Corona an Schulen: 129 Positiv-Tests in Hamburg: Was das jetzt bedeutet
111 positive Schnelltests: So lautet die Bilanz nach der ersten Woche mit Schnelltests für Hamburgs Schülerinnen und Schüler. Die endgültigen Laborergebnisse stehen noch aus. Die MOPO zeigt, welche Debatten es jetzt um die Tests gibt und welche Rolle falsch-positive Tests spielen.
Von 95.000 Hamburger Schülerinnen und Schülern, die in den letzten Tagen am Präsenzunterricht teilnahmen, haben rund 80.000 einen Schnelltest absolviert. 111 Schnelltests waren positiv. Zusätzlich haben sich 30.000 Schulbeschäftigte testen lassen. Hiervon waren 18 Tests positiv. Von den rund 110.000 Getesteten waren insgesamt also etwa 0,12 Prozent positiv. Ist das jetzt viel oder wenig?
Schnelltest: Immer im Labor absichern
Der Präsident des Robert Koch-Instituts (RKI), Lothar Wieler, betonte zuletzt, dass die steigenden Infektionszahlen nichts mit der gesteigerten Testaktivität zu tun haben. Die Tests seien mehr eine Momentaufnahme des Geschehens. Gezählt werden am Ende auch nur die Infektionen, die durch einen positiven PCR-Test bestätigt wurden.
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Diese Ergebnisse stehen an den Hamburger Schulen noch aus. Der Anteil der positiven Schnelltests lasse sich nach so kurzer Zeit noch nicht bewerten, hieß es am Sonntag aus der Schulbehörde. Insgesamt seien die Infektionszahlen von Schulbeteiligten nach wie vor gering bei etwa 0,7 Prozent.
Schnelltests weniger zuverlässig als PCR-Tests
Sie sind allerdings wichtig, da Schnelltests insgesamt weniger zuverlässig sind als die Tests im Labor. Schnelltests sind in diesem Fall Antigentests, sie erkennen das Coronavirus nur, wenn die Viruslast im Körper hoch ist.
Infizierte mit geringer Viruslast – etwa zu Beginn oder beim Abklingen der Erkrankung – werden möglicherweise nicht entdeckt. Für ein genaues Ergebnis muss das Nasebohren mit dem Wattestäbchen auch korrekt durchgeführt werden, gerade bei jüngeren Kindern keine leichte Aufgabe.
Niedersachsen: Kritik an Schnelltests in Schulen
Viele Vergleichswerte aus anderen Städten und Ländern gibt es noch nicht. Die meisten Bundesländer starten nächste Woche in die Osterferien. Doch schon beginnen neue Debatten. Niedersachsen startete vor den Ferien eine erste Schnelltest-Woche. Testen in der Schule? Zu viel Aufwand, so die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Niedersachsen.
Sie fordert: Selbsttests sollen nur noch zu Hause durchgeführt werden. Weiterhin befürchten Lehrer und Eltern, dass Kinder durch falsch-positive Ergebnisse verängstigt werden könnten oder in der Schule stigmatisiert. In Mecklenburg-Vorpommern hatte es ähnliche Kritik gegeben, dort sollen die Schnelltests nach Ostern auch zu Hause möglich sein.
Hamburgs Schulsenator: Schnelltests könnten verpflichtend werden
„Durch Selbst-Tests machen wir den Schulbetrieb deutlich sicherer. Die Tests melden frühzeitig, ob jemand möglicherweise mit Corona infiziert ist“, sagte Hamburgs Schulsenator Ties Rabe (SPD) am Freitag.
Er appellierte, sich regelmäßig testen zu lassen und warnte gleichzeitig: „Wir werden aber nicht zögern, die Tests verpflichtend vorzuschreiben, wenn die Beteiligung hinter unseren Erwartungen zurückbleibt. Die rechtlichen Möglichkeiten werden zurzeit geprüft.“
Die Lehrergewerkschaft in Hamburg teilte am Sonntag mit: „Testung schützt nicht vor Ansteckung“. Sie fordert einen sofortigen Stopp des Präsenzunterrichts in den Sekundarstufen.
Österreich: 1500 Tests an Schulen positiv
Im Nachbarland Österreich testen sich Schülerinnen und Schüler sowie Schulbeschäftigte schon seit etwa drei Wochen selbst. Bisher sind insgesamt 1500 positive Fälle an Schulen entdeckt worden.
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Allein in der vergangenen Woche seien es 904 gewesen: 619 bei Schülern sowie 285 bei Lehrern und Verwaltungspersonal, teilte ein Sprecher des Bildungsministeriums mit. Insgesamt wurden seit Montag 1,4 Millionen Tests in den Schulen gemacht – das heißt etwa 0,06 Prozent waren positiv. Die folgenden PCR-Tests zur Überprüfung eines Resultats bestätigten in 80 Prozent der Fälle das positive Ergebnis des Selbsttests.