Bei Kontrollen: Ausgerechnet Polizei verursacht Stau und Verkehrschaos in Hamburg
Othmarschen –
Chaotische Zustände am Donnerstag im Feierabendverkehr stadtauswärts Richtung Hamburger Westen und A7. Autos standen stundenlang, der Verkehr floss einfach nicht ab. Wie bei einer Vollsperrung. Es kam zu halsbrecherischen Wendemanövern und dichtgefahrenen Kreuzungen. Das Ungewöhliche an dem Verkehrschaos: Es wurde nicht durch einen Unfall, sondern durch die Polizei selbst verursacht!
Der Verkehr staute sich bereits im Laufe des Nachmittags. Was zunächst einmal alltäglich ist. Denn noch mehr Menschen fahren wegen Corona Auto statt Bus und Bahn und es gibt an der Behringstraße und auf der A7 mehrere Baustellen für den Autobahn-Deckel und den dreispurigen Ausbau der A7. Doch diesmal war die Verzögerung gigantisch. Der Grund: eine Drogen- und Alkoholkontrolle. Ausgerechnet dort am Nadelöhr in den Westen und zur Autobahn.
Hamburg: Polizei verursacht Stau – Pkw standen eine Stunde
Der Stau begann bereits kurz hinter dem Lessingtunnel (Ottensen), richtig massiv wurde er aber erst ab Hohenzollernring. Autos bewegten sich nur noch schrittweise oder gar nicht. Für die 1,5 Kilometer bis zum UCI-Kino benötigten Autofahrer diesmal 60 Minuten! Was einer Geschwindigkeit von 1,5 Stundenkilometern entspricht. So langsam kann keiner gehen.
Viele vermuteten zunächst eine Vollsperrung wegen eines Unfalls. Es kam zu halsbrecherischen Wendemanövern über durchgezogene Linien auf der Behringstraße. Auch Linienbusse standen in diesem Stau und erreichten ihre Haltestellen mit Verzögerungen bis zu einer Stunde. Etliche Pkw-Fahrer versuchten, übers Krankenhausgelände des AK Altona zu fahren und später wieder einzufädeln. Kreuzungen wurden zugefahren. Chaos pur.
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Verkehrschaos in Hamburg: Polizei greift nicht ein
Von Polizei, die hier regelnd hätte eingreifen können, keine Spur. Mütter, die ihre Kinder pünktlich aus der Kita holen mussten. Lieferdienstfahrer, die im Zeitdruck steckten. Der HVV-Bus. Und Arbeitnehmer, die einfach gern nach Hause gefahren wären – sie alle kurz vorm Nervenzusammenbruch. Die MOPO-Redakteurin mittendrin.
Erst auf Höhe des UCI-Kinos zeigte sich dann der Grund für das stundenlange Staustehen: Die Polizei winkte den Pkw-Verkehr rechts in eine Seitenstraße und auf den Hof der Autobahnmeisterei Othmarschen. Dort wurde der Großteil der Fahrzeuge gleich wieder runtergeschleust.
Einzelne Wagen wurden rausgewunken und die Fahrer auf Alkohol und Drogen kontrolliert. Die große Mehrheit der Fahrzeuge waren einfach nur „Beifang“, wie es in der Fischerei so schön heißt.
Bilanz der Polizeikontrolle: 40 Fahrer unter Drogen-Einfluss
Die Bilanz: Bei dem Einsatz auf der Autobahnmeisterei in Othmarschen wurden 480 Fahrzeuge und 531 Personen kontrolliert. 40 Fahrer standen unter dem Einfluss von Betäubungsmitteln, vier waren alkoholisiert und sechs Fahrer hatten keinen Führerschein. Laut Polizei belegt das die Notwendigkeit, dass Fahrer auch mal lange ausharren.
MOPO fragt nach – keine Antwort an einem Freitag
Die MOPO fragte am Freitag bei der Polizei nach, ob den staugeplagten Hamburgern wirklich zuzumuten ist, für eine Drogenkontrolle eine Stunde auf kürzester Strecke (1,5 Kilometer) im Stau zu stehen. Hätte der Einsatz nicht an einem weniger neuralgischen Punkt erfolgen können? Hätte man ihn abbrechen müssen, als das Chaos sich zeigte? Oder zumindest lenkend in den chaotischen Verkehr eingreifen müssen?
Dezidierte Antworten gab es dazu von der Polizei nicht – wie es hieß, sei das an einem Freitag so kurzfristig nicht zu beantworten, sondern erst am Montag.