Max Giesinger in Hamburg: Corona-Konzert: Sogar die Kreuzfahrtschiffe feierten mit
Die etwas andere Konzert-Saison ist eröffnet: Max Giesinger gab am Sonntag beim „Cruise Inn“ in Steinwerder vor 1700 Feierwilligen das erste Autokonzert in Hamburg – und alle hupten mit. Obwohl das offiziell gar nicht erlaubt ist…
„Das sind schöne Blinker, Gänsehaut Leute, nice!“, freut sich Max Giesinger (31) am Sonntag bei seinem ausverkauften Konzert – und es klingt so absurd wie originell: Statt auf der Freilichtbühne im Stadtpark spielt der Wahl-Hamburger in diesem Sommer pandemiebedingt vor 620 Autos auf dem Parkplatz am Cruise Center Steinwerder. „Ich habe vor drei Monaten nicht geglaubt, dass wir überhaupt irgendwie Konzerte spielen! Man sieht, wie kreativ der Mensch doch werden kann“, stellt der Singer-Songwriter fest. Es sei lustig, wenn man nur Autos sähe.
Max Giesinger in Hamburg: Konzert in imposanter Kulisse
Zumindest für die Zuschauer ist die Kulisse aber imposant: Links von der Bühne verneigt sich die Sonne hinter der Kranenlandschaft des Hafens, rechts blickt man auf die Langzeitparker-Schiffe von Aida. Als hätte man in Hamburg nie etwas anderes gemacht, als Autokonzerte zu organisieren, gibt es kein Verkehrschaos, und der Mindestabstand von 1,5 Meter zwischen den Fahrzeugen wird locker eingehalten.
Die hartnäckigsten Giesinger-Fans warteten bereits seit Mittag auf Einlass, um in der ersten Reihe parken zu können. Lampions, Schriftzüge und sogar Bananen dekorieren ihre Fahrzeughauben. „Bananen isst Max so gern“, wissen zwei junge Frauen, die schon bei seinem Autogig in Hannover dabei waren.
Um Giesinger und seine Band hören zu können, muss die UKW-Frequenz 92,6 eingeschaltet sein. Hupen ist zwar offiziell verboten, der Sänger wird dennoch mit einem Konzert aus schrägen Tönen empfangen. So geht nun mal Corona-Rock’n’Roll! Gelächter brandet durch die offenen Autofenster auf, als auch die Kreuzfahrtschiffe mithupen – das gibt es nur in Hamburg!
Max Giesinger in Hamburg: Mit Spritzwasser in die Euphorie
Der Sänger nimmt sich Zeit für den Autokonzert-Knigge: „Wir brauchen eine gemeinsame Sprache, damit wir miteinander kommunizieren können – das ist für uns Künstler ganz wichtig“, meint er und erklärt, dass für die besonderen Momente das Fernlicht reserviert wäre. „Und wenn ihr euch gar nicht mehr auf euren Sitzen halten könnt, gäbe es noch Scheibenwischer mit Spritzwasser.“ Ein zustimmendes Hupen dröhnt über den Parkplatz.
Der Musiker präsentiert viele Songs seines aktuellen Albums „Die Reise“, das Freitag in einer Akustikversion erscheint. Von der aktuellen Staffel „Sing meinen Song!“ hat er seine schöne Coverversion von Ilse de Langes „Calm After The Storm“ mitgebracht. Anfangs spielt seine Band noch mit angezogener Handbremse. Aber spätestens als sich die ersten Fans in ihre Autofenster setzen und auch menschlicher Jubel über das Gelände schallt, kommt dies- und jenseits der Bühne ein Hauch von Partystimmung auf.
Giesinger übt sich im Nummerschilder-Raten, macht in der Quarantäne-Zeit erlernte Yoga-Übungen und stülpt sich Gummi-Handschuhe über, um beim Bad in der Menge zum Titel „Carwash“ ein Auto zu putzen. Er singt Rammstein und Udo Jürgens, natürlich seinen größten Hit „80 Millionen“ und verabschiedet sich mit einer Akustikversion von Springsteens „I’m On Fire“ sowie seinem eigenen Song „Für Immer“. „Ich hab mich unfassbar wohl gefühlt in euren Autotür-Armen“, witzelt Giesinger. „Vielleicht sehen wir uns bald wieder – dann ohne Autos zwischen uns.“