Bundeswehrsoldaten übten im Hamburger Hafen den Verteidigungsfall unter den Namen „Red Storm Alpha“.

Bundeswehrsoldaten übten im Hamburger Hafen schon einmal den Verteidigungsfall unter den Namen „Red Storm Alpha“. Foto: picture alliance/dpa/Markus Scholz

Bundeswehr probt den Ernstfall im Hafen: Was, wenn Russland angreift?

Hunderttausende Soldaten, Truppenkolonnen in der ganzen Stadt, der Hamburger Hafen als Drehscheibe der Mobilisierung der NATO-Streitkräfte – das könnte die Hansestadt laut Experten bereits in einigen Jahren erwarten. Jetzt soll das Szenario im kleinen Maßstab geprobt werden.

Ende September soll die Bundeswehr in der Hansestadt anrücken. Gemeinsam mit Polizei und Behörden werde der NATO-Ernstfall geprobt – für den Fall eines russischen Angriffs. Das sagte Kapitän zur See Kurt Leonards, Kommandant des Landeskommandos Hamburg, laut „Abendblatt“ im Club Hamburger Wirtschaftsjournalisten. Mehrere Hundert Soldaten, olivgrüne Kolonnen und Hubschrauber sollen demnach für mehrere Tage im Einsatz sein. Ziel sei es, die Abläufe im Falle einer groß angelegten Truppenverlegung zu testen.

Hafen ist Dreh- und Angelpunkt der Übung

Dreh- und Angelpunkt der Übung ist der Hamburger Hafen. Dort sollen Schiffe mit Militärfahrzeugen entladen werden. Die Fahrzeuge werden anschließend in Kolonnen durch die Stadt zu einem Sammelpunkt transportiert – vor allem nachts, um die Stadt so wenig wie möglich zu belasten. Die Hamburger Polizei soll das reibungslose Passieren der Lkw-Kolonnen durch das Hamburger Stadtgebiet ermöglichen. Auch ein Not-Lazarett soll eingerichtet werden. Laut Informationen des „Abendblatts“ sei zudem eine überraschende Demonstration Teil des Szenarios, auf die die Einsatzkräfte reagieren müssen.

Im Zentrum der Übung steht die Frage, ob Hamburg in der Lage wäre, im Ernstfall Tausende NATO-Soldaten in Richtung Osten weiterzuleiten – etwa an die Grenze zu Russland. In diesem Szenario würde der Hamburger Hafen eine zentrale Rolle einnehmen.

Laut Bundeswehr unterscheidet sich die heutige Lage deutlich vom Kalten Krieg. Deutschland gilt im NATO-Plan nicht mehr als Kampfgebiet, sondern als Aufmarschgebiet. Im Ernstfall müssten bis zu 800.000 Soldaten zügig verlegt werden. Wo Truppen zwischenzeitlich untergebracht und wie sie versorgt würden – auch das soll bei der Übung geklärt werden.

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Bereits im Spätsommer des vergangenen Jahres probte das Militär in der Hansestadt mit der Übung „Red Storm Alpha“ die Sicherung eines Hafenkais, während ein fiktives alliiertes Schiff, beladen mit Panzern und Radfahrzeugen, gelöscht wurde. Kapitän zur See Kurt Leonards, Kommandant des Landeskommandos Hamburg, warnte damals im Interview mit der MOPO: „Wir müssen uns vorbereiten auf einen Krieg – um ihn zu verhindern.“

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