Nach „Docks“-Shitstorm: „Große Freiheit“ macht aus Solidarität Corona-Wandzeitung
Sogenannte „alternative Meinungen zur Corona-Krise“, Zweifel an der Gefährlichkeit der Pandemie, Skepsis gegenüber der Berichterstattung der Medien: Die Wandzeitung am Eingang des „Docks“ sorgte in der vorvergangenen Woche für einen gewaltigen Shitstorm auf Facebook. Nun will die „Große Freiheit 36“ aus Solidarität nachziehen. Beide Clubs wurden Mitte der 80er Jahre von Kulturgastronom Karl-Hermann Günther (70) gegründet.
„Das Docks hat in der vergangenen Woche eine Wandzeitung veröffentlicht, die zum Nachdenken anregt und Statements aus Wissenschaft, Kultur und Politik präsentiert, die in der Öffentlichkeit viel zu schwach vertreten sind“, schreibt Mitja Boettger-Soller, Geschäftsführer der „Großen Freiheit“ in einem Gastbeitrag für das Hamburger „Oxmox“-Magazin. „Ein enormer Shitstorm auf Facebook ist die Folge.“
Wandzeitung vor dem „Docks“ in Hamburg provoziert Shitstorm
Was war passiert? „Docks“-Chefin Susanne Leonhard hatte für die Wandzeitung, auf der die Corona-Pandemie unter anderem als „Lügen-Theater des Jahrtausends“ bezeichnet wurde, sowie für ihre Statements auf Facebook harsche Kritik eingesteckt, nur wenige Nutzer hatten ihr zugestimmt. Und auch Mitarbeiter der Musikbranche liefen Sturm dagegen, drohten zum Teil mit Boykott des Clubs. Schließlich wurde sie als Vorsitzende des Liveclub-Verbandes Clubkombinat in einer eilig einberufenen Sondersitzung abgesetzt.
Da will Boettger-Soller seiner Mitbewerberin, die sich für ihre Wortwahl auf Facebook mittlerweile entschuldigt hat, den Rücken stärken. Offensichtlich sei es, heißt es in seinem Gastbeitrag, „nicht möglich, eine konstruktive Debatte über richtig und falsch zu führen“. Das Clubkombinat folge dem „diskriminierenden Internet-Mob“.
Chef der „Großen Freiheit“ in Hamburg solidarisiert sich mit „Docks“
Daraus zieht Boettger-Soller die Konsequenz: „Das kann ich aus demokratischen Gründen nicht auf mir sitzen lassen und hänge ebenfalls eine Wandzeitung im Eingangsbereich aus.“
Und damit ist er nicht der einzige in Norddeutschland. Der Kulturgastronom Karl-Hermann Günther (70), der das „Docks“ und die „Große Freiheit“ Mitte der 80er gegründet hat, hat in seiner Kieler Event-Location „Traum GmbH“ ebenfalls eine Wandzeitung ausgehängt. Auch hier geht es darum, „alternativen Stimmen“ Gehör zu verschaffen, wie die „Kieler Nachrichten“ berichten.
„Docks“-Gründer Karl-Hermann Günther hängt Wandzeitung auf
Dem Artikel zufolge zitiert ein Plakat den Mediziner Siegwart Bigl, der den Begriff Pandemie für ungerechtfertigt erklärt. Auf einem anderen Plakat schreibt der Psychologe Klaus-Jürgen Bruder über die „Linientreue der meinungsbildenden Medien“, die zu einer „Förderung des Autoritarismus“ führe.
Günther, den die „Kieler Nachrichten“ als Seniorchef der „Traum GmbH“ bezeichnen, ist laut Webseite des Clubs immer noch Eigentümer der „Großen Freiheit“. Auf die Frage, inwieweit die Wandzeitungen miteinander abgestimmt sind, erhielt die MOPO bis zum Redaktionsschluss dieser Ausgabe noch keine Antwort.