Corona in Hamburg: Streit um Kita-Öffnung: Wie gefährlich sind Kinder wirklich?
Homeoffice und Kinderbetreuung gleichzeitig: Für viele Eltern geht die nervliche Zerreißprobe weiter. Denn Kitas und die meisten Grundschulklassen bleiben aufgrund der Corona-Epidemie noch für mehrere Wochen geschlossen – mindestens. Doch wie gefährdet und gefährlich sind die Lütten tatsächlich?
Dass Kinder nicht nur meist keine oder nur leichte Symptome zeigen, wenn sie sich mit dem Coronavirus angesteckt haben, ist bereits bekannt. Aktuelle Studien legen aber nahe, dass sie die durch den Erreger ausgelöste Krankheit Covid-19 viel weniger stark verbreiten als Erwachsene. Die Angst, dass sich Schulen und Kitas als Viren-Schleudern herausstellen können, wäre dann unbegründet.
Ein Fall in Frankreich zeigte, dass ein Corona-infiziertes Kind mehr als 170 Kontakte mit anderen Personen hatte – aber keine einzige von ihnen ansteckte, nicht einmal die eigenen Geschwister. Die Schlussfolgerung der Autoren der Studie, die in der US-Fachzeitschrift „Clinical Infectious Diseases“ veröffentlicht worden war: Möglicherweise geht von Kindern ein sehr geringeres Ansteckungsrisiko aus.
Corona-Studie in Island: Kaum Corona-Fälle bei Kindern
Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt eine Studie aus Island, wo Schulen und Kitas weiterhin offen sind. Auch diese Untersuchung legt nahe, dass Kinder bei der Verbreitung der Krankheit keine große Rolle spielen: Unter den 13.000 getesteten Personen war kein einziges Kind unter zehn Jahren. Von den Kindern über zehn Jahren waren nur 0,8 Prozent Träger des Virus, wie der „Spiegel“ berichtet.
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Deutschlands führender Virologe Christian Drosten sieht die isländische Studie in seinem am Montag erschienenen NDR-Podcast skeptisch. Er hält die Ergebnisse aufgrund der Auswahl der Testpersonen für „verfärbt“.
Corona-Risiko für Kinder: Christian Drosten gibt keine Entwarnung
Eine Entwarnung für die Verbreitung des Coronavirus‘ durch Kinder kann der Chef-Virologe der Berliner Charité daher noch nicht geben. Es gebe deutliche Hinweise darauf, dass Erwachsene und Kinder gleich viele Viren ausscheiden – zumindest über den Rachen. Das sei das Ergebnis einer umfangreichen italienischen Studie.
In dem italienischen Dorf Vo wurden etwa 80 Prozent der Bevölkerung durch alle Altersgruppen hindurch getestet. Etwa 43 Prozent der Infizierten zeigten keine Krankheitssymptome. Und die Menge der Virusausscheidungen war in fast allen Altersgruppen gleich hoch.
Corona: Auch scheinbar Gesunde verbreiten das Virus
Das heißt: Egal, ob man schon hustet oder sich noch topfit fühlt, kann man bereits das Virus verbreiten. Das legt laut Drosten auch eine Studie aus Hongkong nahe, nach der sich 44 Prozent des Infektionsgeschehens vor dem Ausbruch der ersten Krankheitsanzeichen abgespielt hätten.
Video: So läuft der Corona-Neustart
Auch das Infektionsrisiko für die Kleinen selbst scheint Drosten zufolge nicht anders zu sein als bei Erwachsenen. Eine chinesische Studie hat die sogenannte „Attack Rate“ untersucht, also die Zahl der Personen, die dem Virus ausgesetzt waren und sich daraufhin tatsächlich infiziert haben. Getestet wurden etwa 400 Infizierte und fast 1300 Kontaktpersonen.
Studien legen nahe: Kinder und Erwachsene haben gleiches Corona-Risiko
Das Ergebnis: Die Wahrscheinlichkeit, sich bei einem Kontakt mit einem Infizierten anzustecken, war bei Kindern und Erwachsenen gleich hoch. Drosten weist aber darauf hin, dass diese Zahlen noch nicht ausreichen, um das Risiko sicher einzuschätzen.
Was hingegen als sicher gilt, ist: Abstand einhalten und das Bedecken von Mund und Nase sind sinnvolle Maßnahmen gegen eine Ausbreitung der Krankheit. Und das sind Dinge, die bei Kindern nicht funktionieren werden.