Aus nach 195 Jahren!: Dieses Traditions-Geschäft am Jungfernstieg macht dicht
Neustadt –
Der Kunsthandel „Langhagen & Harnisch“ ist seit 1908 eine Institution am Hamburger Jungfernstieg. Nun sind die Fenster mit Rabattschildern gepflastert: Ende März schließt der Laden für immer. Die MOPO sprach mit einem der Inhaber über die aktuelle Situation.
Wohnaccessoires, Rahmungen, Kunstwerke und Figuren aus dem Erzgebirge: Der Kunsthandel „Langhagen & Harnisch“ am Jungfernstieg 44 hat in Hamburg eine lange Tradition. Seit 1824 gehörte das Geschäft der Familie von Gaby Irurozqui (64) und Diether Springer (62). Die beiden Geschwister werden nun die letzten sein, die ihre Tradition fortführen.
Schließung am Jungfernstieg: Hamburger Traditions-Geschäft macht dicht
„In diesem Jahr ist unsere Mutter mit 94 Jahren verstorben und es ist Zeit, den Familienbetrieb aufzugeben. Unsere Kinder wollen das nicht übernehmen und brauchen sie auch nicht mehr“, sagt Diether Springer.
Die Gründe für die Geschäftsaufgabe seien vielfältig. „Die Kunden heute nehmen alles in die Hand, lassen sich die Stücke erklären und kaufen dann doch im Internet ein. Außerdem hat sich das Publikum in der Innenstadt verändert, es gibt immer weniger individuelle Läden und immer mehr Ketten.“
Diether Springer: „Zeit ist nicht unendlich“
Herr Springer hat außerdem noch ein paar Pläne: „Sollen wir hier vom Stuhl fallen? Wenn man jung ist, hält man sich für unsterblich, aber Zeit ist nicht unendlich. Ich werde im Februar Opa, habe einige Hobbies und möchte noch ein paar Reisen machen. Früher wollte ich immer einen Jaguar, wenn ich ‚Groß´ bin. Aber inzwischen sind andere Dinge wichtiger geworden.“
Das Aus für Langhagen und Harnisch
Aktuell veranstalten die Geschwister einen Ausverkauf – Ende März soll dann endgültig Schluss sein. Zur Frage, ob die Schließung auch mit den steigenden Mieten in der Innenstadt zusammenhängt, sagt Springer: „Das Haus gehört uns, deshalb war die Miete hier nie ein Problem.“ Den zunehmenden Leerstand in der Innenstadt betrachte er trotzdem kritisch: „Heute kann man in einigen Straßen nur noch Jeans oder Pizza kaufen, alle anderen Geschäfte sind weg.“
Viele der Stammkunden würden die Geschäftsaufgabe bedauern. „Aber einige Kunden kommen rein und sagen, wie schade es ist, dabei habe ich die noch nie gesehen. Wenn es billig ist, sind sie plötzlich alle da.“ Diese Mentalität der schnellen Massenkäufe und des Bestellwahns ist Diether Springer zuwider. „Nur das ist wohl die Entwicklung der Zeit, da kann man nix machen.“