Polizei und Rettungskräfte vor dem damaligen Verlagsgebäude an der Griegstraße.
  • Polizei und Rettungskräfte vor dem damaligen Verlagsgebäude an der Griegstraße.
  • Foto: Marius Röer

Brandanschlag: Als Islamisten die MOPO angriffen

Sie lesen hier einen Auszug aus dem schonungslos ehrlichen Buch „Morgen wird nicht gedruckt. Papier ist alle.“ (352 S., Junius, 29.90 Euro) zum 75. Geburtstag der MOPO, Deutschlands ältester Boulevardzeitung.

DPA-Meldung vom 7. Januar 2015 +++ „Schwer bewaffnete Männer haben den Sitz der Zeitung CHARLIE HEBDO in Paris überfallen, dabei wurden nach Angaben der Staatsanwaltschaft (…) zwölf Menschen getötet. Die Zeitung ist seit Jahren für ihre provokanten Mohammed-Karikaturen bekannt.“ +++

Der 7. Januar, ein Tag der Schreckensmeldungen. Gegen 11.30 Uhr dringen die Brüder Saïd und Chérif Kouachi mit Kalaschnikows in die Räume der Satirezeitschrift „Charlie Hebdo“ in Paris ein. Sie töten elf Menschen. In der Redaktion der MOPO denkt die Führungscrew über eine angemessene Schlagzeile nach. Der damalige Chefredakteur Frank Niggemeier schlägt vor, aus Solidarität die „Charlie Hebdo“-Titelseiten mit den Mohammed-Karikaturen nachzudrucken.

Eine mutige Entscheidung, Niggemeier bekommt Zustimmung von seiner Führungscrew. Aber wie lautet die Headline? „Jetzt erst recht“, ist ein Vorschlag, er wird verworfen. Irgendjemand aus der Runde hat die Idee: „So viel Freiheit muss sein.“ Eine klare und mutige Positionierung, mit der die MOPO weiter geht als die meisten anderen Medien. Die Ausgabe geht mit dem Hebdo-Titel in den Druck.

MOPO zeigte Solidarität mit „Charlie Hebdo“-Redaktion

„Wir bekamen Mails aus aller Welt, sogar aus den USA erreichten uns Gratulationen“, erinnert sich Maik Koltermann, damals stellvertretender Chefredakteur, „aber: Es gab auch zahlreiche Droh-Mails.“

Während andere Redaktionen in Hochsicherheitstrakten arbeiten, gibt es in dem MOPO-Gebäude in der Griegstraße keine relevanten Sicherheitsvorkehrungen im Eingangsbereich – außer einer Summertür, die aber ohne Rückfrage jedem geöffnet wird, der klingelt. Ein mehr als mulmiges Gefühl beherrschte die Redaktion.


Buchbild
Morgen wird nicht gedruckt. Papier ist alle.

Ein besonderes Jubiläumsbuch – ganz ohne langweilige Danksagungen: Zum 75. Geburtstag der „Hamburger Morgenpost“ zieht Deutschlands älteste Boulevardzeitung blank und erlaubt ehrliche Einblicke in das Innenleben der Redaktion – ungeschönt, nicht immer hübsch, manchmal ganz schön heftig. Aber auch voller Liebe, Energie und Respekt für das, was Menschen hier in 75 Jahren geleistet haben.

€29,90. Hier geht’s zum Shop.


Verurteilungen nach Anschlag auf MOPO-Archiv

Dann passiert der Anschlag. In der Nacht zum 11. Januar 2015 werfen Unbekannte Steine und einen Brandsatz in das Archiv der Zeitung. Maik Koltermann: „Ich hatte ein schlechtes Gewissen gegenüber dem Team, weil wir auf Chefebene entschieden hatten, und nun hingen alle Kolleginnen und Kollegen mit drin.“

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DPA-Meldung vom 20. Juli 2017 +++ „Wegen zweier islamistisch motivierter Brandanschläge auf das Verlagsgebäude der Hamburger Morgenpost und auf eine Schule in Altona hat das Landgericht vier junge Männer verurteilt. Drei von ihnen bekamen Bewährungsstrafen von bis zu zwei Jahren, obendrein wurden ihnen Arbeitsleistungen auferlegt. Einer der Männer wurde ausschließlich zu Arbeitsleistungen verurteilt.“ +++

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