Bäderland Hamburg warnt vor gefährlicher Entwicklung
Ausgefallene Schwimmkurse, lange geschlossene Bäder: Viele Hamburger Kinder können sich nach dem Lockdown nicht sicher im Wasser bewegen. Ein weiterer Risikofaktor für Badeunfälle sind aber in zunehmendem Maße die Eltern – mit ihrem Handy in der Hand.
Die Erziehungsberechtigten lassen sich immer stärker vom Smartphone ablenken, wie der Hamburger Schwimmbad-Betreiber Bäderland beobachtet hat. „Das nimmt seit Jahren zu, die Aufmerksamkeit sinkt“, sagte Sprecher Michael Dietel.
Gerade nach der langen, coronabedingten Schließzeit fehle es vielen Schwimmanfängern an Übung im Wasser. Kinder, die nicht sicher schwimmen könnten, dürften nie unbeaufsichtigt gelassen werden.
Hamburg: Vielen Schwimmanfängern fehlt die Übung
Obwohl Bäderland 400 Rettungsschwimmer und Rettungsschwimmerinnen beschäftige, hätten Eltern die oberste Aufsichtspflicht. „Einfach zu erwarten, der Bademeister macht das schon, geht nicht. Wir können keine 1:1-Kinderbetreuung machen.“
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Die 400 Rettungsschwimmer:innen müssen laut Bäderland mindestens einmal im Jahr bei einer Prüfung ihr Können nachweisen. Derzeit machen die Bäderland-Auszubildenden Mary Weiher und Illya Ponomarov ihren Rettungsschwimmer bei Ausbilder Andreas Mohr. Sie müssen unter anderem in Kleidung schwimmen können, tief tauchen, Rettungsgriffe erlernen, eine Puppe abschleppen oder reanimieren.
Rettungsschwimmer in Hamburg: Einmal im Jahr zur Prüfung
Die Mitarbeitenden müssen laut Unternehmen jeden Tag mehrmals auf Eltern, die ihre Aufsichtspflicht nicht erfüllen, zugehen und sie warnen. „Man muss unmittelbar beim Kind sein – auch wenn es Schwimmflügel trägt“, betonte Dietel. Kinder würden lautlos untergehen.
Während der Corona-Pandemie waren die Bäder monatelang geschlossen und es konnten keine Schwimmkurse stattfinden. Rund 15.000 Kinder hätten nach Schätzung von Bäderland in den vergangenen Monaten eigentlich das Schwimmen lernen sollen. Anfang Juni konnten die Hallenbäder dann wieder für Kinderschwimmkurse und Schulschwimmen öffnen. Seepferdchen- und Bronzekurse standen im Fokus. Bereits nach wenigen Tagen waren alle Angebote ausgebucht“, berichtete der 36-Jährige.
Bäderland: „Es wird in Hamburg keine Generation von Nichtschwimmern“
Normalerweise gebe es in den Sommerferien 80 Kurse in den Einrichtungen des städtischen Unternehmens, in diesem Jahr sollen es bis Ende August 300 sein. Danach sind weitere Angebote geplant, um aufzuholen. „Es wird in Hamburg keine Generation von Nichtschwimmern“, ist Dietel zuversichtlich. Im März hatte die Bürgerschaft den Senat einstimmig aufgefordert, ein Konzept zu erstellen, das Kinder nach der Wiedereröffnung der Bäder beim Schwimmenlernen bevorzugt.
Für andere Schwimmer sind derzeit nicht alle Hallenbäder geöffnet, jedoch alle Freibäder. Die ersten Schwimmer konnten sich dort Ende Mai ins Wasser wagen. Es dürfen jedoch wegen der Corona-Maßnahmen deutlich weniger Menschen kommen.
Was das heißt, erläuterte Dietel am Beispiel Kaifu-Freibad: An einem heißen Sommertag seien dort vor der Pandemie 10.000 Menschen an einem Wochenend-Tag zu Gast gewesen, berichtete der Sprecher. Derzeit seien es insgesamt lediglich 2000, verteilt über mehrere Zeitfenster. (mp)