Brief an Tschentscher: „Wir sind bereit!“ Hamburgs Gastronomen kämpfen um Existenz
Die „Bullerei“, die „Kitchen Guerilla“ oder das „Salt & Silver“: Sie alle stürzen durch die Schließungen aufgrund des Coronavirus in eine finanzielle Krise. Die Hamburger Gastro- und Hotelbranche leidet, denn sie steht vor dem Nichts. Mehr als 100 Betriebe wenden sich jetzt in einem offenen Brief an Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD).
„Die meisten von uns sind womöglich bis zum Ende des Monats weg vom Fenster!“, schreiben die Gastronomen und Hoteliers in ihrem Brief an den Bürgermeister, der der MOPO vorliegt und der bei Facebook veröffentlicht wurde. „Wir haben keine Mittel mehr zur Verfügung, um unsere Existenz aufrecht zu erhalten und fühlen uns im Stich gelassen. Gleichzeitig können wir unseren Verbindlichkeiten Mitarbeiter*innen und Lieferant*innen gegenüber nicht mehr nachkommen.“
Hamburger Gastronomie: Maßnahmen der Stadt retten uns nicht
Man wisse, dass die Stadt sich bemühe und die bisherigen Maßnahmen würden zwar helfen aber die Gastro- und Hotelbranche in Hamburg nicht retten. Die Probleme würden nur aufgeschoben. Was sich die Unternehmer wünschen, sei ein Dialog mit der Stadt und Klarheit: „Wir sind bereit, Verantwortung zu übernehmen.“ Ob Lieferdienste für Risikogruppen oder To-Go-Mahlzeiten, die Betriebe bieten an sich gemeinsam mit der Stadt für die Hamburger einzusetzen. Man wolle auch in der Krise für die Hamburger und Touristen da sein.
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Appell an den Bürgermeister: Offener Brief mit fünf Forderungen
In ihrem Brief stellen die Betriebe klar, was jetzt benötigt wird, damit sie überleben können.
- „Sofortige und 100 prozentige Kostenübernahme aller Bruttogehälter (Vollzeit und Teilzeit) – denn ohne Trinkgeld reichen 60 Prozent Kurzarbeitergeld nicht aus
- Fortzahlungen aller ausgefallenen Arbeitsstunden für unsere Minijobber*innen und studentischen Aushilfen
- Steuernachlässe anstelle von Stundungen und Aufschiebungen
- Aussetzung der Insolvenzantragspflicht bis zum 01.03.2021
- Rechtlichen Schutz vor Vollstreckungsmaßnahmen aufgrund von Dauerschuldverhältnissen (Miet-, Leasing- und Kreditverträge)“
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Hamburger Gastro: Verlust kann man nicht ausgleichen
Wenn die Läden jetzt leerstehen, könne dieser Verlust nicht ausgeglichen werden. Am Ende finden die Gastronomen nochmal deutliche Worte. Wenn es keine Notwendigkeit mehr für sie gäbe, solle die Stadt wenigstens für Klarheit sorgen und die Schließung anordnen. Unter den über einhundert Unterzeichnern des Briefs finden sich neben der Bullerei, der Kitchen Guerilla und dem Salt & Silver auch der Elbschlosskeller, das Clouds, das Schmidts Tivoli, das Docks, der Silbersack und viele weitere Hamburger Urgesteine.