Sinnlos-Jungfernstieg: Nach wie vor fahren Autos im minutentakt durch die gesperrte Straße.
  • So ganz scheint das Projekt „autofreier Jungfernstieg“ nicht zu funktionieren.
  • Foto: Florian Quandt

Jungfernstieg: Verkehrsbehörde redet Auto-Ärger schön

Autofreier Jungfernstieg? Bei regelmäßigen Stichproben sieht die MOPO immer wieder private Pkw über die Prachtstraße sausen, die seit einem Jahr eigentlich nur noch von ganz bestimmten Fahrzeugen befahren werden darf. Bei einer Kontrolle am vergangenen Samstag griff die Polizei in wenigen Stunden 1000 Autos heraus. Das Projekt „autofreier Jungfernstieg“ scheint nicht so recht zu funktionieren, doch die Verkehrsbehörde ist zufrieden.

Seit einem Jahr ist der Jungfernstieg nun autofrei – zumindest theoretisch. Nach einer Entscheidung des rot-grünen Senats sind Privatfahrten dort verboten, erlaubt sind nur noch Busse und Taxen sowie Entsorgungs- und Lieferverkehr zwischen 21 Uhr und 11 Uhr.  

Mehr als 1000 Falschfahrer in wenigen Stunden

Diese Tatsache scheint jedoch immer noch nicht zu allen Autofahrern durchgedrungen zu sein. Pkw, sowohl mit Hamburger Kennzeichen als auch mit solchen aus dem Umland und anderen Städten, sind dort zu sehen und werden regelmäßig von der Polizei gestoppt. Bei einer großen Kontrolle am vergangenen Samstag winkten die Beamten zwischen 17 und 24 Uhr mehr als 1000 Falschfahrer an die Seite.

Dabei handelte es sich um eine Ausnahme, erklärt der Verkehrsbehörden-Sprecher Dennis Heinert. Am Wochenende war die Esplanade gesperrt, die Autofahrer seien unerlaubterweise über den Jungfernstieg ausgewichen. „Im Fall von Straßensperrungen im Umfeld wollen wir die Lage zukünftig besser organisieren, damit so etwas nicht noch einmal passiert. Dafür stehen wir auch im Austausch mit der Polizei.“, erklärt Heinert der MOPO.

Ein Jahr autofreier Jungfernstieg: Behörde ist zufrieden

Grundsätzlich sei die Behörde aber zufrieden mit der Entwicklung am Jungfernstieg. Vor der veränderten Verkehrsführung seien täglich 13.000 Fahrzeuge über die bekannte Straße gefahren. Inzwischen seien es um die 80 Prozent weniger, der private Verkehr habe sich sogar um 90 Prozent reduziert, so der Sprecher.

„Bei den privaten Pkw, die verbotenerweise auf dem Jungfernstieg fahren, handelt es sich häufig auch um auswärtige, die zum Beispiel von Navigationsgeräten mit veralteten Karten fälschlicherweise dort langgeleitet wurden“, führt Dennis Heinert weiter aus. „Unser Ziel bleibt natürlich eine Einhaltung der Verkehrsregeln von 100 Prozent.“ Der Sprecher räumt ein: „Gleichwohl wird es auch zukünftig schwierig, jeden Einzelfall zu verhindern. Die Polizei zeigt hier aber weiterhin viel Präsenz und kontrolliert eng, wofür die Verkehrsbehörde sehr dankbar ist.“


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Der Sprecher erklärt, dass man dafür „mit der Polizei und dem Landesbetrieb Verkehr im Gespräch“ sei und die Entwicklung beobachte, die Beschilderung aber bereits in der Vergangenheit verbessert wurde.  

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Nach einem Jahr mit neuer Verkehrsführung ist der Jungfernstieg eher „autoarm“ als autofrei. Doch Dennis Heinert ist überzeugt: „Die Aufenthaltsqualität hat sich bereits enorm gesteigert.“ Zur finalen optischen Gestaltung des Jungfernstiegs laufe aktuell ein Beteiligungsprozess mit den Anliegern, in dem sich aber auch alle Menschen aus Hamburg einbringen können. 

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