• Foto: Can Ansay/HFR

Corona-Immunität wird zum Geschäft: Hamburger Firma stellt umstrittene Ausweise aus

Er wäre ein Privileg – und ist deshalb höchst umstritten. Seit Anfang Mai wird in Deutschland über einen Immunitätsausweis für Bürger mit überstandener Corona-Infektion diskutiert. Noch während die Debatte brennt, prescht jetzt eine Hamburger Firma mit den fragwürdigen Dokumenten vor.

Das Telemedizin-Unternehmen „au-schein.de“ von Dr. Can Ansay bietet ab sofort Immunitätspässe für alle Bürger mit positivem Antikörpertest an. „Der Immunitätspass basiert immer auf dem neuesten Stand der medizinischen Wissenschaft und gilt zur Sicherheit nur für 3 Monate“, heißt es in einer Mitteilung.

Corona: Hamburger Firma vertraut auf Korea-Studie

Das Unternehmen geht darin auch darauf ein, dass die Weltgesundheitsorganisation WHO noch am 24. April vor Immunitätspässen gewarnt hatte, da bis dahin keine Studie eine echte Immunität bestätigen konnte.

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Eine Studie der koreanischen Seuchenschutzbehörde „KCDC“ vom 18. Mai habe die Immunität jedoch nunmehr bestätigt, so die Firma, die bislang für digitale Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen bekannt war – und jetzt im Corona-Kampf mitmischen will. Und in der Politik.

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Corona-Immunitätspass soll Branchen helfen

In der Mitteilung heißt es, dass Passinhaber wieder angstfrei leben, ihre Großeltern besuchen und sorgloser weltweit reisen könnten. Immune würde darüber hinaus nicht nur die gefahrlose Öffnung von Kinos, Kulturbetrieben und Fußballstadien ermöglichen, auch Schulen, Büros, Restaurants und Verkehrsmittel könnten für alle wieder sicherer und wirtschaftlicher ausgelastet werden.

Ähnliche Gedankenspiele hatte zuletzt auch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU). Man werde sich verstärkt mit der Frage beschäftigen müssen, „welche Einschränkungen wann für wen zulässig sind“, sagte er. Andere Staaten würden bereits planen, Einreisen künftig von einem Immunitätsnachweis abhängig zu machen.

SPD kritisiert Immunitätspass-Plan von Spahn

„Die Lösung kann ja nicht sein, dass unsere Bürger nicht mehr in Länder reisen können, die solche Regelungen planen“, so Spahn. Bislang ist die Einführung eines Immunitätsausweises aber nicht in dem Coronagesetz geregelt.

Und geht’s nach der SPD, wird es dazu auch nicht kommen. Generalsekretär Lars Klingbeil warnte davor, dass die Gesellschaft nach Immunität unterteilt wird. „Wir wollen nicht, dass die Gesellschaft nach Immu­nität unterteilt wird“, sagte er zum Spahn-Plan.

Hamburger Firma will Immunitätspass durchsetzen

Es wäre „völlig kontraproduktiv, diejenigen zu belohnen, die sich angesteckt haben, weil sie sich nicht an die Abstandsregeln halten, und diejenigen zu bestrafen, die auf sich und andere aufpassen“, so Klingbeil in der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. Genau das würde jedoch passieren, wenn ein Immunitätsausweis zum Freifahrtschein für Restaurantbesuche, Fußball oder Veranstaltungen werden würde.

Dr. Can Ansay will die Blockade-Haltung derweil nicht hinnehmen. „Jens Spahn und viele Staaten wünschen sich den Immunitätspass zurecht als Waffe gegen Covid-19“, sagt er. Dank Immuner würden viel weniger Menschen und auch Unternehmen sterben. „Soweit Corona-Verbote dies unethisch verhindern, indem sie rechtswidrig auch für Immune gelten, sind sie sofort zu ändern. Ansonsten ändern wir sie mittels Eil-Klagen durch unseren Rechtsanwalt, der schon mehrere rechtswidrige Corona-Verordnungen gekippt hat“, droht Ansay.

Er wirbt weiter für seinen Ausweis. Alle Ärzte könnten blanko Vordrucke des Passes sowie ein Antikörper-Schnelltestkit ab 19 Euro bestellen. „Diese Antikörpertests aus den USA (…) benötigen kein Labor und weisen (…) Antikörper im Blut bereits nach wenigen Minuten mit über 99 prozentiger Spezifität nach“, so das Unternehmen. 

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