80 Jahre Kriegsende: So erinnert Hamburg an die Kapitulation von Nazi-Deutschland
Am 8. Mai 1945, also vor 80 Jahren, endete der Zweite Weltkrieg in Europa mit dem Sieg der Alliierten über das nationalsozialistische Regime. Hamburg wurde bereits wenige Tage zuvor von britischen Truppen befreit. Die Stadt Hamburg, viele Museen, Gedenkstätten und Initiativen werden mit einem ganzen Reigen von Veranstaltungen diesem Jahrestag gedenken. Höhepunkt ist eine Gedenkveranstaltung am Samstag, 3. Mai 2025, in der KZ-Gedenkstätte Neuengamme. Daran wird auch der Bundeskanzler – vermutlich Olaf Scholz (SPD) – teilnehmen. Sollte aber zu diesem Zeitpunkt bereits ein neuer Bundeskanzler gewählt sein, könnte es auch der erste Besuch von Friedrich Merz in der Hansestadt sein.
Wegen der Teilnahme des Bundeskanzlers an der Veranstaltung gilt ein erweitertes Sicherheitskonzept. Bitte beachten Sie: Ein Besuch der Gedenkveranstaltung ist nur nach vorheriger Anmeldung unter diesem Link möglich. (siehe auch www.kz-gedenkstaette-neuengamme.de). Die Anmeldefrist endet bereits am kommenden Sonntag, 6. April.

An der Veranstaltung im ehemaligen Klinkerwerk des KZ Neuengamme nehmen außerdem Bürgermeister Peter Tschentscher und Martine Letterie, Präsidentin der Amicale Internationale KZ Neuengamme, teil. Ehrengast ist Helga Melmed, eine Überlebende des KZ Neuengamme. Als sie 13 Jahre alt war, wurde ihre ganze jüdische Familie im Oktober 1941 mit dem ersten Transport von Berlin in das Ghetto Lodz/Litzmannstadt deportiert. Ihre Eltern wurden dort ermordet. Helga Melmed wurde 1943 in das KZ Auschwitz deportiert, 1944 in verschiedene Außenlager des KZ Neuengamme in Hamburg. Sie wurde im KZ Bergen-Belsen am 15. April 1945 befreit. Heute lebt sie in den USA.
Mehr als 80 Gedenkveranstaltungen zum Kriegsende in Hamburg
Zum Jahrestag des Kriegsendes wird es in Hamburg mehr als 80 Veranstaltungen geben. Sie sind zentral auf der Homepage www.80-jahre-befreiung.de einsehbar. Das Programm wird laufend aktualisiert. Die Webseite und die dazugehörige Social-Media-Kampagne „Stimmen der Befreiten“ werden koordiniert vom Mahnmal St. Nikolai und der Stiftung Hamburger Gedenkstätten und Lernorte zur Erinnerung an die Opfer der NS-Verbrechen. Auf der Webseite finden sich beispielsweise die Einweihung einer Stolperschwelle zur Erinnerung an das KZ-Außenlager in Hammerbrook am 12. April. Bereits am 7. Mai wird es am Mahnmal St. Nikolai und am „denk.mal Hannoverscher Bahnhof“ eine dezentrale Lesung geben. Zur Anmeldung geht es hier. Ebenfalls am 7. Mai wird Bischöfin Kirsten Fehrs in einem Gedenkgottesdienst in Alsterdorf der Opfer der nationalsozialistischen Euthanasie-Morde erinnern. In der Hamburgischen Bürgerschaft wird es am selben Tag Reden von Bürgerschaftspräsidentin Carola Veit sowie der Schriftstellerin Nora Bossong geben.
Einen „Liberation Dance“ mit über 80 Swing-Tänzern und Tänzerinnen gibt es am 8. Mai im Deutschen Hafenmuseum und die Initiative „Denk Mal am Ort“ stellt an etlichen Orten in Hamburg Biografien von Verfolgten vor. Ein Höhepunkt ist am 10. Mai das europäische Friedensoratorium „Befreiung“ des Komponisten Marc Sinan, das auf Kampnagel aufgeführt und zu einem kollektiven musikalischen Erinnerungs- und Zukunftsprojekt zusammengeführt wird.

