Vorwurf: Hamburg ignoriert eigene Klimaziele bei Mega-Bauprojekt
Möglichst standardisiert, schnell und günstig bauen. Das will der Senat bei seinen sogenannten „Hamburg Wohnungen“ (früher Acht-Euro-Wohnen). So sollen für die SAGA in Steilshoop bis zu 500 Wohnungen auf diese Weise entstehen. Zu bezahlbaren Mieten. Doch das beißt sich offenbar mit dem Klimaplan der Stadt, der nachhaltiges Bauen etwa mit Massivholz und Quartiersstrom vorsieht. Missachtet die Stadt als Bauherrin ihre eigenen Zielsetzungen?
Die CDU kritisiert, dass die Wohnungen in Steilshoop in Systembauweise entstehen sollen, „klassisch mit Stahl und Beton“, so der CDU-Abgeordnete Sandro Kappe. Ambitionierte Pläne seien nicht in Sicht. Kappe wünscht sich innovative Ideen, wie etwa Holzhäuser oder begrünte Fassaden, die in Wilhelmsburg für eine neue Durchmischung und Attraktivität des Stadtteils gesorgt haben.
CDU: Hamburg ignoriert Klimaziele bei neuem Bauprojekt
Und auch im Zuge des Acht-Euro-Wohnens wurde 2019 bereits klimafreundlich gebaut, etwa im Vogelkamp in Neugraben. Dort entstanden Häuser in Holzmassivbau. Die wurden zwar indirekt von der Stadt beauftragt allerdings von einem privaten Bauherrn realisiert, geplant von den Architekten und Stadtplanern Limbrock und Tubbesing. Sie heimsten dafür etliche Preise ein.
Die CDU hat zum Klimabau in Steilshoop bereits einen Antrag in der Bürgerschaft eingebracht, der allerdings an SPD und Grünen scheiterte. Sie stimmten nicht zu. Dazu der umweltpolitische Sprecher der CDU, Sandro Kappe: „Der Senat strebt an, die Stadt Hamburg bis 2050 klimaneutral zu gestalten. Dafür benötigen wir jetzt eine ökologische und effiziente Bauweise und integrierte regenerative Energien.“ Dazu gehörten Holzhäuser mit Wärmepumpe und Solarzellen, sowie Fassaden- und Dachbegrünung. Regenwasser könnte aufgefangen und als Brauchwasser für Toilettenspülung genutzt werden.
CDU Hamburg: Klimaziele im Bau in Steilshoop umsetzen
Kappe: „Die Stadt Hamburg ist als Gesellschafterin der Wohnungsbaugesellschaft SAGA besonders in der Pflicht, hohen ökologischen Ansprüchen zu genügen. Die klimaschutzpolitischen Ziele Hamburgs können und müssen auch in Wohnungsbauprojekten der SAGA realisiert werden.“
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Die in Steilshoop federführende Stadtentwicklungsbehörde (BSW) weist den Vorwurf zurück, es werde nicht auf Klimaziele geachtet. „Der Planungsprozess für die Bebauung in Steilshoop Nord ist derzeit noch in einem frühen Stadium. Konkrete Aussagen zu Punkten wie der Materialwahl, den Möglichkeiten der Begrünung oder der Versorgung mit erneuerbaren Energien können derzeit noch nicht getroffen werden“, so BSW-Sprecherin Susanne Enz. Das ins Auge gefasste Systemhaus der SAGA ermögliche vielfältige Material- und Haustypen.
„Wieso haben SPD und Grüne unseren Antrag zum Klimabau in Steilshoop dann abgelehnt?“, fragt sich Kappe. Und wieso betont die SAGA bei jeder MOPO-Anfrage, sie könne keine Fragen zu den geplanten Wohnungen in Steilshoop beantworten, da sie dort bisher nur „Projektentwicklungsaufgaben“ übernehme. Wenn doch ihr Systemhaus laut BSW längst als Bautyp ausgewählt wurde.
Mittlerweile ist durch die Proteste der Anwohner auch in die Politik vor Ort Bewegung gekommen. SPD und Grüne fordern in einem gemeinsamen Antrag, dass die SAGA ihre konkreten Baupläne vor Ort im Ausschuss vorstellen solle. „Die SAGA soll sagen, was sie vor Ort bauen will“, so SPD-Fraktionschef Marc Buttler. „Dann können wir darüber diskutieren.“
SPD Wandsbek: SAGA soll Pläne für Steilshoop vorstellen
Vorher sei das schwierig. „Wir wollen eine hohe städtebauliche Qualität der Gebäude und eine gute Durchmischung mit neuen Bewohnern.“ Ob die Größenordnung mit bis zu 500 Wohnungen akzeptabel ist? „Auch darüber kann man sprechen. Aber erst, wenn Konkretes von der SAGA auf dem Tisch liegt.“
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Das Steilshooper Protest-Bündnis „Nicht mehr vom Gleichen“ sieht es als ersten Erfolg, dass die rot-grüne Wandsbeker Bezirkskoalition nun die SAGA einbestellt, um ihre Pläne vorzustellen. Bündnis-Sprecher Kai-Uwe Zirk: „Wir sehen das als Auftakt zu einer ernsthaften Bürgerbeteiligung, die zu einer konstruktiver Gesamtplanung für das benachteiligte Quartier führen sollte.“