Seit Juni 2021 ist das Dach der Bushaltestelle an der Osterstraße begrünt.
  • Seit Juni 2021 ist das Dach der Bushaltestelle an der Osterstraße begrünt.
  • Foto: Deutsche Wildtierstiftung

Hamburg macht die Haltestellen grün – neue Wespenart gesichtet

Es summt und brummt an der Osterstraße und der Stadthausbrücke: Vor fast zwei Jahren begrünte Hamburg dort zwei Bushaltestellen, um zu untersuchen, wie das den Schutz von Wildbienen und Wespen fördert. Ein großer Erfolg! Dort hat sich jetzt sogar eine Wespenart angesiedelt, die in der Hansestadt zuvor noch nie gesichtet wurde. Werden jetzt die anderen Bushaltestellen in Hamburg nachgerüstet?

Julia-Marie Battermann ist mehr als zufrieden. „Obwohl sich die Gründächer mitten in der Stadt befinden und sie nur eine geringe Größe haben, konnten wir einige wertgebende Arten nachweisen“, sagt die Projektleiterin der Deutschen Wildtierstiftung, die die kleinen Grün-Oasen seit Juni 2021 betreut und untersucht hat. Um sichere Resultate präsentieren zu können, habe es ein ganzes Jahr – also eine volle Vegetationsperiode – gebraucht.

Grüne Bushaltestellen Hamburg: Neue Wespenart gesichtet

Die liegen jetzt endlich vor: „Die Zahl der Arten und Individuen hat unsere Erwartung übertroffen“, bilanziert Battermann. Demnach haben sich von Mai bis September 2022 insgesamt 49 Arten, davon 25 Bienen- und 24 Wespenarten, auf den Dächern angesiedelt. Darunter auch ein ein Neuankömmling: Zum ersten Mal überhaupt konnten die Ehrenamtlichen die Goldwespenart Omalus biaccinctus in Hamburg nachweisen und fanden auch eine Sandbiene, die auf der Vorwarnliste der bedrohten Arten zu finden ist.

Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne, l.) und Patrick Möller, Geschäftsführer der Wall GmbH, bei der Vorstellung der grünen Haltestelle an der Osterstraße vor einem Jahr. Michael Zapf
Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne, l.) und Wall Geschäftsführer Patrick Möller bei der Vorstellung der grünen Haltestelle an der Osterstraße.
Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne, l.) und Patrick Möller, Geschäftsführer der Wall GmbH, bei der Vorstellung der grünen Haltestelle an der Osterstraße vor einem Jahr.

In seiner Art ist das Projekt bislang einzigartig in der Bundesrepublik. „Bisher wurden in deutschen Städten nur einfach gestaltete Gründächer – oft nur mit Moos oder Flechten und ohne spezifisches ökologisches Konzept – bepflanzt“, erklärt Patrick Möller, Chef der Außenwerbungs-Firma Wall GmbH, die das Projekt finanziert hat. „Unser Ziel war es, einen nachhaltigen ökologischen Effekt zu erzielen.“ Bedeutet: einen Platz für die bedrohten Insektenarten zu schaffen.

Wie geht es jetzt mit dem Projekt „grüne Bushaltestellen“ weiter?

Und es gäbe noch mehr Platz: Immerhin stehen in Hamburg über 4200 Bushaltestellen, von denen circa 2300 mit einem derartigen Dach ausgestattet sind. Die Verantwortlichen nehmen jetzt erstmal fünf weitere ins Visier, die ab Oktober ebenfalls begrünt und bepflanzt werden. Welche das sind, ist noch unklar. „Wir schauen uns derzeit mehrere mögliche Standorte an“, sagt Wall-Sprecher Christian Knappe. „Sie sollen auf jeden Fall großflächig über Hamburg verteilt sein. Bei der Entscheidung spielt dann der Sonnen- oder Schattenplatz eine Rolle, oder wie versiegelt die Flächen drumherum sind.“

Für den Umweltverband Nabu stand allerdings bereits zu Beginn des Projektes fest, dass derartige Projekte immer nur als Ergänzung zu anderen Maßnahmen gelten könnten. „An sich ist in Zeiten von Artensterben jeder Quadratmeter begrünte Fläche begrüßenswert“, sagte Naturschutz-Referent Christian Gerbich damals zur MOPO. „Aber in seiner Wirkung ist das Projekt sehr begrenzt.“

Eine Blühwiese für Insekten an der Ecke Richardstraße/Blumenau in Eilbek. Bezirksamt Wandsbek
Eine Blühwiese für Insekten an der Ecke Richardstraße/Blumenau in Eilbek.
Eine Blühwiese für Insekten an der Ecke Richardstraße/Blumenau in Eilbek

Er wolle die Wirkung der grünen Bushaltestellen gar nicht mindern. „Trotzdem steht das politische Engagement und der Parlamentarismus in keinem Verhältnis zum Nutzen.“ Er setzt sich insbesondere für mehr insektenfreundliche Wiesen in der Stadt ein, die bis vor fünf Jahren überhaupt keine Rolle in der Politik gespielt hatten. Erst punktuell geschah ein Umdenken in den Bezirken: In Wandsbek zum Beispiel, gab es 2019 insgesamt zehn solcher Blühwiesen, inzwischen sind es um die 25.

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