Behörden-Irrsinn in Hamburg: „Hilfe, unsere Geschäfte findet kein Mensch!“
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Bramfeld –
Der Stadtteil hat seit August 2019 eine neue Shopping-Passage – die keiner findet und die eigentlich auch noch keine Passage ist. Und genau da liegt das Problem. Sieben Geschäfte gibt es im „BraDo“, und deren Inhaber sind verzweifelt, da potenzielle Laufkundschaft ihre Geschäfte schlichtweg nicht finden kann.
Zu viele Köche verderben auch hier anscheinend den Brei: Während ein Immobilienentwickler das 30 Millionen Euro teure „BraDo“-Quartier an der Straße Bramfelder Dorfplatz baute, wollte sich das Bezirksamt Wandsbek um den Bau eines Fußgängerweges zwischen dem „BraDo“-Quartier und dem Marktplatz kümmern, letzterer sollte die Laufkundschaft in die Passage bringen.
Der Bau des barrierefreien Durchgangs ist jedoch nur durch den Kauf der Grundstücke möglich, welche die Passage vom Marktplatz trennen. Bis heute wurden die Grundstücke nicht gekauft.
Hamburg: Ärger um neue Passage in Bramfeld
„Bereits vor Vertragsunterzeichnung Anfang 2019 wurde uns versprochen, dass die Passage, in der sich unsere Läden befinden, barrierefrei und mit guter Sichtbarkeit für Laufkundschaft gebaut würde,“ so Simone Amores, eine der Inhaberinnen. Sie und die anderen Mieter der Ladenflächen fühlen sich nun hinters Licht geführt. Hätten sie gewusst, dass all das so lange dauern würde, hätten sie die Flächen niemals gemietet. Die Mietminderung von 20 Prozent seitens der Vermieter würde bei ausbleibender Kundschaft auch nicht viel nützen.
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„Wir haben Angst um unsere Existenz, denn selbst an vollen Markttagen bleiben die Leute lieber dort beim Bäcker oder im Einkaufszentrum, weil sie nicht zu uns durchkommen oder nicht wissen, dass es uns gibt, weil wir nicht gesehen werden.“
Senat: Kauf sollte im Oktober abgewickelt werden
Der Abgeordnete Sandro Kappe (CDU) stellte eine Anfrage zum aktuellen Stand an den Hamburger Senat. Der Senat antwortete, dass der erforderliche Kaufvertrag bereits final verhandelt wurde und eine zeitnahe Beurkundung des Vertrags, voraussichtlich in der zweiten Oktoberhälfte, angestrebt würde. Mittlerweile ist es jedoch Mitte November und kein Baubeginn in Sicht. Es stellt sich heraus, dass anscheinend alles viel komplizierter ist als gedacht.
Die MOPO hat sich bei der Finanzbehörde erkundigt. Für den Bau des Durchgangs werden zwei Grundstücke benötigt. Der Kauf des ersten Grundstücks wurde am 6. März 2020 beurkundet, von diesem Grundstück wird eine Teilfläche für den Bau benötigt. Die andere nicht benötigte Teilfläche soll weiterveräußert werden und zwar an den Verkäufer des zweiten Grundstücks – dieses benötigt die Stadt ebenfalls für den Bau. Ein sogenanntes Tauschgeschäft soll stattfinden, bei dem die Stadt ihr Teilgrundstück gegen das zweite benötigte Grundstück tauscht.
Fehlende Grundbucheintragung zögert alles hinaus
Jetzt kommt der Haken. Der Verkäufer (Tauschpartner) besteht darauf, dass der Tausch erst dann vollzogen wird, wenn die Stadt Eigentümerin, der am 6. März erworbenen Flächen im Grundbuch geworden ist. Das ist nämlich immer noch nicht passiert, obwohl die Unterlagen laut Senat bereits beim Notariat liegen sollen. Somit kann der Erwerb des zweiten Grundstückes erst dann finalisiert werden, wenn der erste Kaufvertrag durch die Grundbucheintragung vollständig abgewickelt ist. Ein ziemliches Hin und Her. „Hier ist jetzt das zuständige Notariat gefordert“, so die Finanzbehörde.
Fast geschafft? Jetzt ist das Notariat gefragt
Finanzsenator Andreas Dressel (SPD): „Wir tun von uns aus alles, damit dieses Problem endlich gelöst wird. Das erwarte ich auch von den anderen Beteiligten – namentlich von dem hier tätigen Notariat“, welches nun dafür zuständig sei, dass die Verträge zügig abgewickelt würden.