Autos raus, mehr Kultur, schicke Plätze: Das ändert sich jetzt alles in der City
Die Situation der Hamburger Innenstadt ist fatal: Der Online-Handel hat vielen Läden zugesetzt, Leerstand breitet sich aus und nachts steht das Leben komplett still. Mit dem „Runden Tisch Innenstadt“ wollen Senat und Bezirk genau das ändern – und haben jetzt erste Ergebnisse vorgestellt.
„Die Innenstadt ist die Visitenkarte Hamburgs”, sagte Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) am Montag im Rathaus. Sie solle „vielfältiger, lebendiger und vernetzter“ werden.
Zur Vorstellung der neuen Pläne trat er gemeinsam mit der gesamten „Task-Force Innenstadt“ vor die Presse: Stadtentwicklungssenatorin Karen Pein (SPD), Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne), Bezirksamtsleiter Ralf Neubauer (SPD) und Innenstadtkoordinatorin Elke Pahl-Weber.
Hamburger Innenstadt: Steinstraße wird teilweise autofrei
Zum zweiten Mal war der „Runde Tisch“ zur Rettung der Innenstadt zusammengekommen. „Das Ziel ist eine deutliche Verbesserung der Aufenthaltsqualität“, sagte Tjarks. Vor allem in Sachen Verkehr und Stadträume ändert sich jetzt Einiges.
Auf der Steinstraße soll zwischen Jakobikirchhof und Domplatz kein privater Autoverkehr mehr fließen, sondern stattdessen verstärkt über die Willy-Brandt-Straße. Statt 7000 Autos pro Tag wären dann nur noch 1000 Autos auf der Steinstraße unterwegs. Östlich des Domplatzes sind Plätze für Taxen sowie mehrere Lade- und Lieferzonen geplant. Zusätzlich soll ein Teil der Buslinien von der Mönckebergstraße in die Steinstraße verlagert werden.
Mönckebergstraße: Mehr Grün und neue Wege
Ganz verschwinden sollen die Busse nicht aus der Mönckebergstraße, denn sie seien laut Tschentscher auch ein Service. Vor allem ältere Bürgerinnen und Bürger hätten sich gewünscht, nicht nur an der Steinstraße aussteigen zu können, sondern ebenfalls an der Mönckebergstraße.
Durch die neue Verteilung des Verkehrs will der Senat insgesamt mehr Platz für Fahrradfahrer, Fußgänger und Freiflächen schaffen. „Kommunaltrassen“ nennt das der Verkehrssenator. In der Variante, die der Senat bevorzugt, soll die Mönckebergstraße auch mehr Querungsmöglichkeiten und breitere Nebenflächen erhalten. Die Querungen dienen als verbesserte Verbindungen zwischen Jungfernstieg, Mönckebergstraße und Kontorhausviertel. Auf den Nebenflächen sollen Grünflächen zum Entspannen und Verweilen entstehen.
Blitz-Genehmigungen für Veranstaltungen
Schon im April 2023 soll die gesamte Verkehrs- und Freiraumplanung der Innenstadt starten. Zu Beginn wird es eine Ausschreibung für die Planungsabschnitte Domplatz und Domstraße geben sowie die Freiraumplanung der Stein- und Mönckebergstraße. Die richtige Umgestaltung der Steinstraße ist ab 2025/26 geplant.
Auch Läden und Kultur in der Innenstadt sollen hiervon profitieren. Darüber hinaus wird es einen „Fast Track“, also ein schnelleres Genehmigungsverfahren für Veranstaltungen innerhalb der City, geben. „Im Idealfall gibt es innerhalb von zehn Tagen eine Genehmigung“, so Bezirksamtsleiter Neubauer. In einem weiteren Schritt will der Bezirk auch bestehende Regelwerke prüfen.
Das Wohnen in der Innenstadt wird ebenfalls vorangetrieben. „Die Frage ist, wie man Kontorhäuser zu Wohnhäusern umbauen kann”, sagte Elke Pahl-Weber, Hamburger Innenstadtkoordinatorin. Hierfür solle ein Prototyp entwickelt werden.
Insgesamt soll „die Innenstadt der Zukunft sehr viel grüner sein“, sagte Stadtentwicklungssenatorin Pein. Dazu verwies der „Runde Tisch” auch noch einmal auf bereits bekannte Projekte wie die endgültige Umgestaltung des Jungfernstiegs ab 2024 oder den Umbau des Rathausquartiers oder des Burchardplatz.
Hamburger Innenstadt: Lob und Kritik an den Plänen
Handelskammerpräsident Norbert Aust begrüßte, dass sich der „Runde Tisch” auch mit der „dringend nötigen Neugestaltung der Steinstraße befasst“. Gleichzeitug mahnte er die Belange der ansässigen Unternehmen zu würdigen, die sich eine gute Erreichbarkeit wünschen. „Die Ergebnisse der angeführten verkehrlichen Untersuchung müssen transparent gemacht werden, bevor über die Umgestaltungen entschieden wird“, so Aust.
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Die stellvertretende FDP-Landeschefin Katarina Blume kritisierte die Ergebnisse des „Runden Tisches“ als „eine Aneinanderreihung von Einzelmaßnahmen“. Die Innenstadt habe nur dann eine Chance, wenn sie einen unverwechselbaren Charakter erhalte.
Anke Frieling, Stadtentwicklungsexpertin der CDU, nannte die Ergebnisse „ideenlos“. Die reine Verdrängung des Individualverkehrs aus einem Teil der Steinstraße steigere die Attraktivität keinesfalls. „Das ist nach dieser langen Diskussion schlicht zu wenig“, so Frieling.