• Sind Schulen nun Corona-Infektionsherde oder nicht? (Symbolfoto)
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Corona in Hamburg: Sind Schulen doch Infektionsherde?

Stecken sich Kinder und Jugendliche genauso leicht mit Corona an wie Erwachsene? Und verbreiten sie die Krankheit ebenso schnell? Diese Fragen beschäftigen im derzeitigen Corona-Hoch viele, will man doch wissen, ob und wie stark Schulen die Pandemie treiben. Jetzt hat die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Landesverband Hamburg (GEW) die Zahlen des Robert-Koch-Instituts (RKI) und die des Statistikamts Nord ausgewertet.

Die GEW Hamburg hat anhand der öffentlich zugänglichen Zahlen des RKI und des Statistikamts Nord die Inzidenzwerte in Hamburg nach Altersgruppen aufgeschlüsselt und die Inzidenz der 6- bis 18-Jährigen (entspricht ungefähr den Schulpflichtigen) anschließend mit der der Gesamtbevölkerung verglichen.

GEW: Schulpflichtige haben höheres Corona-Infektionsrisiko als Rest der Bevölkerung

Ihr Ergebnis: Besonders in den Wochen nach den Herbstferien (Kalenderwoche 45 bis 47) lag die Inzidenz bei den 6- bis 18-Jährigen deutlich über der der Gesamtbevölkerung. In der KW 45 (2. bis 8. November) lag sie sogar bei 215,6 – während die Inzidenz bei der Gesamtbevölkerung bei 165,9 lag. Schulpflichtige hatten in dieser Zeit ein höheres Infektionsrisiko als der Rest der Bevölkerung, so die GEW.

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Während der Herbstferien (5. bis 16. Oktober), in denen kein regelmäßiger Unterricht stattfand, waren die Inzidenzwerte in beiden Gruppen hingegen nahe beieinander: In KW 41 lagen sie jeweils bei rund 38,2. In KW 42 lag sie bei den 6-18-Jährigen bei 46,2, in der Gesamtbevölkerung bei 57,2. Laut GEW spricht der starke Anstieg nach den Herbstferien für einen Zusammenhang zwischen Schulunterricht ohne Einhaltung der AHA-Regeln und steigender Inzidenz.

Corona in Hamburger Schulen: Inzidenz bei 6-18-Jährigen zeitweise höher als der der Gesamtbevölkerung

Dieser Interpretation hat die Schulbehörde widersprochen. „Die GEW zieht völlig falsche Schlussfolgerungen aus den Daten, weil sie nicht die Inkubationszeit berücksichtigt“, so der Sprecher Peter Albrecht zur MOPO. Da zwischen Infektion und der Feststellung der Krankheit einige Tage längen, würden die Daten vielmehr zeigen, dass sich der Schulbesuch vermindernd auf das Infektionsgeschehen auswirke, die Ferien selbst hingegen infektionssteigernd. „Außerdem berücksichtigt die GEW nicht, dass vier von fünf Infektionen nicht an Schulen passieren, sondern außerhalb“, so Albrecht.

„Wo sich die Kinder und Jugendlichen anstecken, wissen wir nicht“, so Fredrik Dehnerdt der GEW zur MOPO. Die Schere zwischen der Inzidenz der Gesamtbevölkerung und der Schulpflichtigen geht zwei Wochen nach erneutem Schulstart auseinander. Das zeige, dass die Infektionen nicht in den Ferien, sondern im Schulbetrieb stattgefunden haben. In den Wochen nach den Herbstferien habe es in den Schulen viele Corona-Fälle gegeben und somit habe für Schüler und Lehrer ein höheres Risiko bestanden, sich anzustecken.  

Streit um Rolle der Hamburger Schulen: Treiben sie die Corona-Pandemie?

Auch in den KW 48 und 49 (23. November bis 6. Dezember) lag die Inzidenz bei den überwiegend Schulpflichtigen noch höher als in der Gesamtbevölkerung, die Diskrepanz hatte sich aber etwas verkleinert (KW 48: 6-18-Jährige: 91,5, Gesamtinzidenz: 88,1; KW 49: 6-18-Jährige: 127,8, Gesamtinzidenz: 121,7).

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Die Gewerkschaft hatte gefordert, die Schulklassen zu verkleinern. „Herr Rabe sollte seine Fürsorgepflicht für die in der Schule Tätigen und die Schülerinnen und Schüler ernst nehmen und nicht so tun, als sei aktuell ein ‚normaler‘ Unterricht möglich“, so Anja Bensinger-Stolze, Vorsitzende der GEW Hamburg. Die GEW hatte auch den Hamburger Sonderweg, die Schulen zwar geöffnet zu lassen, aber die Anwesenheitspflicht aufzuheben, stark kritisiert. (ncd)

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