Bismarck-Denkmal in Hamburg: Aktivisten wollen Millionen-Sanierung stoppen
Hamburg –
Nächstes Kapitel in der Diskussion um das Bismarck-Denkmal am Hafen. Nachdem ein Farbanschlag auf die kleinere Statue in Altona verübt worden war, entbrannte ein Rassismus-Streit um den ehemaligen Reichkanzlers. Das riesige, über 100 Jahre alte Monument im Alten Elbpark wird derzeit gereinigt und soll danach aufwendig saniert werden. Aktivisten wollen dieses Vorhaben nun stoppen.
Die beiden Initiativen „Intervention Bismarck-Denkmal Hamburg“ und „Decolonize Bismarck“ fordern die Stadt Hamburg dazu auf, die Arbeiten an dem einsturzgefährdeten Bismarck-Denkmal zu stoppen. Neun Millionen Euro soll die Sanierung der Figur kosten. Doch das missfällt vielen Menschen, die auf die dunkle Vergangenheit Bismarcks hinweisen.
Während der weltweiten Anti-Rassismus-Demonstrationen haben Aktivisten in den vergangenen Wochen zahlreiche Denkmäler von Rassisten, Sklavenhändlern und Kolonial-Akteuren beschädigt, beschmiert oder abgerissen. Unter anderem wurden in den USA, England, Neuseeland und Belgien einige Statuen vom Sockel gerissen und zerstört. Auch in Hamburg gab es eine Farbattacke. Die „kleine“ Otto-von-Bismarck-Statue im Schleepark in Altona wurde vor etwa zwei Wochen mit blutroter Farbe beschmiert.
Video: Die Sanierungsarbeiten sind im vollen Gange
Wie geht Hamburg mit Kolonialismus-Denkmälern um?
In Hamburg wird schon lange darüber diskutiert, wie die Stadt mit seinem kolonialen Erbe umgehen soll. Der Hamburger Forscher Jürgen Zimmerer sagte vor wenigen Tagen in der MOPO, dass man auch das Bismarck-Denkmal in dem kolonialen Zusammenhang sehen müsse, in dem es einst errichtet wurde. Bismarck selbst, so Zimmerer, habe eine ambivalente Haltung zum Kolonialismus eingenommen. Auch Zimmerer sei gegen eine reine Restaurierung der Statue.
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Damit eine öffentliche Diskussion über die Rolle von Otto von Bismarck in der deutschen Kolonialzeit stattfinden kann, fordern die Initiativen „Intervention Bismarck-Denkmal Hamburg“ und „Decolonize Bismarck“ den sofortigen Stopp der Sanierungsarbeiten. Aktivisten rufen entsprechend am Sonntag zu einer Veranstaltung in der Helgoländer Allee auf. Sie wollen die Politik in Hamburg dazu auffordern, eine Lösung für den Umgang mit dem Denkmal zu finden.