt im Karolinenviertel. Jetzt klagt er vor dem Vewaltungsgericht. Sein zentrales Argument: Die Bunker-Aufstockung hätte ohne neuen Bebauungsplan nicht genehmigt werden dürfen.
Denn schon jetzt hat der Hochbunker eine Höhe von 30 bis 38 Metern (je nachdem, ob die Mauern über den Auskragungen mitgerechnet werden). Kommen fünf Stockwerke on top, dann sind es knapp 60 Meter – also fast eine Verdoppelung. Schon früh gab es daher Kritik an einer Verschattung von Wohnhäusern an der Feldstraße.
Hamburg: Aufstockung des Bunkers an der Feldstraße als Pyramide
Die Politik im Bezirk Mitte (SPD und Grüne) reagierte darauf, indem sie die neuen Stockwerke pyramidenartig planen ließ, so dass sie nach oben immer schmaler werden und weniger Raum einnehmen und Schatten werfen.
Das reicht Mario Bloem längst nicht aus. „Das Bauwerk an der Feldstraße wird die gegenüberliegenden Häuser um mehr als das Dreifache überragen, das ist nach § 34 des Baugesetzbuches unzulässig.“ Das Gesetz erlaube lediglich, Bauwerke zu genehmigen, die sich vollständig in die vorhandene Bebauung und Umgebung einfügen. „Davon kann ja wohl keine Rede sein“, so Bloem.
Die Gebäude an der Feldstraße haben lediglich fünf bis sechs Geschosse und sind etwa 16 Meter hoch. Der genehmigte Bunker hätte eine Höhe von 58 Metern. Bloem: „Das entspricht umgerechnet einem 18 bis 19-stöckigen Gebäude.“
Hamburg: Gebäude um den Feldbunker nur 30 Meter hoch
„Kein einziges Gebäude in einem Umkreis von 300 Metern um den Bunker herum hat jedoch mehr als acht Geschosse oder ist mehr als 30 Meter hoch“, sagt Bloem weiter. Das Pauli-Stadion etwa sei 21 Meter hoch, das Landgericht 22 Meter und das Telekom-Gebäude 39 Meter.
Sollte Bloem vor Gericht Recht bekommen, dann steht das ganze Bunkerprojekt auf der Kippe. Denn die begrünten Flächen, der Dachgarten für alle in 60 Metern Höhe – das ist vom Bauherrn des Projekts keine mildtätige Gabe. Das wird im Unterhalt richtig teuer.
Hamburger Investor Matzen ist Pächter des Bunkers
Es ist eine kleine Gegenleistung für die genehmigte Aufstockung. Denn erst diese ermöglicht dem Immobilieninvestor und Unternehmer Thomas Matzen, dort ein Hotel und mehr in der „grünen Mütze“ des Bunkers zu bauen.
Hinzu kommen in den neuen Stockwerken zwei kleinere Pensionen, eine große Sport- und Eventhalle, Ausstellungsflächen, Gastronomie und das Bunkermuseum. Ohne Aufstockung also wohl auch keine Begrünung, erst Recht keine Sporthalle etc.
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Allein auf dem Dachgarten sollen mehr als 100 Bäume plus 30 große Sträucher stehen. Er soll öffentlich zugänglich sein. Auch auf den Terrassen gibt es 80 Bäume, dazu Büsche, Hecken und hängende Pflanzen. Der Bunker-Kragen bietet Platz für gemeinschaftliches Gärtnern.
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In seinem Kampf gegen das Bunker-Projekt bekommt Bloem Unterstützung von der Bürgerinitiative „St. Pauli Code jetzt“. Da heißt es, die Aufstockung sei „ein Schlag ins Gesicht für den Stadtteil“. Und: „Ohne Rücksicht darauf, dass die hier lebenden Menschen solche großkotzigen Bauprojekte nicht wollen – weder nutzen wir sie, noch möchten wir neben ihnen wohnen – knallt uns die Stadt hier genauso ein Projekt vor die Nase.“
Hamburg-St. Pauli: Massive Probleme beim Bau des Feldstraßen-Bunkers
Zuletzt hatte es massive Probleme beim Bunkerbau gegeben. Die im Bunker ansässigen Firmen mussten wochenlang mit Lärm, Dreck und von den Decken laufendem Wasser kämpfen.
Die Bunker-Projekt war von Anfang an äußerst umstritten. Im Stadtteil richtet sich die Kritik vor allem gegen noch mehr Events und Gäste, die durch das frei zugängliche Gründach und die Eventhalle in den Stadtteil kommen. Außerdem bezweifeln viele, dass der Bunker wirklich einmal so grün aussehen wird, wie auf den schönen Visualisierungen.
Hinter der „grünen Mütze“ des Feldstraßen-Bunkers liegen die Hotelfenster
Denn hinter der grünen Mütze liegen die Hotelfenster und die Gäste sollen ja einen schönen Ausblick auf die Stadt haben. Außerdem grünt zwischen November und April nun mal nicht viel. Halt nur immergrüne Pflanzen.
Update: Das Verfahren vor dem Verwaltungsgericht ging ohne Ergebnis zu Ende und wurde vertagt. Die Entscheidung des Gerichts geht den streitenden Parteien schriftlich zu.