„Danke für nichts“: Kiez-Wirt rechnet mit Corona-Politik des Senats ab
Wie leergefegt war der Kiez am Freitag ab Mitternacht. Grund für den ungewöhnlichen Anblick waren die neuen Corona-Verordnungen, die seit Samstag gelten und dieses Mal später als gewohnt bekanntgegeben wurden. Viele Gastronom:innen mussten deshalb ihre Lokale frühzeitig schließen – einer rechnet jetzt mit dem Senat ab.
„Hey Senat: danke für nichts“ – Dominik Großefeld ist sauer. Nur ein paar Stunden hatte er am Freitag Zeit, die neue Corona-Verordnung für sein Lokal „Zum Silbersack“ in der Silbersackstraße nahe der Reeperbahn umzusetzen. Dabei war normaler Betrieb, er musste selbst hinter dem Tresen arbeiten.
Corona-Politik des Hamburger Senats: Kiez-Wirt rechnet ab
Keine Zeit also, etwa bei der Behörde wegen Unklarheiten nachzufragen. „Für mich war nach 30 Minuten Bedenkzeit klar: Um 24 Uhr ist Feierabend“, schreibt er dazu in einem ausführlichen Facebook-Post am Dienstag. „Die Verordnung sollte ab Samstag, 0 Uhr gelten, und es gab zu viele zu massive Abweichungen zur bisherigen.“
Nach der neuen Regelung gilt 2G Plus überall, wo getanzt wird. In Betrieben mit 2G kommt zusätzlich zu einem Tanzverbot eine Maskenpflicht dazu, auch Abstandsregeln müssen eingehalten werden. Dominik Großefeld entschied sich deshalb für 2G Plus: „Für mich persönlich war klar: Ich hab‘ keinen Bock, wieder allen den Spaß zu verderben. Dann lieber einen Test verlangen und drinnen Spaß haben wie zuletzt.“
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Das funktioniere aber nur, wenn man sich auch testen lassen kann. Im „Silbersack“ selbst könne Dominik Großefeld keine Teststation eröffnen, eine Testinfrastruktur in der Stadt gebe es aber auch nicht wirklich, wie der Gastronom in seinem Post anmerkt: „Man kann die mangelnde Test-Infrastruktur nicht über den ,Markt‘ regeln. Es ist keine Angebot-und-Nachfrage-Angelegenheit.“
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Schon seit Juli hätte der steigende Bedarf nach kostenlosen Bürgertests für den Senat erkennbar sein müssen, so Dominik Großefeld. Für ihn ist klar: Wollte man die Leute jetzt am Ausgehen hindern, hätte die Stadt das auf ziemlich fiese Weise umgesetzt. „Wollte man es nicht, hat man abermals auf ganzer Linie versagt.“
„Silbersack“-Wirt: „Bin geneigt, wieder dicht zu machen“
Der Gastronom mutmaßt: Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) wolle eigentlich viel lieber einen Lockdown, ohne Protest sei der aber nicht zu kommunizieren. Deshalb diese unüberwindbaren Hürden: „Man ist viel zu sehr damit beschäftigt, das Internet nach Testterminen abzusuchen, als sich gebührend zu erregen.“
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Die Gesamtsituation aus undurchsichtigen Regelungen, die auch noch viel zu spät kommuniziert werden, ist es, was Großefeld aufregt. Ob und wie der Gastronom in der nächsten Zeit weitermacht, ist noch offen: „Ich bin geneigt, die Kneipe wieder dicht zu lassen.“