• Tausende dieser AstraZeneca-Dosen liegen ungenutzt in deutschen Impfzentren. 
  • Foto: dpa/APA

AstraZeneca-Impfstoff bleibt liegen: Wer jetzt auf eine vorgezogene Impfung hoffen kann

Hannover/Berlin –

Zigtausende Dosen des AstraZeneca-Impfstoffes bleiben ungenutzt liegen, in den Impfzentren herrscht teils gespenstische Leere. Viele Menschen sind offenbar unsicher, sie fürchten, dass das Vakzin eine geringe Wirksamkeit oder Nebenwirkungen haben könnte. Politiker und Experten fordern nun eine Änderung der Impfreihenfolge, die Erstellung von Wartelisten und das Vorziehen anderer Gruppen und jüngerer Menschen. Hamburg will vorerst abwarten, Niedersachsen prescht voran.

In zahlreichen deutschen Impfzentren herrscht im Moment Flaute – und das, obwohl mehr als genug Impfstoff da ist. Der Grund: Die Menschen sind skeptisch gegenüber dem Impfstoff des Herstellers AstraZeneca. Hartnäckig hält sich das Gerücht über eine geringere Wirksamkeit. Berichte über überraschend deutliche Impfreaktionen haben die Vorbehalte verstärkt.

Laut aktueller Impfreihenfolge dürfen zurzeit nur Menschen mit „höchster Priorität“ geimpft werden – Beschäftigte in Pflegeheimen oder auf Intensivstationen, die im Fall von AstraZeneca jünger sein müssen als 65 Jahre, da für die Wirkung bei älteren Menschen noch nicht genügend Studien vorliegen. Da sich in der höchsten Prioritätsgruppe nicht genug Impffreiwillige finden, bleibt das Vakzin liegen.

AstraZeneca-Impfstoff bleibt liegen: Niedersachsen fordert Änderung der Impfreihenfolge

Niedersachsen will jetzt so schnell wie möglich Lehrer, Erzieher und Ärzte bei der Impfung vorzuziehen. „Alle Öffnungsszenarien sehen völlig zurecht eine hohe Priorität für den Bildungsbereich vor. Da ist es nur folgerichtig, auch die Lehrerinnen und Lehrer sowie Erzieherinnen und Erzieher mit einer höheren  Priorität als bisher zu impfen“, sagte Gesundheitsministerin Carola Reimann (SPD) zur „HAZ“ – und erfährt bundesweit viel Zustimmung.

Das ist umso wichtiger, da in zehn Bundesländern ab Montag wieder viele Kinder Grundschulen und Kitas besuchen. Um 16 Uhr beraten die Länder mit Gesundheitsminister Jens Spahn über eine entsprechende Änderung der Corona-Impfverordnung.  

Das könnte Sie auch interessieren: Studie: UKE beantwortet Fragen zu Corona-Toten

Die Hamburger Gesundheitsbehörde wollte sich auf MOPO-Nachfrage nicht konkret dazu äußern, ob sie auch für eine Änderung der Impfreihenfolge plädiert. Laut Behörde nehmen diejenigen, die einen entsprechenden Impftermin hätten, „diesen in der Regel wahr“. Das gesamte Impfzentrum sei jedoch weiter „nicht vollständig ausgelastet“.

Laut Robert-Koch-Institut wurden Deutschlandweit gerade einmal zehn Prozent der 1,5 gelieferten AstraZeneca-Dosen verimpft. Immerhin: Hamburg ist mit einer Quote von 20 Prozent laut „Welt“ bundesweiter Spitzenreiter. 

Zu wenig Impffreiwillige: Öffnung für alle Prioritätsgruppen?

SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach bezeichnete dies als „absurde und unerträgliche Situation“ und forderte, „beim AstraZeneca-Impfstoff jetzt unbürokratisch die Impfzentren für alle unter 65 Jahren aus den ersten drei Prioritätsgruppen“ zu öffnen. Klaus Heckemann, Allgemeinmediziner und Chef der Kassenärzte in Sachsen, hält es laut MDR sogar „für richtig, ohne Priorisierung zu impfen und den AstraZeneca-Impfstoff damit für alle zugänglich zu machen“.

Aus Niedersachsen kam dagegen der Vorschlag, Nachrückerlisten mit Impfwilligen der nächsten Prioritätsgruppen anzulegen. Berlin will möglicherweise Verkäufer im Einzelhandel und Beschäftigte im ÖPNV bevorzugt impfen.

Email
Share on facebook
Share on twitter
Share on whatsapp