Bundesweit unter Durchschnitt: Warum wurden in Hamburg erst so wenige geimpft?
Bis Ende 2020 hat Hamburg 29000 Impfdosen erhalten – geimpft wurden bisher 5901 Personen. Im Bundesdurchschnitt hängt die Stadt damit hinter anderen Ländern zurück. Auch im Vergleich mit den beiden Stadtstaaten Berlin und Bremen sieht es nicht besser aus.
In Deutschland liegen die Impfungen pro 1000 Einwohner im Durchschnitt bei 4,4. In Hamburg sind es 3,2, in Bremen 4,7 und in Berlin 6,0. Nachbar- und Flächenland Mecklenburg-Vorpommern ist derzeit Spitzenreiter in der Tabelle mit 11,2. Wie viele Impfdosen pro Woche und Bundesland zur Verfügung stehen, wird nach dessen Einwohnerzahl errechnet.
Kritik an Impffortschritt in Hamburg
Kritik kommt deshalb von FDP und CDU. „Ich fordere Bürgermeister Tschenscher auf, für eine schnellere Impfung in Hamburg zu sorgen. Denn jede zusätzliche Impfung schützt Menschen und entlastet unser Gesundheitssystem“, sagt der Hamburger FDP-Bundestagsabgeordnete Wieland Schinnenburg.
„Die heutige Empfehlung der Europäischen Arzneimittelbehörde, auch den Moderna-Impfstoff zuzulassen, gibt zusätzliche Hoffnung auf eine Steigerung der Impfdosen. Damit erhöht sich aber auch der Druck auf den rot-grünen Senat, endlich die Verimpfungen in Hamburg hochzufahren“, so CDU-Fraktionschef Dennis Thering. „Der Erste Bürgermeister und die SPD sollten hier nicht auf andere zeigen, sondern ihre Hausaufgaben machen.“
Impfzentrum in Hamburg: 500 Impfungen pro Tag
Warum hinkt Hamburg beim Impfen hinterher? Als das zentrale Impfzentrum in Hamburg am Dienstag seinen Betrieb aufnahm, sagte Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD), dass wegen des knappen Impfstoffs zunächst nur 500 Termine pro Tag vergeben werden. Daneben laufen in Hamburg die Impfungen von Bewohnern und Mitarbeitern in den Pflegeeinrichtungen und die des medizinischen Personals in den Krankenhäusern.
„Es ist mehr möglich. Bis zu 7000 Impfungen täglich können im Impfzentrum erfolgen“, so Tschentscher. „Aber wie wir leider wissen, gibt es nicht genügend Impfstoff.“
Das sagt die Hamburger Sozialbehörde
Ein Sprecher der Sozialbehörde bestätigte das am Mittwoch gegenüber der MOPO: „Wie viel wir impfen können, ist limitiert – auch deswegen, weil wir eine zweite Dosis zurückstellen, um in jedem Fall auch den zweiten Impftermin gewährleisten zu können.“
Das könnte Sie auch interessieren: Warum impfen die Dänen doppelt so schnell wie wir?
Es solle auf jeden Fall vermeiden werden, dass beispielsweise wegen Lieferunterbrechungen oder –Problemen der bereits zugesagte Zweittermin nicht stattfinden könne. Hamburg wolle so zügig als möglich so vielen Personen wie möglich ein Impfangebot machen, beginnend mit den ältesten Menschen und dem Personal in der Pflege.
Wie bekommt Hamburg mehr Impfstoff?
Hamburgs Bürgermeister hatte bereits im Vorfeld die Verteilung des Impfstoffs nach Einwohnerzahlen pro Bundesland kritisiert. Dabei werde außer Acht gelassen, dass das Hamburger Gesundheitswesen die gesamte Metropolregion mit rund fünf Millionen Menschen versorge.
Es gebe also „einen sehr hohen Bedarf an Impfungen für das medizinische Personal“, der bei der Verteilung nicht berücksichtigt worden sei. Die Bundesregierung hat sich unterdessen am Mittwoch dazu beraten, wie Deutschland an mehr Impfstoff gelangen kann.
RKI: Zwei Impfdosen pro Person
Die meisten Menschen in Deutschland – mehr als 176000 – wurden laut RKI-Daten übrigens bislang aus beruflichen Gründen geimpft. Dazu gehört medizinisches Personal mit sehr hohem Ansteckungsrisiko sowie Personal in der Altenpflege. Unter den Geimpften sind zudem mehr als 150000 Bewohner von Pflegeheimen.
Die Impfungen können derzeit auch wegen hohes Alters und/oder aus medizinischem Anlass geboten sein. Damit das Mittel viel Schutz bietet, müssen zwei Dosen im Abstand von etwa drei Wochen verabreicht werden. Sobald die zweite Impfung angewendet wurde, werde das ausgewiesen. (abu/dpa)