Apotheker-Mord: Ein Jahr danach – das ist der Stand der Polizei
Harburg –
Apotheker, Flüchtlingshelfer, Vermieter – Mohamed J. (†48) war vieles, aber vor allem ein geliebter Familienmensch, Vater von zwei kleinen Töchtern. Im Viertel bekannt wie ein bunter Hund. Nun jährt sich zum ersten Mal sein Todestag: Im Januar 2019 wurde er von zwei Männern getötet. Mit Hammer und Beil.
Es ist kurz nach 19 Uhr am 15. Januar 2019, Lüneburger Straße. Eine belebte Einkaufszone im Herzen von Harburg. Die meisten Läden sind um diese Uhrzeit bereits geschlossen.
Apotheker-Mord in Hamburg: Polizei sucht mit Großaufgebot
Mohamed J. schleppt sich blutverschmiert und schwer verletzt vor die Tür eines seiner drei Geschäftshäuser. Es steht leer, im Inneren sollen Obdachlose wohnen. Gegenüber ist seine Eck-Apotheke. Kaum noch Menschen flanieren über die Meile. Mohamed J. stirbt ganz allein.
Mit einem Großaufgebot durchpflügt die Polizei das Gebiet: Spürhunde, Spurensicherung, Kripo. Kameras werden sichergestellt, Aufnahmen ausgewertet. Nach Hinweisen gebeten, Zeugen erhofft. Nichts. Keine heiße Spur. Keine Täter.
Das könnte Sie auch interessieren: Was wird aus dem Hafenpanorama? Auf das berühmte „Dock 10“ kommt eine riesige Halle!
Zurück bleibt nur folgende Erkenntnis: Mohamed J. wurde kaltblütig getötet. Die Angreifer, ein wohl sehr großer, der andere ein sehr kleiner Mann, benutzten Hammer und Beil. Eine Obduktion der Leiche bringt dasselbe Ergebnis. Die Hintergründe – bis heute unklar.
Polizei: Mordkommission arbeitet weiter mit „Hochdruck“
Doch wie sehen die Ermittlungen in dem Fall aus, der ganz Harburg erschütterte? „Auch ein Jahr nach der Tat ermittelt die Mordkommission noch mit Hochdruck an der Aufklärung des Falls“, teilt Florian Abbenseth, Polizeisprecher, auf MOPO-Nachfrage mit. Welche genauen Schritte in Zukunft geplant seien, lässt die Polizei offen. „Aus ermittlungstaktischen Gründen“, so Abbenseth.
Ob der Tod des Apothekers je aufgeklärt wird, ist ungewiss. Die Witwe des verstorbenen Geschäftsmannes hoffte damals schon, dass es „nur ein Bekloppter war und überhaupt nichts mit Politik zu tun hat“. Ihr Mann hatte sich in der humanitären Hilfe für Syrien engagiert, „dazu unterstützte er Geflüchtete bei der Integration in Harburg“, sagte Kazim Abaci (SPD) damals.
J. soll sich sich zudem für die Menschen eingesetzt haben, die den Mut aufbrachten, wegen der Regierung um Machthaber Assad aus Syrien zu fliehen, so ein Bekannter. „Er hatte nie Angst, selber mal im Fadenkreuz des Regimes seines Herkunftslandes zu stehen.“