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Behörden-Studie: Schulsenator präsentiert erstaunliche Zahlen zu Corona-Fällen

Hamburg diskutiert über die Öffnung der Schulen in der Corona-Pandemie. Ist das Festhalten am Präsenzunterricht in den Klassen angesichts steigender Infektionszahlen tatsächlich noch zu verantworten? Oder sind die Schulen doch relativ sicher? Eine vorläufige Datenauswertung der Hamburger Infektionszahlen, die Hamburgs Schulsenator Ties Rabe (SPD) am Donnerstag vorgestellt hat, deutet darauf hin.

„In Deutschland wird engagiert darüber diskutiert, welche Rolle der Schulbetrieb bei der Verbreitung der Pandemie spielt“, sagte Rabe auf einer Pressekonferenz. Weil es aber dafür nur wenige Daten gebe, werde man nun eine Studie in Auftrag geben, die für die Kultusministerkonferenz (KMK) aller Länder Klarheit schaffen soll. 

Hamburg: Corona-Fälle an Schulen – wo die Infektionen herkommen

Hamburg ist bei der Datenauswertung ein Vorreiter, weil hier schon sehr früh und umfangreich Daten rund um das Infektionsgeschehen an Schulen gesammelt und ausgewertet wurden. Daher wurden die Hamburger Zahlen aus der Zeit zwischen Sommer- und Herbstferien, also zwischen dem 4. August und dem 4. Oktober, schonmal behördenintern vorab ausgewertet.

„Das Ergebnis hat uns überrascht“, verkündete Rabe nicht ohne Stolz – denn es würde belegen, dass die Politik der geöffneten Schulen trotz steigender Corona-Infektionen richtig ist. 

Hamburger Studie: Corona-Risiko in Schulen geringer

In diesem Zeitraum wurden 372 Schüler von 171 Hamburger Schulen als mit Corona infiziert gemeldet. Bei allen wurde genau untersucht, wann und wo die Infektion habe passiert sein können. Resultat: Bei 292 der infizierten Kinder und Jugendlichen konnte die Schule als Übertragungsort ausgeschlossen werden.

Das entspricht etwa 78 Prozent. Bei den übrigen 80 Schülern – rund 20 Prozent – können man eine Infektion im Unterricht annehmen. Sicher sei aber auch das nicht.  

Rabe: „Infektionsrisko außerhalb der Schule viermal höher als in der Schule“

Dass ein Teil der besagten 282 Kinder sich bei unerkannt infizierten Klassenkameraden in der Schule angesteckt haben könne, räumte Rabe zwar ein. Andersherum gebe es aber Belege, dass auch Infektionen innerhalb eines Klassenverbandes im privaten Umfeld passiert seien: Etwa wenn Kinder sich nach der Schule träfen und sich dabei näher kämen, als dies an der Schule möglich sei. Als Beispiel nannte er einen Fall an einer Oberstufe, bei der eine Party offenbar der Infektionstreiber war – und nicht der Unterricht.

Rabes Fazit lautete daher: „Das Infektionsrisiko ist außerhalb der Schule viermal höher als in der Schule.“

Hamburgs Schulsenator Rabe: „Die Schulen bleiben offen!“

Auffällig sei auch, dass sich jüngere Schülerinnen und Schüler unter zwölf Jahren nur halb so häufig infizieren wie ältere. Ältere wiederum würden sich aber genauso häufig infizieren wie Erwachsene. Auch die Tatsache, dass in vielen Fällen infizierte Schüler zwischen ihren Mitschülern gesessen hätten, ohne die Infektion weiterzugeben, und in einigen Fällen aber doch das Virus übertragen hätten, müsse noch erforscht werden.

Hybrid- oder Fernunterricht ist für den Senator zunächst nur in Ausnahmefällen eine Lösung, etwa wenn ganze Klassen in Quarantäne müssten. Auch bei der derzeit hohen Inzidenz sei es Konsens unter den Ministerpräsidenten, der Bundeskanzlerin und den Kultusministern der Länder: „Die Schulen bleiben offen!“

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