Menschenmenge vor Restaurant Nostalgia
  • Viele Gäste und Anwohner sind gekommen, um die Terrasse des Restaurants „Nostalgia“ in Ottensen zu retten
  • Foto: Wigand/hfr

Bezirk schließt seine Terrasse: Gäste unterstützen beliebten Wirt

„Ich bin total gerührt“, sagt Ioannis Angelidis, Wirt des Restaurants „Nostalgia bei Sotiris“ in Ottensen: Rund 40 Menschen sind am Wochenende zu einer Art Flashmob angerückt, um ihn beim Kampf gegen den Bezirk Altona zu unterstützen. Nach zwei Jahren war im Bezirksamt aufgefallen, dass die neuerrichtete Fläche vor dem Restaurant doch nicht für Tische und Stühle genutzt werden darf – für den beliebten Gastronomen kann das das Ende bedeuten. Im Quartier formiert sich kreativer Widerstand gegen die Schließungspläne.

Weil Angelidis keine Tische und Stühle mehr aufstellen darf, brachten seine Unterstützer am Samstagabend ihre Sitzgelegenheiten einfach selbst mit: „Wir haben uns Essen zum Mitnehmen bestellt und uns vor dem Restaurant auf unsere Klappstühle, Isomatten, Picknickdecken gesetzt, um die Köstlichkeiten zu verzehren“, sagt Anwohnerin Anette Wigand. Die Online-Petition „Wir fordern den Erhalt der Sommerterrasse des Nostalgia bei Sotiris in Ottensen“ zählt nach zwei Tagen mehr als 2000 Unterschriften. Wirt Angelidis, der auch die Kinder im Quartier im Fußball trainiert, wird auf einer Woge der Sympathie getragen.

Bezirksamt Altona verbietet Terrasse des Restaurants Nostalgia

Die frischgepflasterte großzügige Fläche direkt vor der Restauranttür in der Eulenstraße wurde 2022 fertiggestellt, im Rahmen des grünen Herzensprojektes „Veloroute 1“. Die Idee: Mehr Platz für Fußgänger und Radfahrer, mehr Aufenthaltsqualität in Ottensen, weniger Autos am Straßenrand. Mit Zustimmung des Bezirksamtes durfte der Wirt dort in den Sommern 2022 und 2023 Tische und Stühle für rund 50 Gäste aufstellen. Die neue Terrasse wurde in der Nachbarschaft mit Begeisterung angenommen, war bei gutem Wetter immer voll besetzt. Als Angelidis die Anzahl auch für die Saison 2024 beantragte, fiel plötzlich auf, dass die schöne Restaurantterrasse als Stellfläche für die Feuerwehr in den Plänen steht. Höchstens zwei Tische direkt am Haus dürfe er noch bewirten, schreibt das Bezirksamt auf MOPO-Nachfrage. Sonnenschirme sind auch verboten, weil die auf die Feuerwehrfläche ragen würden.

Gastronom Ioannis Angelidis von „Nostalgia“ in Ottensen darf seine 50 Außenplätze plötzlich nicht mehr nutzen. Florian Quandt
Mann mit Gltze im schwarzen Pullover vor dem Restaurant „Nostalgia“
Gastronom Ioannis Angelidis von „Nostalgia“ in Ottensen darf seine 50 Außenplätze plötzlich nicht mehr nutzen.

Ein Schock für den Wirt, der den Laden vor 17 Jahren übernommen hat – und für viele Gäste, die das „Nostalgia“ wie ihr zweites Wohnzimmer lieben: „Da kann man auch mal nur eine Vorspeise und ein kleines Bier bestellen, ohne schief angeguckt zu werden“, sagt ein Stammgast zur MOPO. Es gibt Gäste, die sind als Kinder schon in das Restaurant gegangen, das Ioannis‘ Vater an einer anderen Straße in Ottensen betrieben hat, und nun kommen sie mit ihren eigenen Kindern, wegen der guten Küche und den erschwinglichen Preisen. Und wegen des beliebten Wirts. „Wahnsinn“, sagt der angesichts der gigantischen Unterstützung: „Ich kann das gar nicht fassen.“

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Bisher zeigt das Bezirksamt sich unnachgiebig, zum Unmut der Nostalgia-Gäste: „Zumindest ein Kompromiss sollte möglich gemacht werden“, fordern die Unterzeichner der Petition: „Weniger Tische oder eine frühere Nachtruhe? Nur zwei Tische vorm Fenster, das kann nicht die Lösung bleiben!“ Der Gastronom hat nun einen unabhängigen Gutachter für Brandschutz beauftragt zu prüfen, ob die von Fahrradständern umgebene Fläche überhaupt für einen Leiterwagen der Feuerwehr zu erreichen ist.

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