CDU fordert schnellere Öffnungen: Politik-Zoff: So geht es an Kitas und Schulen weiter
Zoos, Spielplätze, Bücherhallen und bald auch Bäder und Gastronomie geöffnet. Die Corona-Lockerungen kommen nun doch deutlich schneller, als erwartet. Nur für Hamburgs Eltern und Kinder bleibt die Lage problematisch. Denn der Schulbetrieb wird bis zu den Sommerferien nur langsam wieder hochgefahren, an den Kitas bleibt es im Mai bei der Notbetreuung. Jetzt fordert die Opposition konkrete Zeitpläne und schnellere Lockerungen.
Bisher zogen die Parteien in Hamburg an einem Strang, wenn es darum ging, die Corona-Krise zu meistern. Doch damit ist jetzt offenbar Schluss. Bei der Bürgerschaftssitzung forderte vor allem die Opposition einen konkreten Zeitplan. „Von einer Öffnung der Schulen kann ja derzeit keine Rede sein“, donnerte Birgit Stöver (CDU). „Das ist betreuter Fernunterricht, mehr nicht.“
Stöver bezieht sich auf die Pläne aus der Schulbehörde, dass bis zu den Maiferien Mitte des Monats zunächst nur bestimmte Klassen wieder in den Unterricht gehen. Und das auch nur an einem Tag in der Woche. Und laut Schulsenator ist auch bis zu den Sommerferien nicht damit zu rechnen, dass an mehr als einem Tag pro Woche Unterricht in der Schule stattfindet. Stattdessen gibt es weiter Fernunterricht zu Hause.
Kitas und Corona: Hamburg lockert nur langsam
Und auch an den Kitas bewegen sich die Lockerungen nur langsam. Sozialsenatorin Melanie Leonhardt (SPD) kündigte in der Bürgerschaft schon einmal an, dass es Mitte Mai einen weiteren Öffnungsschritt gibt. Aber: Der wird voraussichtlich nur Kinder kurz vor der Einschulung und Kinder mit Förderbedarf in die Kita-Betreuung bringen. Und dann wird laut Leonhard auch erneut zwei Wochen abgewartet, ob sich die Ansteckungszahlen nicht erhöhen.
„Spielplätze zu öffnen reicht nicht“, sagte Silke Seif (CDU) in der Bürgerschaft. Sie fordert konkrete Entscheidungen mit festen Terminen, damit Eltern sich darauf einstellen können. Ihr Appell: „Eine zeitnahe Ausweitung der Kita-Betreuung.“ Und auch Schüler aller Jahrgänge sollten vor den Sommerferien wenigstens einmal im Klassenverband zusammenkommen.
Opposition wagt keine konkrete Forderungen nach Corona
Planungssicherheit und Perspektive forderte auch die Linken-Politikerin Insa Tietjen. Aber was allen, die da drängeln, gemeinsam ist: Niemand wagt es, selbst Zeitpunkte zu benennen, bis wann die Schulen und Kitas wieder den Regelbetrieb aufnehmen sollen.
So erhielt auch ausgerechnet die für viele Maßnahmen federführende Sozialsenatorin Melanie Leonhard den größten Applaus für ihre Rede. „Kinder sind kein Viren verbreitender Betreuungsbedarf“, kritisierte sie die Professoren der Leopoldina.
Melanie Leonhard: Es geht um Corona-Sorgen von Erziehern
Es gehe um Kinderbedürfnisse und um Elternbedürfnisse. Leonhard: „Aber es geht auch um die Sorgen der Erzieher.“ Denn auch die seien in Sorge um ihre Gesundheit, wüssten nicht, ob sie sich womöglich anstecken.
Selbst die Wissenschaft streitet aktuell darüber, ob das Corona-Virus von Kindern nun besonders leicht weiterverbreitet wird, ohne dass sie selbst überhaupt Symptome zeigen. Oder ob sie womöglich kaum Überträger der Krankheit sind. „Darauf können wir den Erziehern bisher nicht antworten“, so Leonhard. Und eins sei klar: „Kinder können und werden den Abstand nicht einhalten. Deshalb werden wir auch die Gesundheit der Erzieher im Blick behalten.“
GEW, Verdi und LEA zu Öffnung von Kita und Schule
Tatsächlich können sich auch die um weitere Öffnungen streitenden Politiker nicht sicher sein, dass sie im Namen aller Hamburger Eltern sprechen. Denn Umfragen der Elternverbände zeigen ganz und gar keine einheitliche Sichtweise.
Im Video: Wut-Brief der Kita-Eltern
So fragte der Landeselternausschuss (LEA) der Kitas seine Eltern. Viele antworteten, dass ihnen eine Perspektive für weitere Lockerungen fehle, sie sich bevormundet fühlen – aber sie auch Angst haben. Davor, dass ihre Kinder sich in Schule und Kita mit dem Virus anstecken.
Eltern in Hamburg nicht einig: Ein Drittel will sofort starten
So wollen 29 Prozent der befragten Eltern, dass die Kitas sofort wieder öffnen. Aber ihnen stehen auch 20 Prozent gegenüber, die lieber den eingeschränkten Kita-Betrieb beibehalten wollen. Die Hälfte der Befragten will eine schrittweise Rückkehr zum Regelbetrieb (wie sie ja derzeit geplant ist).
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Große Besorgnis äußern vor allem die Gewerkschaften für ihre Mitglieder, die Lehrer und Erzieher. So fordert Ver.di, Erzieher vor Infektionen und gesundheitlichen Risiken zu schützen, wenn die Kitas wieder hochgefahren werden.
Und auch die Hamburger GEW hatte zuletzt kritisiert, die Schulbehörde setze „die Gesundheit von Beschäftigten aus Risikogruppen aufs Spiel“. Die Gewerkschaft fordert, bis zum Ende der laufenden Prüfungen gar keine Schüler (außer den Prüflingen) in die Schulen zu lassen. Um so die Lehrer bestmöglich zu schützen.