Handwerker klebten die historischen Fliesen des Bülowhauses in der City zu

Handwerker klebten die historischen Fliesen des Bülowhauses in der City zu Foto: Rik Reinking/hfr

Historische Fliesen einfach überklebt: Jetzt äußert sich der zerknirschte Besitzer

Es ist eine versteckte Perle in der Hamburger Innenstadt: Das Bülowhaus mit dem Jugendstil-Café Paris und seinem historischen Treppenhaus. Vergangene Woche hatten Handwerksarbeiten in dem Gebäude für einen Skandal gesorgt. Jetzt hat der Immobilienbesitzer zugegeben, einen Fehler gemacht zu haben.

Passanten hatten sich Mitte vergangener Woche an den Denkmalverein gewandt, als sie bemerkten, dass Handwerker die schönen alten Fliesen im Treppenhaus der Rathausstraße 4 mit Rigipsplatten zuklebten. Eine Welle der Empörung ging durch die Stadt.

Handwerker hatten die historischen Fliesen mit Rigips-Platten zugeklebt

Der Eigentümer des Gebäudes – die Hamburger Energienetze – sorgte umgehend dafür, dass die Arbeiten gestoppt wurden. Problem: Anders als ursprünglich geplant, waren die Platten nicht auf einer vor die Wand gesetzten Aluminiumkonstruktion befestigt worden. Stattdessen hatten die Handwerker den Rigips direkt auf die Fliesen geklebt, die sie zuvor mit ätzenden Lösungsmitteln behandelt hatten.

Die Befürchtung des Denkmalvereins und seiner Unterstützer war, dass die mehr als 100 Jahre alten Fliesen dadurch unwiderruflich beschädigt worden sein könnten. Bereits am Freitag gab es dann vor Ort die ersten Untersuchungen. Die gute Nachricht: Die Platten, der Kleber und die Grundierung lassen sich, ohne Schäden zu hinterlassen, wieder entfernen!

Sie sollten hinter Rigips verschwinden: Historische Fliesen im Bülowhaus Kristina Sassenscheidt/Denkmalverein
Historische Fliesen im Bülowhaus
Sie sollten hinter Rigips verschwinden: Historische Fliesen im Bülowhaus

Nach einem Treffen zwischen dem Denkmalverein und den Hamburger Energienetzen am Montagvormittag steht nun fest: Die Platten kommen wieder runter. Gernot Krieger, Leiter des Immobilienservice bei den Hamburger Energienetzen, erklärte: „Manchmal hilft ein Blick von Außen, um die Dinge, um ein Treppenhaus mit anderen Augen zu sehen. Vielen Dank an den Denkmalverein für die produktive Intervention und den guten Austausch!“

Immobilien-Eigentümer verspricht: Die Platten werden wieder entfernt! Und es wird schöner als je zuvor

Kristina Sassenscheidt, Geschäftsführerin des Denkmalvereins, freut sich über die Kehrtwende. Der Vorfall habe „gezeigt, wie wichtig Vermittlungsarbeit im Denkmalschutz ist“. Und: „Allen Beteiligten ist inzwischen klar, dass die Fliesen sowohl atmosphärisch als auch funktional einige Vorteile gegenüber einer weiß verputzten Wand haben – von der Baugeschichte ganz zu schweigen.“

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Ein Sprecher der Hamburger Energienetze erklärte, die Sanierungsarbeiten seien nötig geworden, weil einige Fliesen schadhaft gewesen seien und farblich nicht zu den ursprünglich verbauten Kacheln gepasst hätten. Im nächsten Schritt würden nun nach der Entfernung der Rigipsplatten die Fliesen gereinigt und die kaputten Kacheln ersetzt werden. Tatsächlich sei es gelungen, einen Fliesenhandel zu finden, über den neue Kacheln bezogen werden könnten, die mit den alten historischen optisch identisch sind. „Wir kriegen das wieder hin und es wird schöner werden als vor Beginn der Arbeiten“, so der Sprecher.

Kristina Sassenscheidt ist begeistert: „Am Ende wird ein schönes und gepflegtes Treppenhaus mit viel Patina stehen.“

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