• "Vertikale Gärten" auf dem ehemaligen Recyclinghof in Hammerbrook
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Aus grau wird grün: Wie ein Recyclinghof in Hamburg zur Oase wurde

Hammerbrook –

Mitten in Hammerbrook wird ein alter Recyclinghof jetzt zur grünen Oase: Mit Pflanzen und Beeten verwandeln Anwohner, Landschaftsarchitekten und Hamburger Behörden das ehemals brach liegende Gelände in einen ganz besonderen Ort. Am Freitag wurden Ergebnisse des Projekts „Parks“ vorgestellt.

Wer das Gelände des alten Recyclinghofs betritt, dem bietet sich ein ungewohntes Bild: Der industrielle Charakter des Hofes ist noch klar erkennbar, links steht eine alte Halle, der Boden ist versiegelt. Aber der erste Eindruck täuscht: Wo die Hammerbrooker früher Sperrmüll, Gartenabfälle  und Lackreste losgeworden  sind, entsteht ein grüner Treffpunkt für die Nachbarschaft.

Vertikale Gärten

„Vertikale Gärten“ auf dem ehemaligen Recyclinghof in Hammerbrook

Foto:

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Hamburg: Das Projekt soll Hammerbrook grüner machen

Das Projekt „Parks” ist Teil des geplanten Alster-Bille-Elbe-Grünzuges, der sich von der Alster über St. Georg, Hammerbrook und Rothenburgsort bis zu den Elbbrücken ziehen soll. Im Februar 2020 hatte der Hamburger Senat die Pläne abgesegnet – insgesamt sollen 55 Millionen Euro investiert werden.

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Mitten im Hof ranken Pflanzen an Stangen empor, ihre Vorhänge aus Blättern  bilden „vertikale Gärten“. Landschaftsarchitektin Veronique Facheur erklärt die Idee dahinter:  „Sie schaffen eine Dramaturgie, wenn man von der Straße kommt. Die Vorhänge machen den Spaziergang spannend.”

Es gibt Gemüsebeete und ein sogenanntes Pionierfeld mit schmalen Wegen, auf denen man zwei Meter hohen Pappeln, Fliederbüschen und anderen Pflanzen ganz nahe kommen kann. Die Stadtnatur gedeiht hier direkt neben grauem Asphaltboden  und vor der Industriekulisse an der Bille – ein spannender Kontrast. Eine Halle wurde abgerissen und hat den Blick aufs Wasser freigegeben. Veronique Facheur: „Dadurch ist erst die Möglichkeit entstanden, hier das Pionierfeld anzulegen.”

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Etwas weiter unten verläuft ein Weg am Wasser, es summt eine Insektenwiese, zwei große Holzflöße bieten Sitzgelegenheiten an der Bille. Auf dem Hof und in der Halle kommen Sportgruppen aus der Nachbarschaft zum Thai-Boxen oder Capoeira  zusammen, auch (derzeit corona-konforme) Open Air-Konzerte können hier stattfinden. Wer Lust und einen grünen Daumen hat, kann auch einfach zum Entspannen oder Gärtnern herkommen. In gemeinschaftlichen Gemüsebeeten werden Stangenbohnen, Tomaten, Zucchini und Kürbisse angepflanzt.

Gemeinschaftsgärten

Im Gemeinschaftsgarten wird Gemüse angepflanzt

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„Dieser Corona-Sommer hat uns gezeigt, wie wichtig das Grün für die Hamburgerinnen und Hamburger ist“, sagte Umweltsenator Jens Kerstan gestern bei einem Rundgang über das Gelände. Der Grüne zeigt sich begeistert über das, was bereits geschaffen wurde: „Es müssen aber nicht immer die ganz großen Parks sein, auch kleine grüne Bereiche können einen Stadtteil prägen.“

Aus grau wird grün: Ein Recyclinghof wird zur Oase

Das Besondere an dem Projekt in Hammerbrook: Landschaftsarchitekten des Büros „atelier le balto“ haben hier mit der Arge „Hallo“ zusammengearbeitet.  Die Arbeitsgemeinschaft entwickelt im Auftrag der Behörde für Umwelt und Energie ein Nutzungskonzept für den alten Hof. Die Idee:  Nachbarn und Initiativen sollen sich die einstige Industrieanlage als öffentlichen Raum erobern, Kultur mit Grün verbinden. Beim „Bundespreis Stadtgrün 2020“ wurde das Projekt nun bereits ausgezeichnet.

Pionierfeld

Im sogenannten Pionierfeld wachsen Pappeln und andere Pflanzen

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Der begrünte, ehemalige Recyclinghof soll sich auch künftig weiterentwickeln. Große Flächen müssen versiegelt bleiben, weil die frühere Nutzung als Reststoffhof ihre giftigen Spuren im Boden hinterlassen hat. Trotzdem mangelt es nicht an Ideen: Ein Wasserfeld, ein Basketball-Platz und ein Lernpfad zu essbaren Wildpflanzen sollen noch entstehen. Dorothee Halbrock von der Arge „Hallo“ zu ihrer Vision in fünf Jahren: „Ich wünsche mir, dass noch viele neue Leute mit  ihren Ideen in diesen Park nach Hammerbrook kommen.“ Wer neugierig geworden ist: Bis zur Winterpause ist das Areal immer donnerstags bis sonnabends von 14 bis 20 Uhr geöffnet.

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