Corona-Impfstoff: Wertvoller als Gold – wie viele Dosen soll Deutschland bekommen?
Im weltweiten Kampf um Impfstoffe setzt die EU auf Verhandlungen mit verschiedenen Herstellern. Um welche Firmen handelt es sich? Wie weit ist man bei den Gesprächen? Was wird in Hamburg hauptsächlich gespritzt? Und warum ist es so wichtig, dass wir beim Impfen global und nicht national denken? Ein Überblick.
Corona-Impfstoff – derzeit ist er wertvoller als Gold. Verantwortlich für die Bestellungen der EU ist die Kommission. Zwei Hersteller liefern bereits an die 27 Mitgliedsstaaten: Biontech-Pfizer (Mainz-New York) sowie das Unternehmen Moderna (Cambridge). Der Biontech-Pfizer-Impfstoff war der erste, der im Dezember 2020 eine bedingte Zulassung von der Kommission erhielt. Die Zulassung gilt deshalb nur als bedingt, da der Impfstoff noch vor Abschluss der vollständigen klinischen Prüfung auf den Markt gebracht wurde.
Corona-Impfstoff: Wieviele Dosen soll Deutschland bekommen?
Bereits vor der Zulassung hatte die EU-Kommission mit Biontech einen Vertrag über 200 Millionen Dosen geschlossen, am 15. Dezember wurde der Kauf von 100 Millionen weiteren Dosen bestätigt. Am 8. Januar empfahl die Kommission den Mitgliedsstaaten außerdem, weitere 200 Millionen Dosen zu bestellen.
So viel Corona-Impfstoff bekommt Deutschland:
In den Hamburger Impfzentren wird laut einem Sprecher der Gesundheitsbehörde bisher hauptsächlich der Biontech/Pfizer-Impfstoff gespritzt. Der Moderna-Impfstoff sei in deutlich geringeren Mengen eingetroffen und werde hauptsächlich in den Krankenhäusern verteilt. Das deutsche Gesundheitsministeriums erwartet nach eigenen Angaben von Biontech/Pfizer aus der EU-Bestellung 64 Millionen Dosen sowie über eine „eigene Option“ weitere 30 Millionen – diese gilt jedoch nicht als gesichert. Von Moderna sollen es noch einmal 50,5 Millionen sein. Bestellt hat Deutschland darüber hinaus: 56,2 Millionen Dosen von Astrazeneca; bis zu 73 Millionen Dosen von Curevac; und 37,25 Millionen Dosen von Johnson&Johnson.
Diese Impfstoffe sind bereits zugelassen:
Nach Biontech erhielt der Impfstoff von Moderna als Zweiter am 6. Januar 2021 die Zulassung von der EU-Kommission – ein Vertrag über 80 Millionen Impfdosen war bereits im November 2020 geschlossen worden, kurz darauf eine Option auf weitere 80 Millionen abgeschlossen.
Mit diesen Firmen hat die EU bereits Verträge geschlossen:
Mit vier weiteren Firmen wurden Verträge über den Ankauf von Impfstoffen geschlossen, sobald sich diese Präparate als sicher und wirksam erwiesen haben. Der erste war ein Abkommen mit dem britisch-schwedischen Pharmakonzern Astrazeneca über den Ankauf von 300 Millionen Dosen sowie die Option auf 100 Millionen, die bereits im August 2020 vereinbart wurden.
Impfstoff: EU-Vertrag mit Astrazeneca
Am 29. Januar wird mit einer Zulassung des Impfstoffes gerechnet. Allerdings deuten Testergebnisse darauf hin, dass er bei älteren Menschen weniger wirksam ist. Und: Sollte Astrazeneca die EU-Zulassung erhalten, werde die Menge zu Beginn niedriger sein, hatte eine Sprecherin des britisch-schwedischen Unternehmens vor wenigen Tagen erklärt. Grund sei eine geringere Produktion an einem Standort in der europäischen Lieferkette.
EU-Kommission bestellt hunderte Millionen Impfdosen
Im September 2020 bestellte die EU Kommission bis zu 300 Millionen Dosen Impfstoff bei den kooperierenden französischen und britischen Unternehmen Sanofi und gsk. Mit einer Lieferung wird in der zweiten Hälfte 2021 gerechnet.
Auch der amerikanische Konsumgüter- und Pharmariese Johnson & Johnson arbeitet an einem Impfstoff, der sogar volle Wirksamkeit nach nur einer Impfung verspricht und im Kühlschrank gelagert werden könne. Am 07. Oktober schloss die EU-Kommission einen Vertrag mit dem Konzern über die Bestellung von 200 Millionen Dosen sowie die Option auf 200 Millionen weitere. Zuletzt kam es am 19. November zu einem Vertrag mit dem niederländisch-deutschen Unternehmen CureVac, der der EU den Erwerb von 225 Millionen Impfdosen sowie die Option auf 180 Millionen weitere erlaubt.
Sondierungsgespräche über neue Impfstoffe:
Darüber hinaus hat die EU-Kommission am 17. Dezember ihre Sondierungsgespräche über den Erwerb eines potenziellen Impfstoffes mit dem US-amerikanischen Pharmaunternehmen Novavax abgeschlossen. Der angedachte Vertrag sieht die Lieferung von 100 Millionen Dosen und die Option auf 100 Millionen weitere vor. Die Gespräche mit dem französischen Unternehmen Valneva endeten am 12. Januar. Der mit diesem Konzern geplante Vertrag sieht den Erwerb von 30 Millionen Impfdosen und die Option auf 30 Millionen weitere vor.
Beim Impfstoff muss global gedacht werden:
Bundeskanzlerin Angela Merkel zieht auch eine Kooperation mit Russland in Betracht, wo der Impfstoff „Sputnik V“ hergestellt wird – eine EU-Zulassung vorausgesetzt. Nachdem sich Russland an die zuständige EU-Arzneimittelagentur EMA gewandt habe, habe Merkel Unterstützung des bundeseigenen Paul-Ehrlich-Instituts für das Verfahren angeboten. Über eine mögliche Produktion in Deutschland werde bereits diskutiert, sagte der Chef des staatlichen russischen Direktinvestmentfonds, Kirill Dmitrijew.
Bei der Impfstoffverteilung dürfen die ärmsten Länder der Welt nicht außer Acht gelassen werden, sagte UN-Generalsekretär António Guterres: „Es besteht jetzt die klare, reale Gefahr von Mutationen, die das Virus übertragbarer oder tödlicher oder resistenter gegen vorhandene Impfstoffe machen. Wir müssen schnell handeln.“
Darum hat die EU-Kommission auch festgeschrieben, dass Mitgliedsstaaten Impfdosen an ärmere Länder spenden können.