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Bordelle öffnen wieder : Mundschutz, keine Küsse: So läuft es jetzt im Edel-Puff

St. Georg –

Eine bessere Nachricht hätte es für Madine nicht geben können, sagt sie. Nach sechs Monaten coronabedingter Zwangspause darf sie wieder arbeiten gehen. Madines Job ist speziell. Die 30-Jährige ist Prostituierte im Hamburger Luxus-Bordell „Relax Nightclub“. Wie alle anderen Bordelle in Hamburg, Schleswig-Holstein und Bremen darf es seine Türen ab heute wieder öffnen. Allerdings unter strengen Auflagen: Wie diese umgesetzt werden, hat sich die MOPO vor Ort angesehen.

„Wir werden jetzt zur besten Saftbar der Stadt“, sagt  der Empfangschef (56) des „Relax Nightclub“ in St. Georg und lacht. Seinen Namen möchte er nicht nennen. Eine der Corona-Auflagen, unter denen das Etablissement wieder öffnen darf, ist das Ausschankverbot von Alkohol. Eine ziemliche Einschränkung, sagt der 56-Jährige: „Das hier ist ein Ort zum Feiern. Da gehört Alkohol eigentlich dazu.” 

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Jetzt sollen  Alternativen für die richtige Atmosphäre sorgen. „Wir schenken jetzt alkoholfreien Gin, Rum, Wodka, Sekt und Wein aus. Es wird auch frisch gepresste Säfte und kleine Snacks geben. Man muss sich eben umorientieren“, so der Betreiber.

Prostituierte Madine mit Mundschutz

Ab dem 15. September darf auch das „Relax“ seinen Betrieb wieder aufnehmen, aber: Nur mit Mundschutz auf dem Zimmer.

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Quandt

Die Hygieneregeln, die zukünftig von den Frauen und dem Personal eingehalten werden müssen, seien ein weniger großes Problem. „Wir hatten schon vor Corona sehr hohe Hygienestandards, zum Beispiel stand immer Desinfektionsmittel auf den Zimmern bereit und eine Kondompflicht gilt bei uns sowieso.“

Fieber messen, Sex mit Maske: Strenge Corona-Maßnahmen in Hamburger Bordellen

Eine Maßnahme, die sich das Bordell selbst auferlegt hat, ist das Fiebermessen am Eingang – wer dies verweigert, darf den Laden nicht betreten. Darüber hinaus ist es den Betreibern vorgeschrieben, Kontaktlisten zu führen und mit Terminabsprachen zu arbeiten. Nach jeder Benutzung muss das Zimmer durchgelüftet, das Bett abgezogen und vollständig desinfiziert werden.

Die Maskenpflicht macht den Job schon schwieriger: Sie müssen auch auf den Zimmern getragen werden. „Das kann unter Umständen natürlich sehr anstrengend und warm werden“, sagt Madine. Immerhin hat man für Kunden vorgesorgt: Es gibt eigens bestellte „Relax Nightclub“-Masken.

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Für das große Edel-Bordell ist die Einhaltung der Corona-Regeln vergleichsweise einfach. Für kleinere Betriebe ist es schwieriger, wie der Empfangschef des „Relax Nightclub“ weiß. „Viele von ihnen machen gar nicht erst auf, weil sie auf ihrer Fläche eine Einhaltung des Mindestabstandes nicht gewährleisten können. Sie haben dann weiterhin keine Einnahmen.“

Die Prostituierten im „Relax“ sind über die Wiedereröffnung erleichtert. Der finanzielle Druck war groß. Madine sagt, sie habe in der Zeit der Schließung ihre Familie um Geld bitten müssen, um ihre Fixkosten zu decken – das habe sie vorher noch nie gemacht. Auch jetzt habe sie noch offene Rechnungen. Doch die Zeit habe auch ihr Gutes gehabt: „Ich habe mir das Kochen beigebracht.“

Sexbranche durch Corona besonders hart getroffen

Madine sagt, sie sei erleichtert, wieder arbeiten zu dürfen. Zu Hause war’s ihr zu langweilig. „Hier ist immer Action, das finde ich super. Außerdem verstehen wir uns alle so gut, das Arbeitsklima ist toll.“ Die 30-Jährige hat das Bordell heute für das Interview zum ersten Mal seit sechs Monaten wieder betreten.

Die Sexbranche gehörte zu den durch Corona besonders hart getroffenen Branchen. Wochenlang hatten Hamburgs Sexarbeiterinnen für eine Wiedereröffnung demonstriert, in der Herbertstraße wird deshalb heute gefeiert.

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