Aus fürs Schanzenkino?: Bezirksamt will Werbung verbieten – Betreiber empört
Ein Sommer ohne Kino im Schanzenpark? Seit 20 Jahren undenkbar. Doch mitten in der Corona-Pandemie sieht es so aus, als wenn die Traditions-Freiluftveranstaltung in der jetzigen Form nicht mehr vom Bezirksamt genehmigt wird. Der Betreiber ist entsetzt.
Am Donnerstag kommt im Bezirk Altona der Hauptausschuss zusammen. Ganz oben auf der Tagesordnung: Veranstaltungen in Grünanlagen. Was nach Langeweile klingt, birgt reichlich Ärger. Denn unter anderem soll darüber entschieden werden, was in diesem Jahr im Schanzenpark stattfinden darf – und was nicht.
Geht es nach den Grünen und der grünen Bezirksamtsleiterin Stefanie von Berg, dann wird der bisherige Betreiber des Schanzenkinos, die OutdoorCine GmbH, ihre Leinwand erst einmal nicht mehr aufstellen. Konkret geht es um eine Verordnung, die bereits seit 1975 existiert und die vorgibt, was in öffentlichen Parkanlagen erlaubt ist. Nicht erlaubt ist demnach, „Werbung irgendeiner Art zu betreiben“, allerdings hingen in der Vergangenheit zur Finanzierung des Kinos stets Banner und Werbetransparente rund um das Schanzenkino. Bislang gab es dafür eine Sondergenehmigung – die soll jetzt laut Beschlussvorlage nicht mehr erteilt werden.
Hamburg: Gibt es bald kein Schanzenkino mehr?
„Nur über den Eintritt und Gastronomieeinnahmen lässt sich ein Open-Air-Kino nicht betreiben“, so Geschäftsführer Dirk Evers zur MOPO. Rund 80.000 Euro brächte das Sponsoring fürs Schanzenkino jährlich ein, ohne könne man einpacken. Da helfe es auch nicht, dass laut Beschlussvorlage vor und nach dem Film auf der Leinwand Werbung gezeigt werden darf. „Die Sponsorennamen waren täglich ohnehin nur während der Öffnungszeiten zu sehen, wir reden hier von vier Stunden. Sonst wurden die Banner abgedeckt“.
Warum nun, im 20. Jahr des Schanzenkinos, keine Genehmigung für Werbung erteilt werden soll, kann sich Evers kaum erklären. Im letzten Jahr hatte es allerdings einen Disput zwischen ihm und der Bezirksamtsleiterin Stefanie von Berg (Grüne) gegeben. Die Grünen wollten im Bezirk Altona ein Autokino verhindern, am Ende wurden sie zähneknirschend von SPD, CDU, FDP und Linken überstimmt. Eine Retourkutsche? „Spekulation, aber ein anderer Grund fällt mir kaum ein“, so Evers.
Bezirksamt will Verordnungen im Schanzenpark durchsetzen
Aus dem Bezirksamt selbst gibt es bislang nur allgemeine Worte zum Sachverhalt. „Das Bezirksamt Altona hat kulturelle und soziale Akteure eingeladen, sich mit Konzepten für die Nutzung der Parkflächen im Schanzenpark in den Sommermonaten 2021 zu bewerben. Mit ihrer Bewerbung verpflichten sich die Veranstalter*innen zur Einhaltung der Vorgaben aus der Verordnung zum Schutz der öffentlichen Grün- und Erholungsanlagen. Aus dieser geht hervor, dass es verboten ist, Werbung in den öffentlichen Grün- und Erholungsanlagen zu betreiben“, so Bezirksamts-Sprecher Mike Schlink zur MOPO.
Es gehört allerdings auch zur ganzen Wahrheit, dass sich das Schanzenkino in den vergangenen Jahren immer weiter professionalisiert hat. Das Freilichtkino ist keine rein ehrenamtliche Kulturveranstaltung, sondern natürlich auch auf Profitabilität ausgerichtet. Die Werbe-Erlaubnis war in den letzten Jahren eher ein „Augenzudrücken“, als die Durchsetzung von Verordnungen. Andere Bezirksämter meldeten zuletzt auf Nachfrage, dass bei ihnen deutlich strenger verfahren werde als in Altona, was die Sondergenehmigungen angehe. Dem Schanzenkino wird zudem auch laut Beschlussvorlage nicht gänzlich verboten, im Schanzenpark zu gastieren, lediglich das Sponsoring müsse entfallen.
3001-Kino will in den Schanzenpark
Außerdem gibt es in diesem Jahr einen weiteren Bewerber, der ein Freilichtkino in der Schanze betreiben möchte. Das 3001-Kino hat sich ebenfalls beworben – und verspricht, dass es keinerlei Sponsoring benötigen würde. Selbst wenn Evers und sein Schanzenkino nun also einen Rückzieher machen, wird die Politik nicht erklären müssen, warum es in diesem Jahr kein Kinovergnügen im Schanzenpark geben könnte. Eine Entscheidung, wer den Zuschlag erhält, ist indes noch nicht gefallen.
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CDU und SPD werden wohl die Beschlussvorlage der Grünen stützen, dann bekämen beide Kinos erst einmal die Erlaubnis. Beide Fraktionen sind sich einig, dass man das Schanzenkino nicht vertreiben wolle, aber man könne auch nicht das Bezirksamt für das Einhalten von Verordnungen anschwärzen. Die Grünen-Fraktion wollte sich Stand Dienstag noch nicht äußern, ehe die Ausschusssitzung am Donnerstag stattfindet. Ob der Beschluss, der derzeit vorliegt, dann unverändert angenommen wird, ist noch offen.