Hamburger sind herzlich eingeladen, sich an der Aktion „Stimmen der Befreiten“ zu beteiligen. Dies wird sowohl analog als auch digital erfolgen: Bekannte Gesichter wie der Moderator Michel Abdollahi, die Schauspielerin Iris Berben, Senator Carsten Brosda oder die Köchin Cornelia Poletto tragen in Kurzvideos Zitate von Befreiten für eine Social-Media-Kampagne vor. Die ersten Videos sind seit dem 31. März auf der Webseite www.80-jahre-befreiung.de sowie den Instagram-Kanälen @mahnmalst.nikolai und @neuengamme.memorial zu sehen. Bis Anfang Juni kommen jede Woche neue Videos hinzu.
Für aktive zivilgesellschaftliche Akteure, die eine eigene Veranstaltung der „Stimmen der Befreiten“ durchführen möchten, steht ein umfangreiches Materialpaket mit Biografien, Zitaten und Hintergrundinfos zur Verfügung. Vereine, Schulen, Kirchengemeinden, Initiativen, Jugend- und Kulturhäuser, Freundeskreise, etc. können daraus eigene Lesungen oder künstlerische Interventionen an verschiedenen öffentlichen Orten (z.B. Orten der Verfolgung, Gedenkstätten, ehemaligen Wohnorten, Arbeitsplätzen oder Schulen) gestalten. So soll über den gesamten „Befreiungsmonat“ Mai ein breites Panorama der „Stimmen der Befreiten“ in ganz Hamburg sicht- und vor allem hörbar gemacht werden.
Dr. Nele Fahnenbruck, Geschäftsführerin Mahnmal St. Nikolai: „Wir als Mahnmal St. Nikolai freuen uns sehr über das große zivilgesellschaftliche Engagement in Hamburg anlässlich dieses besonderen Gedenkjahres. Gerade in diesen Zeiten ist es wichtig, die „Stimmen der Befreiten“ sicht- und hörbar zu machen, um ein klares Statement für unsere demokratischen Werte und für eine Gesellschaft des Respekts, der Toleranz und der Vielfalt abzugeben.“
Professor Oliver von Wrochem: „Geschichtsrevisionismus hat hier keinen Platz“
Prof. Dr. Oliver von Wrochem, Vorstand Stiftung Hamburger Gedenkstätten und Lernorte: „Zahlreiche Initiativen zeigen mit ihren Aktivitäten rund um den 8. Mai, wie wichtig die Erinnerung an die Befreiung von der NS-Herrschaft gerade heute ist. Unsere Stiftung setzt sich gemeinsam mit vielen anderen auch 80 Jahre nach Kriegsende für ein bewusstes Gedenken an die im Nationalsozialismus Verfolgten ein und gibt ihnen eine Stimme und ein Gesicht. Die Beteiligten zeigen mit den vielfältigen Kooperationen auch kreative Formen der Teilhabe am demokratischen Miteinander auf, in dem Geschichtsrevisionismus keinen Platz hat.“
Carola Veit, Präsidentin der Hamburgischen Bürgerschaft: „Den Befreienden sind wir dankbar, dass sie vor 80 Jahren Millionen Menschen vom Hitler-Regime und aus der Lebensgefahr gerettet haben. Ohne sie wäre Deutschland nie befreit worden. Unsere Verantwortung als Hamburger:innen ist, die Erinnerung an die Befreiung zu bewahren und an Nachfolgegenerationen weiterzugeben. Nur so können wir unsere friedliche und freiheitliche Gesellschaft beschützen und damit die wichtigste Errungenschaft nach Ende des Zweiten Weltkriegs: die unantastbare Menschenwürde. Mein Dank gilt allen Akteur:innen aus der Stadtgesellschaft, die sich rund um den 3. und 8. Mai für das Erinnern und gegen das Vergessen einsetzen, gegen Rassismus und gegen alle Formen gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit eintreten und sich zu Toleranz und Mitmenschlichkeit bekennen.“
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