Auf UKE-Krebsstation mit Corona infiziert: Sorge um beliebte Weinhändlerin aus Ottensen
Ottensen –
Es war eine schlimme Nachricht in der ohnehin schon dunklen Corona-Zeit: Auf der Krebsstation des UKE kam es vergangene Woche zum Ausbruch des SARS-CoV-2-Virus. 20 Klinik-Mitarbeiter und 20 Patienten infizierten sich. Unter ihnen auch Babette Grosch (64). Die Sorge um die beliebte Weinhändlerin aus Ottensen ist groß.
„Babette ist eine großartige Frau“, heißt es in einem Facebook-Post, der zum Einkauf im Weinkontor am Spritzenplatz aufruft. Bei Ehemann Thomas Grosch gingen zahlreiche Genesungswünsche für seine schwer kranke Frau ein.
Seit 40 Jahren am Spritzenplatz in Ottensen: das Weinkontor
Das Schicksal hat die Groschs schwer getroffen. Erst im vergangenen Jahr hatten sie ihr 40. Jubiläum in Ottensen gefeiert. Seit 1979 führt das Paar gemeinsam den Laden, der im Stadtteil längst eine Institution ist. Jeder hat seine Aufgaben, alles ist genau aufgeteilt. Denn die Groschs betreiben auch noch eine Pension in einem romantischen Resthof in Privelack an der Elbe.
Am 12. März dann die Schock-Nachricht: Leukämie. Babette Grosch kam sofort ins Krankenhaus. „Es traf uns vollkommen unvorbereitet und überraschend“, erzählt Thomas Grosch. Nur vier Tage später der nächste Schlag. Die Ladenschließung. Und die Schließung der Pension an der Elbe. Alle Einnahmen waren auf einmal futsch. „Es kam alles zusammen“, sagt der 67-Jährige.
Weinhändlerin infizierte sich auf der UKE-Krebsstation mit Corona
Zwar konnte Thomas Grosch den Laden bald wiedereröffnen, als er herausfand, dass er zum Lebensmittelfachhandel zählte. Doch allein ohne seine Frau konnte er den Betrieb nicht leisten. Eine Kollegin aus Lüneburg sprang ein. Und dann kam Corona.
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„Meine Frau hat sich auf der Station infiziert. Wir wissen nicht wie“, sagt Thomas Grosch. „Sie wäre fast gestorben.“ Zwei Tage lang rang Babette Grosch um Luft. Sie kam auf die Intensivstation, wurde beatmet. Auch ihr Blut musste mit Sauerstoff angereichert werden. Sie überlebte nur knapp.
Video: Corona-Ausbruch in der Onkologie des UKE
Ehemann kann seine Frau nicht im Krankenhaus besuchen
Das schlimmste für Thomas Grosch: Er kann seine Frau nicht besuchen. Auch jetzt nicht, wo sie nach einer Woche endlich die Intensivstation verlassen konnte, um sich der Chemotherapie zu unterziehen. „Ich bin selbst Hochrisikopatient“, erzählt der 67-Jährige. Vor ein paar Jahren überlebte er selbst nur um ein Haar eine Lungenembolie und büßte dabei einen Großteil seines Lungengewebes ein.
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Wenn er mit seiner Frau am Telefon spricht, hört er im Hintergrund die Geräte piepsen, Menschen durch Walkie-Talkies sprechen. „Das ist beängstigend“, sagt er.
Was Corona betrifft, ist Babette Grosch über den Berg. Jetzt muss sie ihre ganze Energie dem Kampf gegen den Krebs widmen. „Die Ärzte sagen, ihre Chancen sind gut“, sagt Thomas Grosch. Doch die nahe Zukunft könnte für das Paar zur Zerreißprobe werden.
Weinhändlerin muss ein Jahr lang im Krankenhaus bleiben
Denn Babette Grosch muss ein Jahr lang stationär behandelt werden, unterbrochen von einer einwöchigen Pause alle drei Monate, in der sie nach Hause darf. „Aber wie soll das gehen“, fragt sich Thomas Grosch. „Ich muss dann ja jedesmal in Quarantäne gehen, um sie nicht zu infizieren. Wer soll sich dann um sie kümmern?“ Kinder hat das Ehepaar nicht. Auch keine Verwandten in Privelack oder Umgebung.
Für die Groschs ist vor allem eins wichtig: Dass die Kunden ihnen die Treue halten und ihre edlen Tropfen weiter im Weinkontor am Spritzenplatz kaufen. Denn die Pension muss weiter zu bleiben. Ohne den Laden haben die Groschs nichts mehr.