Ein Mann FFP3-Atemschutzmaske, Overall, Schutzbrille und Handschuhen
  • Egal ob Profi oder Heimwerker: Bei einer Sanierung mit Asbest-Gefahr sind FFP3-Atemschutzmaske, Overall, Schutzbrille und Handschuhe ein Muss.
  • Foto: IG BAU/hfr

Gefahr für Gesundheit: „140.000 Wohnhäuser in Hamburg sind Asbest-Fallen“

Die Gefahr lauert in Wänden, in Leitungsschächten, im Fliesenkleber: Hunderttausende Häuser und Wohnungen in Hamburg sind mit dem krebserregenden Asbest belastet, warnt die Gewerkschaft IG Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU). Vor allem bei Renovierungsarbeiten können die Fasern freigesetzt werden.

„Von 1950 bis 1989 kamen Asbest-Baustoffe intensiv zum Einsatz“, sagt Achim Bartels, Bezirksvorsitzender der IG BAU Hamburg. „Es ist davon auszugehen, dass es in jedem Gebäude, das in dieser Zeit gebaut, modernisiert oder umgebaut wurde, Asbest gibt. Mal mehr, mal weniger.“

Er spricht von „Asbest-Fallen“ und nennt Zahlen: „In den vier ‚Asbest-Jahrzehnten‘ wurden in Hamburg rund 140.800 Wohnhäuser mit 556.500 Wohnungen neu gebaut. Das sind immerhin 55 Prozent aller Wohngebäude, die es heute in der Stadt gibt. Dazu kommen noch Gewerbegebäude, Garagen, Ställe und Scheunen in der Landwirtschaft.“

IG BAU Hamburg: Asbest-Gefahr in 500.000 Wohnungen

„Wer in einem asbestbelasteten Haus wohnt, muss sich trotzdem erst einmal keine Sorgen machen“, sagt Achim Bartels. „Erst bei Sanierungsarbeiten wird es kritisch. Dann kann Asbest freigesetzt und damit zu einem ernsten Problem werden.“

Er warnt vor einer „unsichtbaren Gefahr“, wenn Altbauten zu Baustellen werden: „Alles fängt mit Baustaub und dem Einatmen von Asbestfasern an. Bauarbeiter und Heimwerker haben kaum eine Chance, diese Gefahr zu erkennen.“ Bis zu 30 Jahre dauere es, ehe es zur tragischen Diagnose komme: Asbestose – mit Lungen-, Bauchfell- oder Kehlkopfkrebs.

140.000 Häuser in Hamburg potenziell mit Asbest belastet

Zum Komplett-Schutz bei einer Sanierung mit Asbest-Gefahr gehöre daher immer mindestens eine FFP3-Atemschutzmaske. Ebenso ein Muss: Overall, Schutzbrille und Handschuhe.

„Die krebserregende Mineralfaser steckt in vielen Baustoffen. Die ‚Asbest-Fallen‘ lauern überall“, warnt der Experte. Das Material sei oft im Putz und sogar in Spachtelmassen und Fliesenklebern enthalten. Vor allem aber im Asbest-Zement: Daraus seien vorwiegend Rohre, Fassadenverkleidungen und Dacheindeckungen gemacht. „Eternit war typisch für den Westen, Baufanit für den Osten“, sagt Achim Bartels.

Asbest-Gefahr beim Renovieren: So schützen sich Heimwerker

Ein großes Problem sei Spritz-Asbest: „Hier sind die Asbestfasern schwächer gebunden. Sie können deshalb leichter freigesetzt werden. Vor allem Aufzugsschächte sowie Schächte mit Versorgungs- und Entsorgungsleitungen wurden früher intensiv mit Spritzasbest verkleidet“, erklärt Bartels.

Die IG BAU Hamburg spricht von einer neuen „Asbest-Gefahr“: „Wir stehen am Anfang von zwei Sanierungsjahrzehnten. Die energetische Gebäudesanierung wird enorm an Fahrt aufnehmen. Um die Klimaschutzziele zu erreichen, wird auch in Hamburg in den nächsten Jahren ein Großteil der Altbauten ‚angefasst‘.“ Dabei bleibe es in den meisten Fällen nicht bei einer reinen Energiespar-Sanierung: „Wohnhäuser werden modernisiert, senioren- und familiengerecht umgebaut. Es wird angebaut und aufgestockt, um mehr Wohnraum zu bekommen“, so Bartels.

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Rund 44 Millionen Tonnen asbestbelastetes Baumaterial stecken nach Angaben des Pestel-Instituts in Hannover bundesweit im Gebäudebestand. In den vergangenen zehn Jahren sind nach Angaben der IG BAU 3376 Versicherte der Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft an den Folgen einer asbestbedingten Berufserkrankung gestorben. Allein im vergangenen Jahr waren es 320 Beschäftigte. (mp)

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