Baugenossenschaften: Hier kann man in Hamburg noch günstig wohnen
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Wohnungssuche in Hamburg, das heißt Schlangestehen mit Hunderten anderer Interessenten für eine Wohnung, die man sich mit Ach und Krach leisten könnte – und doch gibt es ihn noch, den bezahlbaren Wohnraum. Wohnungsbaugenossenschaften bieten Mieten von rund 20 Prozent unter dem Mietspiegel. Wie ist das möglich? Und vor allem: Wie kommt man an eine solche Wohnung? Die MOPO hat die Fakten zusammengestellt.
Genossenschaftswohnungen sind in der Regel nicht über die gängigen Immobilienportale zu finden. Wer an die günstigen Wohnungen kommen will, muss bei jeder einzelnen Genossenschaft ein Gesuch aufgeben, meist als Online-Formular auf der Internetseite zu finden. Hier können Interessenten Wünsche zur Größe, Balkon, Stadtteil und vieles mehr angeben. Mit etwas Glück bekommt man Angebote zur Besichtigung zugesandt und kann sich danach auf die Wohnung bewerben.
Genossenschaften: Hier kann man in Hamburg noch günstig wohnen
Es gibt aber – besonders in den Innenstadtbereichen – Genossenschaften, die so begehrt sind, dass sie die Wartelisten geschlossen haben.
Grundsätzlich gilt: „Je flexibler der Interessent beispielsweise bei der Auswahl der Stadtteile und der gewünschten Ausstattungsmerkmale ist – zum Beispiel: Balkon oder Erdgeschoss – desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass wir seinen Wohnwunsch erfüllen können“, erklärt eine Sprecherin des Altonaer Spar- und Bauvereins eG (Altoba) auf MOPO-Nachfrage.
Mitglieder werden bei der Anmietung von Wohnungen immer bevorzugt behandelt – heißt: Je länger jemand Mitglied ist, desto besser die Chancen. Das heißt aber nicht, dass Nicht-Mitglieder keine Chancen hätten: Im Jahr 2020 gingen 40 Prozent der Altoba-Neuvermietungen an neue Mitglieder.Bei der Gemeinnützigen Baugenossenschaft Bergedorf-Bille eG wurde in der Vergangenheit circa ein Drittel der 600 Vermietungen pro Jahr an Neu-Mitglieder vergeben.
Und wie kommen die günstigen Mieten zustande? „Wir sind nicht renditeorientiert“, sagt Monika Böhm, Vorsitzende des Vereins Hamburger Wohnungsbaugenossenschaften, der mittlerweile 30 Genossenschaften bündelt, im Gespräch mit der MOPO. „Wir nehmen nur das, was wir brauchen, um die Wohnungen gut instand zu halten.“
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Im Durchschnitt liegen die Preise 20 Prozent unter dem Hamburger Mietenspiegel. Im vergangenen Jahr betrug der durchschnittliche Quadratmeterpreis bei Neuvermietung über den gesamten Wohnungsbestand hinweg bei Altoba 8,50 Euro.
Bei der Bille lag der Preis im bestehenden Wohnungsbestand bei 7,88 Euro den Quadratmeter. Die Baugenossenschaft Hamburger Wohnen eG lag 2019 bei einem Neuanmietungspreis von durchschnittlich 7,34 Euro den Quadratmeter.
Zum Vergleich: Laut dem Onlineportal „Wohnungsbörse“ liegt der Mietenspiegel in Hamburg derzeit bei 13,55 Euro pro Quadratmeter. Zu berücksichtigen ist, dass alle Wohnungen, inklusive Alt- und Neubauten, in diese Berechnungen mit einfließen.
Bei Neubauten liegen die Preise der Wohnungsbaugenossenschaften deutlich höher, dies sei hauptsächlich auf die gestiegenen Baupreise und hochwertigeren Ausstattungen zurückzuführen, so Monika Böhm. Trotzdem sei die Wohnung einer Genossenschaft in einem höheren Preissegment meist besser ausgestattet als preislich vergleichbare auf dem freien Markt.
Ein Teil der baugenossenschaftlichen Wohnungen sind öffentlich gefördert. Neben der Instandhaltung der bestehenden Wohnhäuser wird durch die Genossenschaften auch neuer Wohnraum geschaffen.
Die Bille baut beispielsweise für das Jahr 2021 circa 250 Wohnungen, die fertiggestellt werden sollen, so eine Sprecherin. Ab 2022 sollen weitere folgen.Eines der großen Bauprojekte ist beispielsweise an der Hamburger Grenze in Schleswig-Holstein. Direkt an der Elbe entstehen in Geesthacht einige Neubauten.
Altoba hat konkrete Planungen für rund 500 Wohnungen. Hamburger Wohnen plant derzeit insgesamt vier Neubauten in Sasel, der HafenCity, Barmbek-Nord und in Billstedt.
Doch nicht nur der Preis macht das Wohnen in einer Genossenschaft attraktiv. „Es gibt Treffen der Nachbarn über Generationen hinweg, einen guten Hausmeisterservice, viele wohnen über Jahrzehnte in ihren Wohnungen“, sagt Böhm. „Häufig folgen Kinder oder Enkel nach.“